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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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in gedämpftem Ton ausgeartet. Schließlich warf Hakim seinem Freund vor, dass er sich wie einer dieser wohlgenährten Taliban-Kommandanten benehme, die sich selbst nie an die Front vorwagten, aber behaupteten, alles zu wissen. Nachdem es Karim nicht gewohnt war, dass man ihm widersprach, hätte er seinen Freund fast ins Wasser geworfen. Mit großer Beherrschung beruhigte er sich schließlich und erlaubte Hakim, sich weiter um diesen Teil der Operation zu kümmern.
    Die beiden Boote drangen still und leise in amerikanische Gewässer ein. Hakim wusste, dass sein Freund genug damit zu tun hatte, den Kurs zu halten, so dass er das bedeutende Ereignis wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen hatte. Sie hielten weiter Kurs auf Marathon. Dies war der heikelste Abschnitt der Reise. Die amerikanische Küstenwache verfügte über die beste Ausrüstung, die man für Geld kaufen konnte, aber auch sie hatte ihre Grenzen. Bei den Tausenden von Booten, die täglich hier ein und aus fuhren, musste die Küstenwache ihre Fahrzeuge überlegt einsetzen. Wenn ein Boot sich dem Hafen einer Stadt wie zum Beispiel Marathon näherte, kümmerte sich die Küstenwache darum, wenn es ankam, oder sie schickte eines ihrer vielen Boote aus, um
den Neuankömmling zu inspizieren. Die Hubschrauber waren teuer und wurden viel seltener eingesetzt als die vielen Patrouillenboote, die über die Sicherheit der Wasserstraßen wachten.
    Als sie nur noch fünf Meilen von der geplanten Kursänderung entfernt waren, begann sich Hakims Puls zu beschleunigen. Er blickte auf den Radarschirm und suchte dann den Horizont ab. Der Wind fuhr ihm durch das Haar, während er die Positionen von mehreren Kontakten registrierte, von denen keiner nah genug war, um sagen zu können, ob er der Küstenwache angehörte oder nicht. Der Himmel war zum Glück leer.
    An der Drei-Meilen-Marke spürte Hakim, wie das Adrenalin durch seine Adern strömte. Das war es, worum es im Leben ging - ein richtiges Abenteuer zu erleben, das aufregende Gefühl, ganz neue Wege zu gehen. Hakim lachte laut, als ihm der Wind ins Gesicht schlug. Er blickte zu seinem Freund hinüber, der angespannt hinter der Windschutzscheibe hockte. Hakim lachte noch lauter. Sein Freund hatte nie verstanden, was ihn so an Ernest Hemingway faszinierte, aber Karim war ja auch gegen alles, was aus Amerika kam. Vor allem gegen jemanden, der so amerikanisch war wie Hemingway. Aber Hakim hatte alles gelesen, was der Mann geschrieben hatte, und dazu noch mehrere Biografien. Das Haus auf Key West hatte er ebenso besucht wie das in Kuba, aber er konnte sich einfach nicht dazu durchringen, das Haus in Idaho zu besuchen, wo er sich mit einer Schrotflinte den Kopf weggeschossen hatte. Hakim dachte nicht gern an den Mann, wie er in dieser letzten Phase seines Lebens war. Er bevorzugte den jungen Hemingway, der jeden zweiten Monat zu einem großen Abenteuer aufzubrechen schien.

    Hakim blickte auf das Navigationssystem hinunter. Nur noch zwanzig Sekunden bis zum Richtungswechsel nach Norden. Er fragte sich, ob er schon einmal ein so aufregendes Abenteuer erlebt hatte. Er drückte den Sendeknopf an seinem Kopfhörer und zählte die Sekunden herunter. Bei null leitete er den Richtungswechsel ein. Karim folgte ihm an seiner Backbordseite, so dass er nun das küstennähere Boot war.
    Hakim tippte Ahmed auf die Schulter. »Geh runter und mach dein Gewehr bereit«, rief er ihm zu. Hakim sah, dass der Marokkaner nervös nach Norden blickte. »Keine Sorge, ich habe niemanden gesehen. Ich will nur vorbereitet sein.«
    Ahmed griff nach dem Geländer und sprang die vier Stufen zur Kabine hinunter. Wenige Augenblicke später tauchte die dreieckige Mündungsbremse des Gewehrs auf. Ahmed stellte das Zweibein auf, auf dem die Waffe ruhte, und blickte durch das Zielfernrohr. Als er eine bequeme Schussposition gefunden hatte, stellte er den Gewehrkolben auf den Teppich und griff nach dem Fernglas.
    Oben an Deck gab Hakim seinem Freund das Signal, die Geschwindigkeit zu erhöhen, ehe er seinerseits die Leistungshebel nach vorn schob. Die drei Mercury-Pro-XS-Motoren erwachten so richtig zum Leben und brummten kraftvoll. Die Boote reagierten augenblicklich. Nach nicht einmal fünf Sekunden durchschnitten sie das Wasser mit fast 100 km/h. Weitere fünf Sekunden später erreichten sie 130 km/h, worauf sie sich darauf beschränkten, das Tempo zu halten. Seite an Seite brausten die Boote in nordöstlicher Richtung dahin, wobei Hakim seinen Freund mit

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