Der Gefundene Junge
Gericht, Lord Umber, dieses runde, flache mit den Sachen obendrauf. Wie haben Sie es genannt? Piti-irgendwas?«
»Pizza«, antwortete Umber geistesabwesend, während er ein Hemd begutachtete, das er vom Ständer genommen hatte.
»Piti-sa! Eine wunderbare Erfindung!« Poncius zog am Saum von Haps Hemd, um den Stoff zu glätten. »Sieh dich an, Hap! Das nenne ich eine Verbesserung gegenüber dieser alten Jacke aus dem Hinterland.«
Umbers Kopf flog zu ihnen herum. »Hinterland? Natürlich, ich hätte selbst darauf kommen sollen, Sie zu fragen! Poncius, was verraten uns diese Kleider über ihren Träger? Wenn es jemand weiÃ, dann Sie.«
Die Lippen des Tuchmachers kräuselten sich verächtlich, alser die Jacke vom Boden aufhob, um sie zu inspizieren. »Nun ja, ich möchte dich ja nicht beleidigen, junger Mann, aber diese Kleider sehen nach einem Burschen vom Land aus, der aus bescheidenen Verhältnissen kommt. Sie sind aus einer groben, billigen Wolle gefertigt, obwohl Leinen ganz sicher bequemer wäre.« Er dachte noch einen Moment nach. »Sie sind ziemlich altmodisch. Altertümlich wäre eine Ãbertreibung, aber sehen Sie sich diese Stiefel an: die Spitze ist rechteckig geformt. Bäh! Und solche Knebelknöpfe habe ich schon Jahre nicht mehr gesehen. Die hat er wahrscheinlich von jemandem geerbt. Obwohl sie noch gar nicht besonders abgenutzt aussehen!«
Umber trat näher und schaute mit schief gelegtem Kopf genauer hin. Das ist anscheinend eine Angewohnheit von ihm, dachte Hap. Immer wenn Umbers ganze Aufmerksamkeit gefordert war, neigte er den Kopf zur Seite. »Alt, sagen Sie. Aber können Sie auch sagen, woher sie stammen?«, fragte Umber. »Aus welchem Land?«
Poncius hielt sich den Stoff noch dichter vor die Augen. »Die rote Farbe sagt mir nicht viel. Wahrscheinlich ist es Krappwurzel, und die kriegt man überall. Vom Schnitt und von den Nähten her würde ich allerdings sagen, dass das Zeug von nicht allzu weit her kommt. Sicher nicht aus Kurahaven, aber vielleicht aus dem Hinterland von Celador.«
Poncius hätte noch weitergeredet, doch es wurde heller in dem Zelt, als jemand die Türklappe beiseiteschob und eintrat.
»Hallo, Sandar«, sagte Umber. Kapitän Sandar verneigte sich und nickte Hap zu, der eine Hand zum Gruà hob.
»Entschuldigen Sie die Störung, Lord Umber«, sagte Sandar.»Ich habe Neuigkeiten bezüglich dieses Schiffes, und ich hörte, dass Sie hier seien.«
»Erzählen Sie«, sagte Umber und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
Sandar räusperte sich, als hätte er plötzlich einen trockenen Mund bekommen. »Das Schiff ist verlassen. Ich habe ein paar Männer zu seiner BegrüÃung hinausrudern lassen, aber es antwortete niemand. Die Männer fuhren näher heran und wollten an Bord gehen, doch dann ⦠geschah etwas Seltsames.«
Hap konnte kaum noch atmen. Umber neigte seinen Kopf noch weiter zur Seite. »Ja?«
»Sie ⦠bekamen einen furchtbaren Schreck. Etwas GroÃes schlug von unten gegen ihr Boot und hätte es fast umgekippt. Danach passierte nichts weiter; es war wie eine Warnung. Aber sie ruderten zurück, so schnell sie konnten.«
Umber federte auf den FuÃballen auf und ab. Seine Augen leuchteten. »Tatsächlich?«
»Das ist noch nicht alles, Lord Umber. Andere Mitglieder meiner Besatzung waren heute Nachmittag auf dem Markt. Sie sagen, hier sei ein Fremder herumgestrichen und habe Fragen gestellt. Ich glaube, er sucht nach Hap.«
»Was?«, rief Hap. Er fiel beinahe von seinem Kasten, aber Poncius stützte ihn.
»Es stimmt leider«, fuhr Sandar fort. »Mein Erster Offizier hat den Fremden mit eigenen Augen gesehen. Er sagte, es sei ein groÃer Kerl mit einem merkwürdigen Umhang. Und sein gesamtes Gesicht sei unter einem Sack aus Gaze verborgen gewesen, der nur an einer Seite ein einzelnes Loch hatte. Jonas sagte, derFremde hätte auch einen merkwürdigen Gang, wie ein langbeiniger Vogel. Er nennt ihn jetzt nur noch den Widerling, da er ihm solche Angst eingejagt hat.«
»Der Widerling«, wiederholte Umber lächelnd.
Sandar schüttelte den Kopf. »Der Kerl hat Jonas mit leiser, flüsternder Stimme gefragt: âºHast du jemanden mit solchen Augen gesehen?â¹ Und dann hielt er ihm seine Handfläche hin â die selbst an diesem warmen Tag in
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