Der Gefangene
sprach, quälte sich durch ihren Vortrag, der im Wesentlichen aus Angaben zu den Zeugen der Anklage bestand, und wiederholte, was diese ausgesagt hatten. Greg Saunders entgegnete in seinem Plädoyer, dass die Anklage kaum etwas bewiesen habe, dass sie ihrer Verpflichtung, Dennis' Schuld ohne einen berechtigten Zweifel zu beweisen, eindeutig nicht nachgekommen sei, dass man bei diesem Fall lediglich von der Mittäterschaftstheorie ausgegangen sei, und dass die Geschworenen seinen Mandanten für nicht schuldig erklären sollten.
Bill Peterson hatte das letzte Wort. Fast eine Stunde lang redete er drauflos und wiederholte bis zum Erbrechen die Höhepunkte der Aussagen seiner Zeugen, während er verzweifelt versuchte, den Geschworenen einzureden, dass seine Kriminellen und Spitzel es wert waren, dass man ihnen glaubte.
Die Geschworenen zogen sich um zwölf Uhr mittags zur Beratung zurück. Sechs Stunden später kamen sie wieder und erklärten, dass die Jury sich mit elf zu eins Stimmen nicht einigen könne. Richter Jones schickte die Geschworenen aus dem Gerichtssaal und versprach ihnen ein Abendessen, wenn sie sich auf ein Urteil verständigen konnten. Gegen zwanzig Uhr kamen sie mit ihrem Urteil zurück und sprachen Dennis schuldig.
Dennis hörte sich das Urteil wie erstarrt an. Er war fassungslos, weil er unschuldig war, und schockiert, weil er trotz fadenscheiniger Beweise verurteilt worden war. Er wollte auf die Geschworenen, den Richter, die Polizisten, das System einschlagen. Doch der Prozess war noch nicht vorbei.
Völlig überraschend kam das Urteil jedoch nicht. Dennis hatte die Geschworenen beobachtet und ihr Misstrauen bemerkt. Sie repräsentierten Ada, und die Stadt brauchte eine Verurteilung. Wenn die Polizei und Peterson so davon überzeugt waren, dass Dennis der Mörder war, musste er das auch sein.
Er schloss die Augen und dachte an seine Tochter, Elizabeth, die mit ihren vierzehn Jahren mit Sicherheit alt genug war, um das Konzept von Schuld und Unschuld zu verstehen. Wie sollte er sie jetzt, da er verurteilt war, von seiner Unschuld überzeugen? Während die zahlreichen Zuschauer das Gericht verließen, brach Peggy Stillwell ohnmächtig auf dem Rasen vor dem Gerichtsgebäude zusammen. Sie war völlig erschöpft und überwältigt von ihren Gefühlen und ihrer Trauer. Man brachte sie in das nächstgelegene Krankenhaus, wo sie allerdings kurz darauf wieder entlassen wurde. Nachdem die Schuldfrage geklärt war, ging es mit der Straffindung weiter. Der Theorie zufolge bestimmten die Geschworenen das Strafmaß auf der Grundlage von strafverschärfenden Umständen, die von der Anklage geltend gemacht wurden und darauf abzielten, dass gegen Dennis die Todesstrafe verhängt wurde, und auf der Grundlage von mildernden Umständen, die von der Verteidigung geltend gemacht wurden und sein Leben retten sollten.
Die Bestimmung des Strafmaßes im Fall Fritz war sehr kurz. Peterson rief Rusty Featherstone in den Zeugenstand, der den Geschworenen endlich erzählen konnte, dass Dennis ihm gegenüber zugegeben habe, er und Ron seien etwa vier Monate vor dem Mord in Norman auf Zechtour gewesen. Mehr hatte er nicht zu sagen. Die beiden Mordverdächtigen waren also über einhundert Kilometer nach Norman gefahren und hatten eine lange Nacht in den Kneipen und Bars der Stadt verbracht.
Die nächste und letzte Zeugin der Anklage schmückte diese bedeutungsschwere Geschichte weiter aus. Sie hieß Lavita Brewer und hatte bei einem Drink in der Bar des Holiday Inn in Norman zufällig Fritz und Williamson kennengelernt. Nach mehreren Drinks waren die drei zusammen gegangen. Brewer setzte sich nach hinten in den Wagen, Dennis ans Steuer, Ron neben ihn. Dann ging es los. Es regnete. Dennis fuhr zu schnell, missachtete rote Ampeln und andere Verkehrszeichen, und irgendwann wurde Brewer hysterisch. Obwohl die beiden sie nicht einmal angefasst hatten, wollte sie plötzlich aussteigen. Doch Dennis hatte keine Lust anzuhalten. Das ging fünfzehn oder zwanzig Minuten so weiter, dann fuhr Dennis mit einem Mal so langsam, dass sie die Tür öffnen und aus dem Wagen springen konnte. Sie rannte zu einer Telefonzelle und rief die Polizei.
Niemand wurde verletzt. Es wurde keine Anzeige erstattet. Niemand wurde verurteilt. Aber für Bill Peterson war dieser Vorfall ein klarer Beweis dafür, dass Dennis Fritz eine dauernde Gefahr für die Gesellschaft war und hingerichtet werden sollte, um andere junge Damen zu schützen. Lavita Brewer war
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