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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kurve beschrieb, sah aus, als sei er bereit, jeden zu verschlingen, der einen Fuß hineinsetzte. Umbers Miene verfinsterte sich und er redete im Flüsterton weiter: »Manchmal kann man, wenn man ganz still hier steht, Geräusche von tief unten hören. Grunzen und Getuschel.«
    Oates atmete geräuschvoll aus.
    Â»Waren Sie denn schon mal da unten?«, fragte Hap leise.
    Â»Das brauche ich gar nicht«, erwiderte Umber. »Ich weiß, was sich dort befindet, und ich lege keinen Wert darauf, es wiederzusehen.« Seine Miene hellte sich auf und er zwinkerte Hap zu. »Aber da drüben in der Nische ist eine Winde, mit der wir das Fallgitter hochziehen können – möchtest du dich dort unten ein wenig umsehen?«
    Hap schüttelte energisch den Kopf.
    Â»Ha! Das ist auch besser so, Hap. Wir haben ohnehin Wichtigeres zu tun. Es wird langsam Zeit, dass wir Smudge im Archiv besuchen. Aber wenn du ihn erst mal kennengelernt hast, kommst du vielleicht zu dem Schluss, dass die Erkundung der Höhle eine bessere Idee gewesen wäre.«

19
    An dieser Stelle hatte Hap schon einmal gestanden. Hier waren Lady Truden und er mit faulem Obst beworfen worden, als sie sich an der Tür zum Archiv gezeigt hatten.
    Â»Vergiss nicht, ihn zu fragen«, drängte Oates Umber.
    Â»Es fällt schwer, das zu vergessen, wenn du die ganze Zeit über mir hängst wie eine Gewitterwolke«, erwiderte Umber.
    Umber nahm drei alte Bücher aus seinem Rucksack. Dann drückte er sich mit dem Rücken an die Wand, streckte den Arm aus, klopfte an die Tür und rief: »Smudge! Smudge, kannst du mich hören, mein Lieber?«
    Auf der anderen Seite der Tür raschelte Papier. Eine froschähnliche Stimme antwortete: »Ich habe zu tun! Verschwinde!«
    Umber verdrehte die Augen und flüsterte Hap zu: »Smudge ist ein komischer Vogel. Er arbeitet sich so tief ins Archiv ein, dass er keine Störung erträgt. Es ist manchmal nicht so leicht, mit ihm klarzukommen, aber er kennt sich hervorragend aus in der Sammlung. Das lohnt den Ärger beinahe.«
    Â»Nein, tut es nicht«, sagte Oates.
    Umber räusperte sich und rief durch die quadratische Öffnung in der Tür: »Du hast doch immer zu tun, Smudge! Ich komme trotzdem herein. Und ich bringe Besuch mit, also solltest du dich lieber benehmen!«
    Von drinnen hörte man einen wütenden Schlag. »Keine Fremden!«
    Â»Wenn du ihn erst kennengelernt hast, ist er kein Fremder mehr!« Umber entriegelte die Tür und steckte seinen Kopf hindurch. Er spähte nach rechts und links und bedeutete Hap und Oates, ihm zu folgen.
    Hap hatte vorher nur einen sehr flüchtigen Blick in den Raum werfen können. Nun sah er, dass die Reihen mit den Bücherregalen sich schier endlos in die Tiefe erstreckten. Nahe der Tür standen vollgepackte Schreibpulte und Tische; Dutzende Gläser, in denen Glimmerwürmer an Pilzen und Blättern herumknabberten, dienten als Beleuchtung.
    Smudge war nirgends zu sehen. Umber schnaufte, verschränkte die Arme und rief dann laut: »Wir brauchen einen weisen Rat von dir, Smudge. Wo steckst du?«
    Â»Bin nicht da«, kam es mürrisch zurück.
    Umber schüttelte den Kopf und trat vor, um zwischen zwei Regalen hindurchspähen zu können. Dann stöhnte er auf und hielt sich eine Hand über die Augen. »Smudge! Zieh dir eine Hose an, Mann! Wie oft müssen wir das denn noch besprechen?«
    Hinter dem Regal drang ein lautes, schrilles Kichern hervor. Es war schwer zu glauben, dass jemand mit einer so tiefen Stimme so hoch lachen konnte. Hap hörte Schritte und das Rascheln von Stoff. Dann sagte Smudge mit seiner Froschstimme: »Aber sie ist nicht dabei, oder?«, und es klang, als redete er von einer besonderen Natterart.
    Â»Lady Truden? Nein, sie ist nicht hier«, antwortete Umber.
    Â»Gut. Ich kann sie nämlich nicht ausstehen«, sagte der Archivar. Seine Stimme kam näher.
    Â»Ich möchte dir ja nicht das Herz brechen, aber sie ist von dir auch nicht gerade angetan«, sagte Umber und fegte etwas von seinem Ärmel. »Ich möchte dir Happenstance vorstellen, Smudge. Er besitzt einige ungewöhnliche Fähigkeiten, und ich möchte wissen, ob es in unserem Archiv Informationen über andere Leute gibt, die so sind wie er.«
    Â»Was der für komische Augen hat«, quakte die froschähnliche Stimme.
    Â»Smudge, hör bitte auf,

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