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Der Gefangene

Titel: Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Montagabend ...«
    Williamson: »Allerdings.«
    Barrett: »Und während der World Series ...«
    Williamson: »Für mich ist das so widerlich, aber trotzdem muss ich da durch, weil Simmons gestehen muss, dass er Debra Sue Carter wirklich am 8. Dezember 1982 in ihrer Wohnung in der 1022 1/2 East 8th Street vergewaltigt, sexuell genötigt, mit einem Gegenstand vergewaltigt und gewaltsam zum Analverkehr gezwungen und ermordet hat.«
    Barrett: »Hören Sie auch, dass Debra Carters Name erwähnt wird, wenn ...« Williamson: »Ja.«
    Barrett: »Auch während der Football-Berichterstattung am Montagabend?« Williamson: »Ich höre ständig Debra Sue Carters Namen.«
    Barrett: »Aber Sie haben doch gar keinen Fernseher in Ihrer Zelle.«
    Williamson: »Ich höre die Fernseher von anderen. In Vinita habe ich sie auch gehört. Ich hatte in der Todeszelle einen Fernseher. Ich höre auf jeden Fall, dass ich mit diesem schrecklichen Verbrechen zu tun habe, und ich tue mein Allerbestes, um meinen Namen von diesem stinkenden Dreck reinzuwaschen.«
    Mark Barrett legte eine kurze Verschnaufpause ein, die alle dringend nötig hatten. Einige Zuschauer wechselten bedeutsame Blicke. Andere runzelten die Stirn, vermieden aber jeden Blickkontakt. Richter Landrith notierte sich etwas auf seinem Block. Verteidigung und Staatsanwaltschaft schrieben auch, obwohl es im Augenblick nicht einfach war, sich sinnvolle Notizen zu machen.
    Aus Sicht eines Anwalts war es extrem schwierig, einen schuldunfähigen Zeugen zu befragen, weil niemand, nicht einmal der Zeuge, wusste, welche Antworten dabei herauskommen würden. Mark entschied sich, Ron einfach reden zu lassen. Für die Familie Carter wohnte Christy Shepherd, Debbies Nichte, dem Prozess bei, die nicht weit vom Haus der Williamsons aufgewachsen war. Sie war anerkannte Psychotherapeutin und hatte jahrelang mit schwer geisteskranken Erwachsenen gearbeitet. Nachdem sie Ron ein paar Minuten lang zugehört hatte, hatte sie sich ihre Meinung gebildet. Später sagte sie zu ihrer Mutter und Peggy Stillwell, Ron Williamson sei ein schwer kranker Mann.
    Dr. Curtis Grundy, Bill Petersons wichtigster Zeuge, beobachtete die Verhandlung ebenfalls, wenn auch aus anderen Gründen.
    Die Befragung ging weiter, obwohl die Fragen eigentlich überflüssig waren. Ron ignorierte sie entweder oder gab eine kurze Antwort, bevor er wieder von Ricky Joe Simmons anfing und weiter faselte, bis er von der nächsten Frage unterbrochen wurde. Nachdem er zehn Minuten lang im Zeugenstand gewesen war, hatte Mark Barrett genug gehört.
    Nach ihrem Bruder war Annette an der Reihe, die zu seiner sprunghaften Denkweise und seiner Besessenheit von Ricky Joe Simmons aussagte.
    Janet Chesley schilderte in allen Einzelheiten ihre Vertretung von Ron Williamson und ihre Bemühungen, ihn in die psychiatrische Krankenabteilung in McAlester verlegen zu lassen. Dann beschrieb sie sein ununterbrochenes, wirres Gerede von Ricky Joe Simmons und erklärte, er sei nicht in der Lage, seine Verteidiger zu unterstützen, weil er von nichts anderem spreche. Sie sei der Meinung, Ron befinde sich auf dem Weg der Besserung. Eines Tages werde er hoffentlich einem neuen Prozess gewachsen sein, aber dieser Tag liege noch in weiter Ferne.
    Kim Marks äußerte sich ähnlich. Sie hatte Ron seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen und freute sich darüber, wie gut er im Vergleich zu früher aussah. Sehr anschaulich beschrieb sie Rons Zustand während seiner Zeit im H-Trakt und sagte, sie habe oft um sein Leben gefürchtet. Sein geistiger Zustand habe sich zwar gebessert, aber Ricky Joe Simmons beherrsche nach wie vor seine Gedanken. Für einen Prozess sei er noch nicht bereit.
    Dr. Sally Church war die letzte Zeugin, die für Ron aussagte. In der langen, wechselvollen Geschichte von Ron Williamsons Gerichtsverfahren war sie die erste Sachverständige, die sich zu seinem Geisteszustand äußerte - eigentlich unglaublich. Er leide an einer bipolaren Störung und an Schizophrenie. Beide Erkrankungen seien besonders schwer zu behandeln, da dem Patienten nicht immer klar sei, wieso er Medikamente nehmen solle. Ron setze seine Tabletten häufig ab, was bei beiden Krankheitsbildern oft vorkomme. Dr. Church beschrieb die Auswirkungen, Behandlungsmöglichkeiten und potenziellen Ursachen von bipolarer Störung und Schizophrenie.
    Als sie Ron am Tag zuvor im Gefängnis untersucht hatte, fragte er sie, ob sie die Stimmen aus dem Fernseher in der Ferne höre. Sie war sich

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