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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schultern etwas hoch, ihr Kopf senkte sich nach vorn. Ali lächelte breit.
    »Steh auf«, befahl er. »Leg die Kleider ab und tanze.«
    Saada rührte sich nicht. Nur ihre Finger verkrampften sich ineinander. Ali klatschte wieder mit der Peitsche gegen seine Schenkel.
    »Ich weiß, du kannst noch nicht so tanzen, wie es sein muß. Aber du wirst es lernen. Den besten Lehrmeister sollst du bekommen … mich! Los, tanze!«
    Saada bewegte sich nicht. Sie zeigte auch keinerlei Regung, als Hadschar aufsprang und hinter sie trat. Erst, als der erste Peitschenhieb ihre Schultern traf und durch das Kleid hindurch einen Striemen in die braune Haut schnitt, fuhr sie wie eine Schlange herum und sprang Ali an.
    Der Glatzkopf wich geschickt zurück und hieb auf ihre vorgestreckten Arme. »O du Teufel!« sagte er dabei. »Du wildes Füchslein! Muß ich dich wirklich erst zerbrechen, ehe du vernünftig wirst?!« Er warf sie mit einem neuen Schlag zurück an die Wand, klemmte dann die Peitsche unter die Achsel, stürzte sich auf Saada und riß ihr mit zwei kräftigen Rucken das Kleid vom Körper. Nackt stand sie vor ihm, in einer Schönheit, die ihn verwirrte, gespannt wie eine Bogensehne, geduckt wie ein Löwe zum Sprung. Ihre vollen, straffen Brüste wogten im hastigen Atmen. Die Muskeln in ihren Schenkeln waren gespannt.
    »O Allah –«, sagte Hadschar voll Überzeugung. »Welch schöne Menschen läßt du wachsen –« Dann nahm er die Peitsche wieder in die rechte Hand und wog sie, als sei sie eine Stange Manna. »Tanz!« befahl er noch einmal.
    Saada blieb stehen, ihre Augen sprühten Feuer, und als sie jetzt den Kopf schüttelte, fielen ihre langen Haare über ihren nackten Körper wie ein Vorhang.
    »Ich verfluche dich!« sagte sie leise. »Ich verfluche dich –«
    »Ich bin tausendfach verflucht worden und nicht daran gestorben«, antwortete Hadschar mit verzerrtem Lächeln. Er dachte an seine Bar in Annaba, an das Kapital, das Saada für ihn bedeutete, und er verdrängte mit diesen Gedanken alle Gefühle, die der Anblick ihres herrlichen Körpers in ihm erweckt hatte. Sie ist ein Objekt zum Geldverdienen wie alle anderen, sagte er sich vor. Bisher habe ich noch jeden Widerstand gebrochen … warum soll sie anders behandelt werden als die anderen Weiber?
    Er atmete tief ein und schlug dann zu. Rücksichtslos klatschte die kleine Peitsche auf die nackte Haut Saadas … ein paarmal sprang sie wie eine Wildkatze vor, mit kleinen spitzen Schreien, aber sie erreichte Hadschar nie, sondern taumelte unter seinen Schlägen wehrlos zurück.
    Nach einer Viertelstunde Kampf gab sie auf. Schwer atmend lehnte sie an der Wand und bedeckte zum Zeichen der Niederlage mit beiden Händen ihr Gesicht.
    »Tanze –«, sagte Hadschar wieder. Er ging zu einem Schränkchen, holte ein Tonband heraus und stellte es an. Musik von Flöten, Handtrommeln und klagenden Geigen erfüllte die Kabine. Eine Melodie der Wüste, unendlich traurig wie die Wüste selbst.
    Und Saada tanzte. Mit geschlossenen Augen bewegte sie den mißhandelten Körper … erst zaghaft, nur in den Hüften wiegend, dann stärker, ein paar Schritte nach vorn und zur Seite, die Arme hoben sich, streiften den Vorhang der Haare von ihrer herrlichen Nacktheit, die Brüste schwankten im Rhythmus, die Beine tänzelten, der Leib drehte sich, die Schenkel bebten … atemlos stand Hadschar an der Tür und starrte Saada an wie ein Wunder.
    Ich tanze … dachte sie … ja, ich tanze. Ich habe kapituliert vor seiner Peitsche. Aber nur heute … der Schmerz war so groß, und er hätte mich in Fetzen gepeitscht. Er kennt kein Mitleid. Aber einmal kommt der Tag der Rache. Einmal wird jeder Schlag vergolten werden.
    Tanze … tanze, Saada … wirf die Füßchen, laß die Arme kreisen, zeige deine nackte Schönheit … laß den Leib im Rhythmus zittern … Ich will leben … jetzt weiß ich es … ich will leben für die Rache … und für dich, mein Liebling, mein weißer Hakim. Ich weiß, du wirst mich finden … und dann möge Allah wegschauen vor dem, was die Rache der Wüste ist!
    Sie tanzte, bis das kleine Tonband abgespielt war, und ließ sich danach auf das Bett sinken. Unter ihren zerwühlten Haaren starrte sie Hadschar haßerfüllt an.
    »War es so gut?« fragte sie heiser.
    »Es war das Schönste, was meine Augen je gesehen haben.« Ali Hadschar klatschte in die Hände. »Wir werden es jeden Tag üben. Wenn wir Annaba erreicht haben, wirst du der Stern Afrikas sein!«
    Und so geschah es

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