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Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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ließ seinen Blick verschwimmen. Aber wo gehe ich denn jetzt hin? , fragte er sich. Er kannte keine Familienangehörigen, keine Freunde; nur die Leute, die er getroffen hatte, seit er unter der Erde erwacht war.
    Die Tür zu Umbers Turm flog auf und Umber trat heraus. Sein Gesicht war gerötet und sein Mund nur eine dünne, geradeLinie. »Tru, warum gehen Sie nicht nach unten? Ich würde gern mit dem Jungen reden.«
    Lady Truden ließ Haps Schulter los und legte die Hände ineinander. »Soll ich seine Sachen packen?«
    Â»Hap hat keine Sachen. Und er wird auch nirgends hingehen. Ich kann ihn schlecht dafür hinauswerfen, dass er Regeln gebrochen hat, die ihm nie erklärt wurden. Finden Sie nicht auch?«
    Lady Trudens Schultern zuckten. »Natürlich, Lord Umber. Ich bin im großen Saal, wenn Sie mich brauchen.«
    Umber nickte. Er schaute ihr nach, während sie die Treppe hinunterging, und drehte sich gerade in dem Moment zu Hap um, als der sich mit dem Finger eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    Umbers Mundwinkel wanderten nach oben. »Mach dir keine Sorgen, Hap. Hier wirft dich niemand hinaus.« Das Lächeln verschwand wieder. »Aber du musst mir etwas sagen. Was hast du gesehen, als du durchs Fenster geschaut hast? Ich möchte es ganz genau wissen.«
    Haps zitterten die Hände und er steckte sie in seine Taschen. »N-nichts, ehrlich. Ich habe Sie gesehen, an Ihrem Schreibtisch. Und hinter Ihnen … war so ein Lichtschein. Wie Silber. Glänzendes Silber.«
    Â»Und das ist alles, was du gesehen hast? Bist du sicher?«
    Hap nickte. Umber kratzte sich am Kinn und holte noch einmal tief Luft. »Ich habe einige … magische Objekte, Hap. Manche davon halte ich lieber geheim, das ist alles. Also mach so etwas nie wieder, hast du gehört?«
    Hap schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Nie wieder!«
    Umber rieb sich die Hände, und das Funkeln kehrte in seine Augen zurück. »Nun, wenn ich mich recht entsinne, hast du nach mir gerufen. Was war denn los?«
    Haps Augen weiteten sich. Für einen Moment hatte er es ganz vergessen. »Das Schiff, das uns gefolgt ist – es ist hier!«
    Umber rannte zur Mauer des Felsplateaus und schaute blinzelnd zu dem Schiff in der Ferne. Im Hafen waren mehr Schiffe, als an den Docks festmachen konnten, und viele lagen vor der Küste vor Anker. Das Schiff mit dem Schlangenkopfbug befand sich weiter draußen als alle anderen.
    Â»Könnte wirklich dasselbe Schiff sein«, sagte Umber. Er kaute einen Moment lang auf seiner Unterlippe herum. »Ich werde eine Nachricht aussenden, dass meine Männer die Sache untersuchen sollen. Wir beide fahren jetzt zum Markt und danach an den Docks vorbei. Mal sehen, was wir in Erfahrung bringen können.«
    Der Markt war bunt, laut und voller drängelnder Menschen. Musiker, Jongleure und Akrobaten traten auf und Käufer feilschten um Preise für Nahrungsmittel, Möbel, Kleidungsstücke, Schmuck, Juwelen und andere Waren. Hap wäre begeistert gewesen, hätte er nicht so angestrengt nach seinem Verfolger Ausschau gehalten. War Occo ihm schon auf den Fersen und reckte die Nase in die Luft, um die Witterung seiner grünäugigen Beute aufzunehmen? Er war froh, dass Oates bei ihnen war und durch die Menge voranging.
    Umber zeigte ihm die Kurahaven-Garde, vielleicht weil er spürte, dass Hap nervös war. Die Garde bestand aus Soldaten des Königs, die in den Straßen und auf der Hafenmauer patrouillierten. Mit ihren federgeschmückten Helmen, den purpurroten, ärmellosen Wappenröcken, den Umhängen und den Säbeln an ihren Hüften stachen sie deutlich aus der Menge hervor. »Siehst du die vier Symbole im königlichen Wappen?«, fragte Umber und zeigte auf das wie ein Schild geformte Emblem an ihrer Brust. »Die Krone, die Sonne, die Berge und eine Muschel für das Meer. Das ist die königliche Garde, sie haben einen Eid zum Schutz des Volkes abgelegt. Wenn du silberne oder grüne Umhänge siehst, ist das die Leibgarde der Prinzen – Argent ist der älteste und Loden der jüngste von ihnen.«
    Hap hatte das Gefühl, dass ein Anflug von Verachtung über Umbers Gesicht huschte, als er Lodens Namen aussprach. Dann erinnerte er sich an etwas anderes, was man ihm erzählt hatte. »Gibt es nicht drei Prinzen? Hat der mittlere Prinz keine eigene Leibgarde?«
    Umber lachte.

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