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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sir«, sagte er.
    Â» Das Wort kennst du nicht? Interessant – ich frage mich langsam … Hap, sagen dir diese Wörter irgendetwas: Mikrowelle. Baseball. Thermonuklear .«
    Hap schüttelte bei jedem dieser seltsamen Wörter den Kopf.
    Â»Die hast du doch erfunden«, sagte Oates.
    Â»Nein, habe ich nicht«, erwiderte Umber schnippisch. »Aber jetzt kenne ich die Grenzen deines Wortschatzes, Hap.« Umber verschränkte die Finger und ließ seine Knöchel knacken. »Aber wo waren wir gerade? Ach, ja, bei der Hypnose. Das bedeutet, dass ich deinen Geist entspanne und dich in einen anderen Bewusstseinszustand versetze. Es ist so ähnlich wie schlafen, aber nicht dasselbe. Wenn es klappt, erinnerst du dich vielleicht an das, was vor Alzumar passiert ist. Es ist nicht so beängstigend, wie es klingt, Hap. Vielleicht macht es dir sogar Spaß. Wollen wir es ausprobieren?«
    Hap nickte. Er gierte nach Antworten. »Ja, unbedingt. Aber … muss ich wirklich heute Abend mit in den Palast kommen? Ich würde lieber auf Aerie bleiben, wenn das in Ordnung ist.«
    Umber tätschelte Haps Knie. »Natürlich, was gerade geschehen ist, hat dir Angst gemacht. Aber ich möchte, dass du mit mir kommst. Keine Sorge, du wirst gut bewacht. Außerdem ist der Geburtstag eines Prinzen ein großes Ereignis!«
    Hap zog den Kopf ein. Er versuchte, sein Unbehagen in Worte zu fassen: »Seitdem ich aufgewacht bin … war ich ständig unterwegs. Ich habe das Gefühl, nirgends hinzugehören. Es wäre so schön, mal eine Weile an einem Fleck zu bleiben. Und hat der Tuchmacher nicht gesagt, ich hätte die Kleider eines einfachen Jungen vom Lande angehabt? Vielleicht passe ich gar nicht zu all diesen hochstehenden Leuten.«
    Â»Umber will nur mit dir angeben«, sagte Oates aus dem Fenster.
    Â»Oates! Noch ein Wort und ich lege dir einen Maulkorb an!«, erwiderte Umber hitzig. Sein Gesicht lief rot an vor Wut. »Hap, wie du weißt, sagt Oates nur, was er für wahr hält . Das heißt nicht, dass es auch wahr ist . Oder gar angebracht.«
    Oates streckte die Zunge heraus und machte ein unanständiges Geräusch. Umber winkte ab.
    Â»Du glaubst ihm doch nicht etwa, oder, Hap?«, fragte Umber. Hap zuckte die Achseln. Umber beugte sich zu ihm hin. »Happenstance. Hör mir zu. Ich nehme dich nicht mit in den Palast, um dich zur Schau zu stellen wie irgendein exotisches Tier, das ich gefunden habe.«
    Hap wischte sich mit dem Ärmel über die Wange. »Aber dort werden wieder neue Fremde sein, Lord Umber. Und alle werden mich und meine Augen anstarren. Nach dem, was auf dem Markt passiert ist, sogar noch mehr als zuvor.«
    Â»Lass sie doch starren!«, sagte Umber und schlug auf die Sitzbank. »Sei stolz auf deine Augen! Mich glotzen die Leute auch ständig an, Hap – vor allem die Frauen –, weil ich so ungewöhnlich gut aussehe. Ich habe gelernt, damit umzugehen.«
    Oates wandte sich ab und grunzte.
    Â»Ich verspreche dir, Hap, ich bringe dich nicht dorthin, um mit dir anzugeben. Du glaubst mir doch, oder?«
    Hap schniefte und nickte. »Aber warum muss ich denn sonst mit?«
    Â»Es gibt einen Grund, vertrau mir.«
    Hap legte die Hände vors Gesicht. Er wusste genau, was der Grund war. Es hatte in dem Brief gestanden: Behalte ihn immer in Deiner Nähe und nimm ihn auf alle Deine Reisen mit. Der Junge muss nochwachsen und viel lernen; er muss Abenteuer bestehen, sonst wird er nicht zu dem, was er werden muss. »Aber warum muss der Grund denn ein Geheimnis bleiben?«, fragte er. Er hätte zu gern die Wahrheit aus Umber herausgequetscht.
    Umber holte tief Luft und hielt sie lange an. Erst als die Kutsche am Pförtnerhaus vorbeigefahren und zum Stehen gekommen war, atmete er endlich wieder aus. »Oates. Raus mit dir.«
    Â»Damit du ihm was erzählen kannst, was ich nicht hören soll«, grummelte Oates. Die Kutsche schwankte, als er ausstieg.
    Umber wartete, bis der mächtige Kerl ein paar Schritte entfernt war, dann sagte er leise: »Hap. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich kann dir deine Fragen einfach noch nicht beantworten. Es geschehen Dinge, die ich nicht verstehe: Ereignisse werden in Gang gesetzt und Möglichkeiten öffnen sich wie Blüten. Mein Instinkt sagt mir, dass wir vorsichtig vorgehen sollten. Und der Brief hat mir geraten, meinem Instinkt zu

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