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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch. Jeden Tag dreimal übte Hadschar mit Saada tanzen. Während die anderen Mädchen unbehelligt in der Sonne auf dem Oberdeck lagen, denn bei ihnen kam es nicht auf den Tanz, sondern auf ihren Rhythmus im Bett an, mußte Saada sich nach den Klängen der Tonbandmusik drehen und durch die Kabine wirbeln.
    Zuerst wehrte sie sich wieder, ganz bewußt, um Hadschar das Gefühl zu lassen, sie langsam, aber stetig zu besiegen. Nach dem vierten Übungskurs tanzte sie ohne Gegenwehr. Hadschar verfiel ihrer List … er war glücklich, daß ihr Widerstand gebrochen war und Saada – wie er glaubte – sein bestes Geschäft würde.
    »Sie werden dich mit Gold überhäufen«, sagte er und setzte sich neben sie. »Die reichsten Männer werden dir zu Füßen liegen. Und ich verspreche dir … nach zehn Jahren bist du wieder frei! Eine reiche, glückliche Frau …«
    In zehn Jahren, dachte er dabei. Frei wird sie sein, aber nur, um in einem heimlichen Grab zu liegen. Es wird nie einen Zeugen geben, der gegen Ali Hadschar aussagen kann.
    Er tätschelte ihre Schenkel, und sie ließ es geschehen, voll Ekel, der ihr wie Galle hochkam.
    Erst in Annaba sein, dachte sie. Weg von diesem Schiff, von dem es kein Entrinnen gibt. Wenn ich das Land wieder unter den Füßen habe, müßten sie mich schon anketten. Solange ich laufen kann, werde ich versuchen, in die Wüste zurückzukommen.
    Sie biß die Zähne zusammen, als Hadschar sie küßte … aber als er sie hintenüber auf den Rücken legen wollte, trat sie blitzschnell nach ihm. Hadschar nahm es ihr nicht übel … er grunzte tief, lachte und verließ die Kabine.
    »Auch das wirst du lernen«, sagte er an der Tür. »Im Leben ist alles Gewohnheit –«
    Drei Tage zog die weiße Jacht durch das Meer, bis die Küste Algeriens im Morgendunst auftauchte.
    Annaba.
    Der weiße Hafen.
    Die Mädchen standen an der Reling und jubelten. Auch Saada stand auf Deck und starrte der langsam näherkommenden Küste entgegen.
    Meine Freiheit, dachte sie. Meine Freiheit.
    Ich grüße dich –
    Molnar, der kleine Ungar, wurde von dem Gewühl der Menschen in Bou Akbir fortgespült. Wen er auch fragte, er bekam keine Antwort. Wen kümmerte jetzt der weiße Hakim, wo man dabei war, die Heimat aus dem Sand zu graben?
    Er irrte mit seinem Jeep durch die Oase, bis er auf die Idee kam, am Rande zu suchen, dort, wo die wilden Hunde hausten und die streunenden Katzen. Er suchte in den Höhlen und in den Wadis, an den alten Mauern und verlassenen Häusern … und er traf auf einen kleinen krummbeinigen Hund, der ihn beschnupperte, anknurrte und weglief.
    Molnar sah ihm nach und hatte ein merkwürdiges Gefühl. Dieser Hund lief nicht weg … er zeigte eine Spur. Er blieb nach fünf Metern stehen, bellte wieder und lief dann weiter, sich immer umblickend, ob der fremde Mann ihm auch folgte.
    »Verdammter Köter!« sagte Molnar auf ungarisch. Aber er tappte Ludwig nach, durch ein verwildertes Wadi, zu einem verfallenen Stall, in dem der kleine Kerl bellend verschwand.
    Molnar zögerte. Dann stieß er die schiefe Tür auf und trat ein.
    Auf der Erde, zwischen Obst und Eßresten, lag Dr. Bender und schlief vor Erschöpfung. Molnar blieb an der Tür stehen und bekreuzigte sich.
    Ich habe ihn gefunden, dachte er. Er lebt wie ein Hund mit einem Hund zusammen … aber er lebt. Und Cathérine wird leben, wenn es nicht schon zu spät ist.
    Er kniete neben Dr. Bender und spürte, wie ihm die Tränen aus den Augen rannen.
    »Doktor –«, stammelte er. »Doktor, wachen Sie auf.« Er rüttelte Bender, bis dieser aus einem bleischweren Schlaf erwachte und zunächst nicht wußte, was um ihn herum geschah. Doch dann erkannte er Molnar und zuckte hoch. »Sie müssen mit!« schrie ihm Molnar ins Gesicht. »Zurück zur Station! Cathérine … sie stirbt … Sie müssen sie retten! Sie verblutet – Doktor, helfen Sie doch –«
    Bender taumelte hoch und merkte erst jetzt, wie schlapp er geworden war, wie ausgelaugt von der Hitze und dem Sandsturm. Er lehnte sich gegen die Stallwand, sonst wäre er wieder umgefallen.
    »Was ist mit Cathérine?« fragte er und rang nach Atem. »Wo ist Serrat?«
    »Serrat ist in Algier! Wenn er zurückkommt, bringen wir ihn um.«
    »Etwas anderes könnt ihr wohl alle nicht, was? Umbringen! Das ist der Weisheit letzter Schluß! Umbringen! Das ist so einfach, was? Da löst man alle Probleme! Sind wir denn geboren worden, um uns umzubringen?« Bender schwankte zur Tür, riß sie auf und trat ins Freie. Ludwig

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