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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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unentdeckt durch unser Territorium zu schmuggeln, noch einmal großzügig hinwegsehen. Da wir Novorecife nicht mutwillig herausfordern wollen, lasst die beiden gehen.«
    Zufrieden mit sich, bedeutete der Heshvavu seinem Flötisten, ein Lied anzustimmen, und schlenderte aus dem Zimmer. Alicia folgte ihm, umringt von Gardisten. Mjipa bat den Minister um einen Laisser-passer und verließ den Palast in Richtung des Gasthofes, in dem er schon auf der Hinreise abgestiegen war.
     
    »Seid nicht so erzürnt, Herr!« sagte Minyev. Mjipa schritt in seinem Zimmer auf und ab, fluchte wütend vor sich hin, stieß die Faust immer wieder in die geöffnete Hand und knirschte sogar mit den Zähnen. Minyev machte einen erneuten Anlauf, ihn zu beschwichtigen: »Diese hohe Herren tun, wie es ihnen beliebt, gleich einem Bishtar unter den geringeren Kreaturen des Waldes, und wir gemeinen Leute können nur versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Nicht, dass ich Euch einen Gemeinen nennen würde, Herr!«
    »Ich bin entehrt!« knurrte Mjipa. »Ich bin blamiert und entehrt für mein ganzes Leben! Eine terranische Frau, die sich meinem Schutz anvertraut, und ich sehe untätig mit an, wie sie von einem Sittenstrolch, der sich König schimpft, einfach beschlagnahmt wird, damit dieser Lump seine perversen Gelüste an ihr abreagieren kann … ich hätte einem der Gardisten seinen Dolch entreißen und diesem feinen König den Bauch aufschlitzen sollen!«
    »Nicht so laut, bitte«, beschwor ihn das Faktotum, »dass nicht andere Eure verräterischen Worte mithören! Hättet Ihr eine solche tollkühne Narrheit versucht, dann hätten Euch die Wächter in einem Wimpernschlag niedergestochen, und wahrscheinlich die Dame und mich dazu.«
    »Ich hätte doch besser mein Verkleidungs-Set mitgenommen, auch wenn ich nicht vorhersehen konnte, dass ich es brauchen würde. Oder ich hätte einen kleinen Umweg durch den Dschungel machen und die Grenze an einer unbewachten Stelle im Schutze der Nacht überschreiten müssen. Oder ich hätte …«
    »Herr, haltet ein, Euch Vorwürfe zu machen! Wenn wir alle unser Leben noch einmal leben könnten, würden wir, so dünkt mich, im Lichte unserer Erfahrungen alles noch einmal anders machen.«
    »Du bist ja ein richtiger kleiner Philosoph, Minyev.«
    »Ja, Herr; ich versuche, stets die Maximen Nehavends zu beherzigen und den Kurs meines Lebens nach ihnen auszurichten. Doch wie klug wir unsere Handlungen auch planen mögen, die Launen des Schicksals können alle unsere Anstrengungen leicht zunichte machen. Gestattet mir, Euch eine Flasche Kvad aus dem Laden zu holen!«
    Mjipa brummelte irgend etwas Undefinierbares, das Minyev als Zustimmung auffasste. Wenig später kam er wieder mit einer Flasche und zwei Bechern. »Hier, Herr!«
    Einige Becher Kvad später spürte Mjipa, wie sein Zorn langsam zu Trübsinn abebbte. Ansonsten schien das Getränk, das etwa so stark war wie ein terranischer Dessertwein, keinerlei Auswirkungen auf ihn zu haben. Was er jedoch feststellte – dass er mächtig Hunger hatte. Wieder ging Minyev los und kam wenig später mit Essen zurück. Nachdem sie gegessen hatten, fühlte Mjipa sich schon fast wieder wie ein Mensch. Da klopfte es an der Tür.
    Es war Ovanel, das Sklavenmädchen, das schon bei seinem ersten Aufenthalt in Yein zu ihm geschickt worden war. »Herr«, begrüßte sie ihn, »als ich das erste Mal zu Euch kam, hießet Ihr mich, meinen Herren auszurichten, dass Ihr an unsrer Nacht Entzücken gefunden hättet, obgleich Ihr mich unbegattet fortschicktet. Jenes Eures Lobes eingedenk, haben sie mich nun abermals zu Euch gesandt; der Heshvavu selbst, so sagen sie, hätte es befohlen. Welches soll diesmal mein Los sein?«
    Hin- und hergerissen zwischen konfligierenden Drängen, gab Mjipa einen tiefen Seufzer von sich. Seine Selbstbeherrschung und seine Selbstachtung waren in jüngster Zeit schweren Prüfungen ausgesetzt gewesen. Während seiner gemeinsamen Haft mit Alicia hatte ihn seine Lust fast rasend gemacht. Und obgleich er Alicia als Person nicht gerade überschwänglich mochte, hatte ihre Weiblichkeit doch seine männlichen Instinkte erweckt; sie fand seine verlegenen Bemühungen, seine ständigen Erektionen zu verbergen, belustigend.
    Auch erinnerte er sich, wie sehr ihn die Dispute einiger Missionare über die moralische Klassifizierung des Geschlechtsverkehrs mit Krishnanern amüsiert hatten. Da weder im Fünften Buch Mosis noch bei. den Evangelisten etwas darüber geschrieben stand,

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