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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sah Bender, daß der Scheich weinte. Hier unten, in einem steinernen Sarg, konnte er seine Härte abfallen lassen. Hier war er ein hilfloser Mensch, ein Vater, der vor Angst um sein Kind an den Rand des Zusammenbruchs getrieben wurde. »Meine Reiter sind in alle Ecken ausgeschwärmt, ich habe ein Vermögen geboten für Saadas Auffinden … sie kommen alle wieder aus der Wüste zurück, allein, mit traurigen Augen.«
    »Und warum wollen Sie mich hier ersticken lassen?« rief Dr. Bender.
    »Sie sind der Anlaß von Saadas Verschwinden. Nur Sie allein! Man hat das Rad im Camp XI gesehen … also suchte Saada Sie. Dann war das Rad wieder weg, und mit ihm mein Kind! Es lebte noch und wäre bei mir, wenn es Sie nie in der Wüste gegeben hätte, Doktor. Das sehen Sie doch ein?!«
    »Welch eine schiefe Logik ist das, Achmed.«
    »Sie haben Saada gezeigt, was menschliche Liebe ist! Sie haben sie genommen wie der Hund die Hündin! Und daran ist sie zerbrochen, an Ihnen, Sie weißer Lump!« Achmed stieß sich von der Wand ab. »Gestehen Sie, daß Sie den Tod verdient haben. Denken Sie jetzt nicht an Ihre Gesetze. Denken Sie bloß an die Gesetze des Blutes! An die Gesetze der Natur, Doktor! Denken Sie daran, daß auch Sie eine Tochter hätten … schön wie Saada … und es kommt jemand und verursacht ihren Tod, ganz gleich, unter welchen Umständen … Was würden Sie tun, Doktor?«
    Dr. Bender schwieg. Er ging langsam zu seinem Lager zurück, warf sich auf den Rücken und schloß die Augen.
    »Machen Sie das Grab wieder zu, Achmed«, sagte er tonlos. »Und nehmen Sie die Lampe mit. In einem Sarg ist es dunkel.«
    Mit schleifenden Schritten, gebrochen und um Jahre älter, verließ Achmed den Keller. Die Lampe ließ er stehen, und auch die Tür ließ er offen. Bender sah es sofort, aber er rührte sich nicht. Das ist eine neue Teufelei, dachte er. Stehe ich auf und gehe hinaus in den Gang, steht dort ein Wärter und tötet mich. Auf der Flucht … das beruhigt das Gewissen Achmeds …
    Er wartete … aber nichts rührte sich. Kein Laut, nur vollkommene Stille um ihn.
    Er schob sich von seinem Diwan, schlich zur Tür und wartete dort. Er drückte gegen das Holz, die Tür schwang auf und schlug an die Wand.
    Stille.
    »Hallo –« sagte Bender mit trockener Kehle. »Hallo. Die Tür ist ja offen.«
    Keine Antwort.
    Er machte einen Schritt vorwärts, hinein in den völlig dunklen Gang und verharrte dann wieder.
    Kein Geräusch, kein Schaben, keine Regung. Nur schwarze Finsternis.
    Es ist eine Falle, dachte er. Wenn ich mir nicht sicher war … jetzt bin ich es. Nur ein paar Schritte weiter noch, und es geschieht. Was, das wußte er nicht, aber er war auch nicht neugierig darauf. Er tappte zurück in sein Grab, lehnte die Tür wieder an, nahm die Lampe, stellte sie neben sich und warf sich wieder auf das Bett.
    Saada, dachte er, und sein Herz verkrampfte sich. Ist sie wirklich in der Wüste verschollen? So etwas gibt es doch gar nicht. Sie kennt den Erg Tifernine wie ihre Oase. Aber was wollte sie im Camp XI, und was hat man ihr dort erzählt? Ist sie auf Cathérine geprallt? Hat Serrat sie entdeckt?
    Eiskalt durchrieselte es ihn. Die Angst schnürte ihm die Luft ab.
    Cathérine. Das Mädchen, das ihr Herz neu entdeckte. Das zu ihm kroch ins Gefängnis. Ein herrliches wildes Tier … und ein Raubtier, wenn Saada in ihre Fänge kam.
    Und dann Serrat. Dieser Bulle, der alles niederwalzte, was sich ihm in den Weg stellte. Der auch Saada zerbrechen würde wie ein Stück trockenes Holz, wenn er sie in die Finger bekam. Serrat, dessen Haß gegen alle Eingeborenen schon an Wahnsinn grenzte. Mein Gott, wenn er Saada im Lager ergriffen hatte –
    Bender sprang hoch und rannte zur Tür. Er stieß sie auf und brüllte in den dunklen Gang hinein.
    »Achmed … hören Sie mich an! Was Sie auch mit mir vorhaben … hören Sie mich an! Suchen Sie Saada im Camp! Fragen Sie Cathérine! Fragen Sie Serrat! Aber fragen Sie nicht höflich … spannen Sie Serrat zwischen zwei Kamele und lassen Sie ihn langsam zerreißen, bis er gesteht! Er weiß, wo Saada ist … nur er! Achmed … hören Sie mich?! Höööööören Sie?!«
    Seine Stimme gellte schauerlich und wurde zurückgeworfen. Aber niemand antwortete ihm.
    Da wagte er es, rannte zurück, nahm die Lampe und stürmte den Gang hinunter. Niemand hielt ihn auf. Auch an der Treppe nicht, die Tür oben war auch nur angelehnt, er stieß sie auf, befand sich in einer Art Stall und sah durch die Fenster, daß

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