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Der Gefundene Junge

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Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
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zur Treppe, dass seine Beine wie ein verschwommener Wirbel aussahen. Sophie starrte ihn ungläubig mit offenem Mund an, als er an ihr vorbeisauste. In seiner Hast, das verbotene Terrain zu verlassen, sprang er die letzten sieben Stufen auf einmal hinunter. Aber noch ehe seine Füße auf dem Boden landeten, stürzte Lady Truden in den Turm. Sie warf denKopf zurück und zeigte mit einem zitternden Finger auf Hap: »Wo bist du gewesen?«
    Â»Nirgendwo – ich dachte, er braucht vielleicht Hilfe!«, verteidigte sich Hap.
    Â»Du bist hier hineingegangen! Und dann warst du auch noch oben ?«, schrie Lady Truden. Sie wandte sich an Sophie: »War er doch, oder?«
    Sophie stolperte rückwärts. Sie warf Hap einen Blick zu, ihr Kinn bebte. »Ich … ich …«, stotterte sie.
    Lady Truden wartete die Antwort nicht ab. »Raus mit dir, Junge. Darüber sprechen wir noch!«
    Â»Ich habe oben etwas gehört«, warf Hap eilig ein. »Ich dachte, Lord Umber wäre …«
    Â»Raus!«, kreischte Lady Truden.
    Hap biss sich auf die Unterlippe und rannte los. Als er aus Umbers Turm trat, peitschte ihm der Sturm ins Gesicht. Auch Balfour war eingetroffen und rief in alle Richtungen nach Umber. Oates kam von der Brüstung zurück.
    Â»Hast du irgendetwas gesehen?«, fragte Hap. Oates schüttelte den Kopf.
    Wo ist Umber? Wo ist Occo? Haps Gedanken überschlugen sich. Ein rotes, rundes Etwas von der Größe einer Faust rollte, vom Wind angetrieben, über die Terrasse. Hap stoppte es mit dem Fuß. Es war ein Apfel, in den jemand ein einziges Mal hineingebissen hatte. Hap hob ihn auf und sah, dass das Fruchtfleisch noch weiß war. Umber ist hier draußen gewesen. Er hat sich einen Apfel vom Baum gepflückt. Hap schaute zu der Stelle unter dem Baum, an der Umber so gerne saß. Dort kniete Balfour und tastete nach etwas unter der Bank. Er hob einen kleinen Gegenstand auf und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. Umbers schwarzer Ring , dachte Hap. Sein Magen verkrampfte sich.
    Â»Ich glaube, er hat Umber entführt!« Balfour verschluckte sich beinahe an dem letzten Wort.
    Â»Aber … wie soll er das angestellt haben?«, rief Hap zurück. Es hatte nicht so ausgesehen, als fiele es Occo leicht, in diesem Unwetter die steile Mauer hochzuklettern. Hap konnte sich nicht vorstellen, dass er Umber auf demselben Weg hinuntertransportiert hatte, den er gekommen war. Es sei denn … Hap stutzte. Ihm fiel wieder ein, dass Occo etwas um den Hals geschlungen hatte. Ein Seil? Sein Blick folgte dem Geländer am Rand der Terrasse. Auf der Seite, über die Occo gekommen war, sah er nichts, aber in einer anderen Ecke erkannte er ein dunkles Seil, das am Geländer festgebunden war. »Da hinten!«
    Oates erreichte die Stelle kurz nach ihm. Sie blickten in die Tiefe. Das Seil hing bis zum Fuß von Aerie herab und schwang weit unter ihnen im Sturm hin und her. Es endete an einer felsigen Stelle des Ufers.
    Â»Wir kommen zu spät«, sagte Hap mit so schwacher Stimme, dass niemand ihn hören konnte.
    Oates kletterte über das Geländer und ergriff das Seil. Sein Blick traf sich für einen Augenblick mit dem von Hap. »Du bist schuld, dass Umber verschwunden ist«, sagte er. Er verschwand hinter der Felskante und ließ sich zügig hinab.
    Seine Worte schmerzten Hap wie Hornissenstiche. Er sank zu Boden und ließ seinen Speer neben sich auf die Steine fallen.Oates sagte immer die Wahrheit. Er hat Recht , dachte Hap. Sie hatten Umber verloren, und es war seine Schuld.
    Balfour hatte im Kamin des großen Saals ein Feuer entfacht. Die Mauern dämpften das wütende Geheul des Unwetters. Hap saß auf dem Boden, das Kinn auf die Knie gestützt. Sophie stocherte mit einem Schürhaken im Feuer herum. Balfour war in einen Sessel gesunken, und Lady Truden lief ununterbrochen im Raum auf und ab.
    Auf der Treppe waren schwere Schritte zu hören. Oates und Dodd kamen durchnässt und mit hängenden Schultern herein.
    Â»Und?«, fragte Lady Truden und griff sich an die Kehle. Als Oates den Kopf schüttelte, stöhnte sie auf. »Was ist mit dir und den anderen, Dodd? Habt ihr gesehen, was passiert ist?«
    Â»Nein, Lady Truden«, brachte Dodd hervor. Er starrte auf das Wasser, das aus seinem Hemd tropfte.
    Â»Unnütze Dummköpfe!«, giftete Lady Truden.
    Hap stand auf. »Ich gehe ihn

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