Der Gegenschlag - Extreme Measures
Verweigerung der Aussage in Anspruch zu nehmen … ist das korrekt?«
»Das ist korrekt. So weit es um die vorliegende Sache geht, werde ich Ihre Fragen wahrheitsgemäß und nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.«
Lonsdale und ihr Stellvertreter deckten erneut ihre Mikrofone ab und begannen zu flüstern. Rapp ging von zwei Dingen aus; das eine war, dass Lonsdale nach der Ohrfeige, die England ihr verpasst hatte, alles tun würde, damit dieser Tag für sie nicht mit einem Desaster endete, von dem die ganze Stadt noch wochenlang sprechen würde. Außerdem rechnete Rapp mit dem übersteigerten Selbstbewusstsein dieser Senatoren. Bestimmt war jeder für sich davon überzeugt, ihn in einem solchen Forum auseinandernehmen zu können; und zusammen hatten diese neunzehn Senatoren sicher nicht die geringste Angst, dass ihnen dieser eine Mann in irgendeiner Weise gefährlich werden könnte.
Wie Rapp gehofft hatte, ordnete Lonsdale schließlich an, dass mit Ausnahme des Zeugen und der Ausschussmitglieder alle hinausgehen mussten. Rapp blickte sich nicht nach seinen Kollegen um. Kennedy wusste, was vor sich ging, und die anderen brauchten nicht in vollem Ausmaß hineingezogen zu werden. Rapp begab sich in eine prekäre Lage, doch es war nicht notwendig, dass auch die anderen ihre Jobs aufs Spiel setzten.
Lonsdale blickte sich um, um sich zu vergewissern, dass alle draußen waren. Der Saal wirkte nun noch größer, als er ohnehin war, nachdem nun nur noch zwanzig
Leute anwesend waren. Sie fragte sich kurz, ob es so etwas schon einmal gegeben hatte. Es kam wohl im Geheimdienstausschuss manchmal vor, aber sie konnte sich nicht erinnern, dass der Justizausschuss schon einmal auf diese Weise zusammengetreten war. Sie blickte zu Rapp hinunter und sah zu ihrer Überraschung, dass zum ersten Mal an diesem Vormittag auch er nervös wirkte.
»Mr. Rapp, ich möchte Sie warnen … wenn ich auch nur im Geringsten das Gefühl habe, dass Sie mich oder einen anderen Angehörigen des Ausschusses belügen, dann werde ich …«
»Ich habe den Gefangenen geschlagen«, sagte Rapp klar und deutlich in sein Mikrofon. Er wusste, dass er ihnen etwas geben musste; dass er ihnen zeigen musste, dass er keine leeren Versprechungen gemacht hatte. Außerdem hatte er keine Lust, sich noch mehr von Lonsdales Drohungen anzuhören.
»Sie geben also zu, dass Sie einen gefesselten Gefangenen geschlagen haben?«
»Zu diesem Zeitpunkt war er nicht gefesselt, aber ich habe ihn geschlagen.«
»Ich weiß nicht, ob das einen Unterschied macht. Er war in unserem Gewahrsam.«
»Ja, das war er.«
Lonsdale war überzeugt, dass ihre Kollegen nun erkennen mussten, wie gerechtfertigt ihre Vorgehensweise war, doch sie wollte sichergehen, dass es auch wirklich jeder mitbekommen hatte. »Sie geben also zu, dass Sie ihn geschlagen haben?«
»Ja.«
Lonsdale blickte auf ihre Notizen hinunter. »Und haben Sie ihn auch gewürgt?«
»Ja.«
»War er gefesselt, als Sie ihn würgten?«
»Ja«, antwortete Rapp.
Lonsdale hielt einen Moment inne, um die Tragweite des Geständnisses wirken zu lassen. »Ich entnehme einem der Berichte, dass man eine Elektroschockpistole im Verhörzimmer gefunden hat. Haben Sie diese Pistole gegen den Gefangenen eingesetzt?«
»Ja«, antwortete Rapp, ohne zu zögern.
Die Senatoren begannen untereinander zu murmeln.
»Madam Chairman«, sagte Bob Safford, der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, »ich möchte den Zeugen daran erinnern, dass er jederzeit noch das Recht in Anspruch nehmen kann, die Aussage zu verweigern.«
Lonsdale warf Safford einen Blick zu, der so viel wie Halt den Mund bedeutete. »Vielleicht hat es der Senator nicht gehört«, sagte sie, »aber der Zeuge hat bereits betont, dass er dieses Recht nicht in Anspruch nehmen will.«
»Senatorin Lonsdale hat Recht. Ich habe nicht die Absicht, die Aussage zu verweigern.«
Lonsdale wandte sich wieder dem Zeugentisch zu und sah zu ihrer Überraschung, dass Rapp aufgestanden war und vor den Tisch trat.
»Hat sich irgendjemand von Ihnen schon einmal gefragt«, begann Rapp, »warum ich das Risiko einer solchen Operation eingegangen bin?« Keiner der neunzehn antwortete, und so fuhr Rapp fort: »Vor einigen Wochen wurde ich von einer Quelle kontaktiert, die für einen ausländischen Geheimdienst arbeitet. Der Mann hat mir mitgeteilt, dass zwei Terrorzellen auf dem Weg in die Vereinigten Staaten abgefangen wurden. Die eine wollte nach Los Angeles, die andere nach New York
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