Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
dann. »Springt ihr nach! Hundert Dinare für den, der sie herausholt!« Er selbst rannte an das Ufer und sah auf Saada, die instinktiv schwamm, untertauchte, zu versinken schien, wieder an die Oberfläche kam und weiterschwamm … hinaus ins freie Meer, in den sicheren Tod.
    Zwei Angestellte Hadschars hechteten hinterher ins Wasser. Es waren geübte Schwimmer … sie kraulten Saada nach, erreichten sie schon nach wenigen Metern und fielen im Wasser über sie her. Brutal hieben sie ihr auf den Kopf, fingen die Untertauchende auf und brachten sie an Land. Dort hoben sie die Ohnmächtige auf das Schiff und trugen sie in eine Kabine, die Ali abschloß; den Schlüssel steckte er in seine Tasche. Das Bullauge, das wußte er, war verschraubt.
    Der letzte Versuch Saadas, zu flüchten oder zu sterben, war gescheitert.
    In der Nacht legte das weiße Schiff von Gabès ab und fuhr hinaus ins Meer. Ein weiter Weg lag vor ihnen … von Gabès um die ganze Landspitze von Tunis herum zurück nach Algerien, wo man in Annaba, dem früheren Bône, landen würde. Ein Seeweg von 800 Kilometern. Aber der sicherste Weg für die Mädchen des Ali Hadschar. Eine Fahrt von knapp drei Tagen, ohne Aufenthalt, wenn das Meer ruhig blieb.
    Ali stand vorne am Bug, als sein weißes Schiff schäumend das Meer durchpflügte. Er ließ mit voller Fahrt reisen … die Hauptlast des Schiffes bestand aus Benzin. Alle Laderäume lagen voll Tonnen, selbst auf Deck waren die Benzinfässer festgezurrt.
    Als die Lichter von Gabès am Horizont versanken und nur das dunkle, schwach bewegte Meer um ihn war, atmete Ali auf. Von nun an gab es keine Gefahr mehr für ihn. In Algerien hinderte ihn niemand, die Mädchen an Land zu bringen … die Polizeiposten an dem Küstenstreifen, wo Hadschars privater Landungssteg sich befand, lebten vom Geld Alis. Sie wurden blind und taub, wenn das weiße Schiff von großer Fahrt zurückkehrte.
    Das Schicksal Saadas war unabwendbar geworden.
    Am nächsten Tag schien eine helle Sonne über dem Meer. Es lag vor dem Schiff wie ein blauer Zaubersee. Ali hatte gut gefrühstückt, die anderen Mädchen sonnten sich nackt auf dem Hauptdeck, und Ali war zufrieden mit seinem Einkauf. Lauter junge, unverbrauchte Körper. Schlank, braunhäutig mit einem Seidenglanz, kleine feste Brüste. Er stellte sich vor die Mädchen, die ihn unbefangen ansahen und anlächelten, sich wie die Katzen an der Sonne streckten und dehnten und das neue Leben genossen. Für sie war der Sprung vom Wüstendorf in die große Welt ein Geschenk Allahs. Was hieß hier verkauft, was hieß Sklavin? Zu Hause, in den Steinhöhlen, waren sie nicht weniger rechtlos, wurden sie als Arbeitstiere gehalten, mußten später ihrem Manne Untertan sein und galten weniger als ein Esel oder ein Kamel. Das Recht der Frau … es gab es nicht in der Wüste. Wenn ein Kamel starb, trauerte die ganze Familie … starb eine Frau, wurde sie in die Grube gekippt und zugeschaufelt. Denn Allah hat die Frau geschaffen zur Arbeit und zum Gebären … daß sie auch eine Seele hat, davon steht nichts im Koran.
    Hadschar gönnte sich einen schönen Morgen. Er legte sich zwischen die nackten Mädchen, betastete ihre Brüste, streichelte ihre Schöße und zeigte dann, wer der Herr war. Er bestimmte eines der Mädchen, ein kräftiges Ding aus Ghardaia mit Brüsten wie Speerspitzen, mitzukommen, nahm sie mit in seine große Kabine und vergnügte sich mit ihr über eine Stunde lang … ein glatzköpfiger, keuchender, schwitzender Vulkan, der erst Ruhe gab, als das Mädchen schlaff wie eine Puppe in seinem Arm lag. Dann brauste er sich, denn er war ein sauberer Mensch, zog einen neuen weißen Haikh an und ging zur Kabine Saadas. Als er sie aufschloß, saß Saada am verschraubten Bullauge und sah hinaus auf das blauleuchtende Meer.
    »Ein herrlicher Morgen«, sagte Ali. Er setzte sich neben die Tür auf einen Hocker und legte eine kurze, geflochtene Peitsche über die Knie. Saada antwortete nicht, sie drehte sich auch nicht zu ihm um. »Die anderen Mädchen liegen in der Sonne, trinken Orangensaft, haben weißes Brot mit Honig gegessen und lassen den Seewind über ihre Körper wehen. Du könntest das auch, wenn du vernünftig wärst. Sieh doch ein, daß es keinen Sinn hat, sich zu wehren …«
    Hadschar wartete, aber Saada zeigte keinerlei Regung. Es war, als habe er gegen den Wind gesprochen. Da ließ er die kurze Peitsche gegen seine Schenkel klatschen, und diesen Ton schien Saada zu kennen. Sie zog die

Weitere Kostenlose Bücher