Der Gegenschlag - Extreme Measures
City.«
»Warum hören wir erst jetzt davon?«, fragte Senator Safford, der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses.
»Das ist nicht so einfach zu beantworten, aber die Kurzfassung ist, dass uns dieser Verbündete in dieser Sache nicht länger vertraut.«
»Von welcher Sache sprechen Sie?«, fragte Lonsdale.
»Verschärfte Verhörmethoden.«
»Sie meinen Folter«, erwiderte Lonsdale.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen, Ma’am, aber glauben Sie bitte ja nicht, dass es nicht funktioniert.«
»Mr. Rapp, ich …«
»Bitte, lassen Sie mich ausreden, Ma’am. Das ist sehr wichtig. Dieser Mitarbeiter eines Geheimdienstes hat Grund zu der Annahme, dass es noch eine dritte Zelle gibt, die bereits in den Vereinigten Staaten sein könnte.« Rapp blickte langsam von einem Ende des langen Tisches zum anderen. Keiner der Senatoren machte Anstalten, etwas zu sagen.
Lonsdale seufzte tief. »In Anbetracht des Zeitpunkts dieser angeblichen Geheimdienstinformation sieht mir das nach einer reinen Schutzbehauptung aus.«
»Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen würden, Senator, darum schlage ich Ihnen einen Deal vor. Ich würde das, was ich gerade gesagt habe, gern in einer öffentlichen Sitzung wiederholen. Am besten schon heute Nachmittag. Wenn Sie mich strafrechtlich belangen wollen, weil ich Abu Haggani geschlagen habe, einen Mann, der für die Ermordung von über hundert Amerikanern verantwortlich ist, die in der Region tätig waren … einen Mann, der sich darauf spezialisiert hat, Schulen voll mit Kindern in die Luft zu jagen … einen Mann, dessen Beitrag zum Terrorismus es ist, dass er der Erste war, der geistig behinderte Menschen als Selbstmordattentäter rekrutierte … Wenn Sie also mit alldem vor das amerikanische Volk treten möchten, dann soll es mir recht sein. Ich
bin mehr als bereit, meine Position in der Öffentlichkeit zu vertreten.«
»Und was genau ist Ihre Position, Mr. Rapp?«, fragte Lonsdale spöttisch. »Dass Sie der Ansicht sind, es sollte zu den offiziellen Praktiken der Vereinigten Staaten von Amerika gehören, Kriegsgefangene zu foltern?«
Das Gespräch war an den Scheidepunkt gelangt, auf den Rapp gehofft hatte. Rapp sah, dass etwa ein Drittel der Senatoren über die schlagfertige Bemerkung ihrer Vorsitzenden kicherten. Er bemühte sich, den Hass, den er für einige dieser Leute empfand, in Mitleid zu verwandeln, so wie es Irene Kennedy ihm geraten hatte. »Meine Position, Madam Chairman und Angehörige des Ausschusses, ist, dass es zu den inoffiziellen Praktiken dieser Regierung gehören sollte, in bestimmten Fällen auch zu extremen Maßnahmen zu greifen, wenn wir von Terroranschlägen bedroht sind.«
»Extreme Maßnahmen«, sagte Lonsdale und sah ihn enttäuscht an. »Zweifellos eine verniedlichende Umschreibung für Folter.«
»Ma’am, vor ungefähr zehn Jahren verbrachte ich eine Woche in Gewahrsam des syrischen Geheimdienstes.« Rapp sprach ohne jede Bosheit oder dramatischen Effekt. »Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung versichern, dass ein großer Unterschied zwischen Folter und extremen Maßnahmen besteht.« Rapp wandte sich den als besonders liberal bekannten Mitgliedern des Ausschusses zu, so wie Kennedy es ihm geraten hatte. »Ladies and Gentlemen, ich respektiere Ihre Position zu dieser Frage. Niemand, mit dem ich zusammenarbeite, hegt irgendeine Sympathie für die Folter. Keiner von uns fügt gern einem Gefangenen Schmerzen zu, und das ist nicht etwas, was wir tun, weil uns langweilig ist und wir uns die Zeit
damit vertreiben, unsere sadistischen Neigungen auszuleben. Wir machen das nur in sehr seltenen Fällen, und wir tun es, um amerikanische Menschenleben zu retten.«
»Mr. Rapp, was ist, wenn sich herausstellt, dass der Betreffende unschuldig ist?«, fragte der Vorsitzende des Ausschusses für Außenbeziehungen.
»Ich weiß nur von einem Fall, in dem das passiert ist, und ich hatte nicht persönlich damit zu tun. Die betreffende Person wurde auch nicht in dem Sinn gefoltert, wie die meisten Leute Folter definieren würden; ich gebe aber gern zu, dass diese Person psychischen Belastungen ausgesetzt wurde, die das Ziel haben, den Widerstand des Betreffenden zu brechen. Das ist nichts Angenehmes, ganz bestimmt nicht, aber diese Person wurde ohne körperliche Schäden freigelassen.«
»Was ist mit psychischen Schäden?«
»Das ist eine sehr berechtigte Frage. Es besteht wohl kein Zweifel, dass der Betreffende ein psychisches Trauma erlitten hat. Wir haben uns bemüht,
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