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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kommen, um vor Gericht auszusagen.
    Nach zwei Ausflügen zum Revisionsgericht von Oklahoma für Strafsachen, einem Jahr in der Geschäftsstelle von Richter Seay, zwei Jahren beim Bundesrevisionsgericht in Denver, zwei nutzlosen, aber vorgeschriebenen Besuchen beim U.S. Supreme Court in Washington, und nachdem Berge von Routineanträgen bei den wechselnden Gerichten eingereicht worden waren, kehrte die Sache Oklahoma gegen Ronald Reith Williamson nach Hause zurück.
    Zurück nach Ada also. Zehn Jahre waren vergangen, seit vier Polizeibeamte einen ungepflegten Mann mit nacktem Oberkörper, der mit einem Rasenmäher mit nur drei Rädern herumhantierte, wegen Mordes verhaftet hatten.
14. Kapitel
    Die Familie von Tom Landrith war seit drei Generationen in Pontotoc County ansässig. Er ging in Ada auf die Highschool und spielte zweimal bei den Footballmeisterschaften von Oklahoma mit. Sein Studium absolvierte er an der University of Oklahoma. Nach dem Examen begann er in einer kleinen Kanzlei in seiner Heimatstadt. 1994 bewarb er sich als Richter am District Court und schlug G. C. Mayhue, dem Ronald Jones 1990 unterlegen war, mit großem Abstand. Richter Landrith kannte Ron Williamson und den Carter-Mord gut. As das Bundesrevisionsgericht die Entscheidung von Richter Seay bestätigte, wusste er, dass die Sache in seinem Gerichtssaal in Ada landen würde. Ada war eine kleine Stadt. Anfang der Achtzigerjahre hatte er Ron vertreten, als sich dieser wegen Trunkenheit am Steuer vor Gericht verantworten musste, außerdem waren sie vorübergehend in derselben Softballmannschaft gewesen. Landrith hatte an der Highschool mit Johnny Carter, Debbies Onkel, Football gespielt, und war ein alter Freund von Bill Peterson. Während des Mordprozesses gegen Ron im Jahre 1988 hatte er aus reiner Neugier mehrmals im Zuschauerraum gesessen. Natürlich kannte er auch Barney gut. In Ada kannte eben jeder jeden.
    Landrith war ein beliebter Richter, volksnah und witzig, aber streng im Gerichtssaal. Er war zwar nie hundertprozentig von Rons Schuld überzeugt gewesen, aber ebenso wenig von dessen Unschuld. Wie die meisten in Ada war er immer der Meinung gewesen, dass bei dem Kerl ein paar Schrauben locker waren. Aber er brannte darauf, Ron zu sehen und dafür zu sorgen, dass er beim zweiten Mal einen gerechten Prozess bekam.
    Der Mord war fünfzehn Jahre her und immer noch nicht einwandfrei geklärt. Richter Landrith hegte großes Mitgefühl für die Carters und die Qualen, die sie durchstanden. Es war an der Zeit, die Sache endgültig zu klären.
    Am Sonntag, dem 13. Juli 1997, verließ Ron Williamson McAlester für immer und wurde von zwei Deputys der Pontotoc County ins Eastern State Hospital gefahren. Wie Sheriff Jeff Glase einem Zeitungsreporter mitteilte, benahm sich der Gefangene anständig.
    »Mir ist nicht bekannt, dass er irgendwie Ärger gemacht hätte«, sagte Glase. »Aber wenn man in Handschellen, Fußfesseln und einer Zwangsjacke steckt, kann man auch nicht viel Ärger machen.«
    Es war Rons vierte Einlieferung ins Eastern State Hospital. Er wurde in ein Programm für Untersuchungshäftlinge aufgenommen, das eine Begutachtung und Behandlung vorsah, damit er eines Tages verhandlungsfähig war.
    Richter Landrith setzte die Verhandlung für den 28. Juli an, verschob den Termin jedoch, weil er das Gutachten der Ärzte vom Eastern State Hospital abwarten wollte. Obwohl Bill Peterson keine Einwände gegen die Begutachtung erhob, ließ er keinen Zweifel daran, was er von Rons Schuldfähigkeit hielt. »Meine persönliche Überzeugung ist«, schrieb er in einem Brief an Mark Barrett, »dass er nach dem Recht des Staates Oklahoma schuldfähig war und dass seine Ausbrüche vor Gericht zum Zeitpunkt der Verhandlung und seiner Verurteilung nur Ausdruck seiner Wut waren.« Und: »Im Gefängnis kam er relativ gut zurecht.«
    Bill Peterson gefiel der Gedanke mit den DNA-Tests. Er war immer davon überzeugt gewesen, dass Ron Williamson der Mörder war, und jetzt gab es eine exakte Wissenschaft, mit der sich das beweisen ließe. Er und Mark Barrett stritten sich in ihrer Korrespondenz um Detailfragen - welches Labor, wer zahlte wofür, wann begannen die Tests -, aber beide waren sich darin einig, dass die Tests stattfinden sollten.
    Ron hatte sich stabilisiert, und es ging ihm besser. Alles, selbst ein psychiatrisches Krankenhaus, war besser als Mc Aester. Das Eastern State Hospital hatte mehrere Abteilungen. Er war auf einer geschlossenen Station mit

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