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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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algerischen Kamelreiter aus der Wüste zurück. Der junge Leutnant, der sie anführte, hob stumm die Schultern.
    Nichts.
    Nur Sand, Sonnenglut, Wind und Einsamkeit.
    Die Wüste hatte Dr. Bender verschluckt wie einen Wassertropfen.
    »Es ist eine Tragödie«, sagte Brennot erschüttert. »Ein so junger, hoffnungsvoller Mensch. Ein so begabter Arzt. Wissen Sie, Serrat, daß Dr. Bender ein ganz großer Könner war?«
    »Ja.« Serrat wischte sich über die Augen. »Wir alle hatten ihn gern. Gleich als er ankam … das ist ein neuer Freund, dachten wir alle –«
    Brennot flog tief ergriffen nach Ouargla zurück und schrieb seinen Bericht an die Direktion in Algier.
    Dr. Ralf Bender ist in der Wüste vermißt. Mit seinem Tod kann mit Sicherheit gerechnet werden. Die Umstände, wie es dazu gekommen ist, werden wohl nie geklärt werden. Die Geheimnisse der Wüste begreift ein Mensch nie.
    »Das hätten wir«, sagte Serrat erfreut, als alles wieder aus dem Lager war. Die Hubschrauberflotte verschwand als dunkle Punkte am Himmel, die Kamelreiter waren abgerückt und ritten über die Straße nach Zaouia el Kahla. »Was wird nur, Freunde, wenn die Holzköpfe von der Verwaltung uns einen neuen Arzt schicken? Wir können doch nicht ständig Ärzte verschwinden lassen –«
    Aber diese Sorge war unbegründet. In Ouargla strich Brennot die Arztstelle für die Außenbohr-Camps X-XIII. Die Sanitäter und Schwester Cathérine reichten aus für kleinere Unfälle. Wurden schwere Verletzungen gemeldet, flog ein Hubschrauber sie ins Lazarett nach Ouargla.
    Dr. Bender war tot. In den Akten, in den Gehaltslisten, bei den Behörden. Sogar nach Deutschland flog die amtliche Bestätigung, und auch hier wurde der Name Dr. Ralf Bender in die Totenliste eingetragen und die Karteikarte in seiner Heimatstadt berichtigt. Ein Freund setzte sogar eine kleine Todesanzeige in die Heimatzeitung. Aber die interessierte niemanden.
    Ein Mensch war abgeschrieben.
    Serrat hielt Wort: Cathérine durfte bei Dr. Bender wohnen, sooft und so lange sie es wollte. Als Molnar, breit grinsend, am Abend noch ein Kopfkissen und zwei Decken in den großen Raum warf und kurz darauf Cathérine erschien und eingeschlossen wurde, begriff Bender erst nicht, was hier vorging.
    »Hat es Sie nun auch erwischt?« fragte er ahnungslos. »Was haben Sie angestellt, daß Pierre Sie in die Verbannung schickt?«
    »Nichts. Ich wollte nur bei Ihnen sein.«
    »Freiwillig?«
    »Ja.« Sie öffnete einen Korb, den sie mitgebracht hatte, und holte eine Petroleumlampe heraus. Bender betrachtete sie wie eine wertvolle Plastik.
    »Welch ein Luxus! Liest Serrat etwa seit neuestem moralische Bücher?«
    Zwei Minuten später war der Raum erhellt. Das warme, blakende Licht der Petroleumlampe verbreitete fast Romantik in der stinkenden Baracke. Nebenan lag der Schmierölvorrat des Camps, und der Geruch zog durch das Holz wie ein Gas. Cathérine hatte sogar eine Wachstuchdecke mitgebracht und breitete sie jetzt über die Kiste aus.
    »Das Zimmer einer Villa«, sagte Bender sarkastisch. »Cathérine … das alles ist so irr, daß man es nicht begreifen kann.«
    »Nehmen wir es hin, wie es ist.« Cathérine schüttete aus einer Thermosflasche Bouillon mit Ei in die Blechtassen und servierte auf den Plastiktellern gebratene Frikadellen. Dazu gab es Gemüse … eine gehackte Kohlsorte, die man aus der Oase Bou Akbir holte. Sie schmeckte wie Wirsing, nur etwas bitterer.
    Nach dem Essen spielten sie Karten … und dann kam die Stunde, auf die Cathérine gewartet hatte, der sie entgegenfieberte, bei der ihre Nerven zu flimmern begannen, wenn sie daran dachte.
    Dr. Bender zögerte. Er sah auf die Uhr, die Cathérine auf die Kiste gelegt hatte. Es war schon nach Mitternacht. Bisher hatte er sich immer ganz entkleidet und nackt unter den Decken gelegen; jetzt behielt er sein Hemd an und die Hose und zog nur die Schuhe aus. Dann breitete er eine Decke über die Erde und legte sich darauf, vor das Bett. Cathérine preßte die Lippen aufeinander und atmete stoßweise durch die Nase.
    Ich muß es tun, dachte sie. Er würde vor dem Bett liegen bleiben wie ein Hund.
    »Das kommt nicht in Frage«, sagte sie mit belegter Stimme. »Sie behalten Ihr Bett. Der Eindringling bin ich. Ich schlafe auf der Erde.«
    »Sie wissen, daß ich das nie zulasse, Cathérine. Es ist eine Frechheit von Serrat, Sie in diese Situation zu bringen.«
    »Es ist nicht mehr zu ändern.« Cathérine drehte sich um. Und dann erlebte Bender mit

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