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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schnürstiefel.
    Ali ben Achmed verzog das Gesicht, als man sie ihm meldete und er sie vorlassen mußte, wenn er nicht einen Skandal entfachen wollte. Er kannte Cathérine zu gut … sie würde sich vor sein Haus stellen und so lange auf die Fenster und alles, was Achmed gehörte, schießen, bis er als Chef der Oase gar nicht anders konnte, als sie – dann allerdings wegen Sachbeschädigung – zu empfangen.
    Cathérine machte nicht viel Worte, als sie in den großen Empfangssalon geführt wurde, wo ein Diener bereits Kaffee servierte, das Zeichen aller arabischen Gastgeber, daß der Besuch willkommen sei.
    »Wo ist Dr. Bender?« fragte sie ohne Einleitung. Achmed, der gerade aus dem Nebenraum trat und sich die Hände abtrocknete, die er in eine Schüssel mit rosenduftendem Wasser gehalten hatte, blieb verblüfft stehen.
    »Der deutsche Hakim? Das fragen Sie mich, mademoiselle?«
    »Ali, sprechen Sie mit mir vernünftig.« Cathérine setzte sich nicht, obgleich der Diener mehrfach auf die großen, ledernen Sitzkissen hindeutete. Sie blieb mitten im Raum stehen, die Hände an den Gürtel gelegt, cowboyhaft, die Beine gespreizt. Achmed sah schnell weg … für ihn verband sich Weiblichkeit mit anderen Eigenschaften, als Cathérine jetzt vorwies. »Er ist bei Ihnen.«
    »Nein.«
    »Doch! Sie haben ihn abgeholt.«
    »Und er ist wieder gegangen.«
    »Zu Fuß, was? Halten Sie mich für eine ausgedörrte Idiotin?«
    »Bei Allah, nein.« Achmed setzte sich. Seine schwarzen Augen sahen nachdenklich auf Cathérines offene Pistole. Sie zieht schnell, dachte er. Schneller, als wir denken oder handeln können. Sie muß es jahrelang geübt haben … sie kann mit der Pistole zaubern. »Er bekam von mir einen Maulesel.«
    »Einen was?« fragte Cathérine überrumpelt.
    »Maulesel, Mademoiselle Cathérine. Ich bot ihm an, einen Wagen vom Camp herbeizurufen, – er wollte nicht. Soll man einen Menschen mit einem so starken Willen wie den Hakim hindern? Er ritt weg. Ist er nicht angekommen?«
    »Würde ich sonst nach ihm fragen?«
    »Das stimmt. Wo kann er nur sein?« Achmed wiegte den Kopf. Es sah grotesk aus und doch wiederum so, daß Cathérine nahe dem Platzen war. Er spielt mit uns allen Katz und Maus, er weiß genau, wo Bender ist. Hier im Haus, bei Saada, dem Bräutchen! Aber ich räuchere sie aus! Reiz mich nicht zu sehr, Achmed. Ich habe draußen im Jeep ein Kilo Dynamit in kleinen, niedlichen Rollen. Und Zündschnüre. Und ein Feuerzeug. Dein Palast zerbläst zu Staub, wenn ich es will.
    Sie senkte angriffslustig den Kopf. Achmed blickte schnell zur Tür. Dort standen zwei Diener sprungbereit – aber er ahnte, daß sie gegen dieses Teufelsweib Cathérine wie zahnlose Greise waren.
    »Wo ist Saada?« fragte sie.
    Das Herz Achmeds machte einen wilden, schmerzhaften Sprung. Seine Augen schienen mit Blut übergossen zu werden.

»Sie ist zu ihrer Tante nach In Salah gefahren.«
    »So plötzlich?«
    »Sie brauchte Luftveränderung.«
    »Und Dr. Bender ist mitgefahren –«
    »Ich schwöre beim Barte Mohammeds – nein!« Es war ein Schwur, den Achmed besten Gewissens aussprechen konnte. Bender lag noch in seinem Grab tief unter diesem Haus und atmete kaum, um so lange wie möglich den Luftvorrat zu behalten. »Sie ist allein gefahren. Was sollte auch der Hakim bei ihr? Sie ist gesund.«
    Achmed sprach es mit größter Mühe. Wo ist sie wirklich, dachte er. Alle lügen und heucheln sie! Sie wissen, wo Saada sich versteckt, sie wollen den Doktor nur wiederhaben, damit sie ihn zu Saada führen! Alle haben sich verschworen gegen mich! O Allah, was habe ich getan, daß man mich so straft …
    Cathérine setzte sich. Sie wußte: Im Augenblick war nichts aus Achmed herauszubekommen. Geduld ist ein Kind der Wüste … wer es mißhandelt, kann seinen Tod herbeirufen.
    Sie trank ihren Kaffee, streckte dann die Beine in den Stiefeln vor und sah Achmed lange und schweigend an. Ali hielt diesen Blick eine Zeitlang aus … dann wurde er unsicher, nervös und steckte sich aus Verlegenheit eine Zigarette an.
    »Wann heiraten Saada und Bender?« fragte sie plötzlich.
    Achmed schoß aus seinem Kissen wie gestochen.
    »Wo heiraten?« brüllte er. »Ich bringe ihn um!«
    »Danke.« Cathérine erhob sich von dem Lederkissen. »Das war echt, Ali. Ich weiß jetzt, daß Bender und Saada nicht zusammen sind. Was mit Saada ist, interessiert mich nicht. Von mir aus kann sie auf dem Mond sein! Aber wo ist Dr. Bender?!« Sie legte die Hand auf den Knauf

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