Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
treuer Freund von dir ist. Aber hat er nicht selbst entschieden, bei Jesus zu bleiben, und damit auch alle daraus folgenden Konsequenzen in Kauf genommen?«
Jona zuckte nur die Achseln. Es kam ihm alles so rettungslos verfahren vor.
»Hör zu, da ist noch etwas, das ich in jedem Fall für dich tun kann«, sagte Elia nach einem Moment des Schweigens. »Wenn du einen Ort brauchst, wo du dich verstecken kannst, so kann ich dir dabei helfen. Ich habe gerade das unscheinbare, verlassene Lagerhaus eines Kaufmannes aus Caesarea gekauft, der auch hier in Jerusalem auf gute Geschäfte gehofft, aber wenig Erfolg damit gehabt hat und nun wieder in seine Heimatstadt an der Küste zurückgekehrt ist. Ich habe den Handel schon unter Dach und Fach gebracht, aber außer mir und dem schon abgereisten Kaufmann weiß noch keiner davon. Zu dem Lagerhaus gehört auch die übliche Kammer für einen Wächter, der das Lager nachts vor Dieben schützen soll. Dort wird dich keiner vermuten und daher auch nicht finden, wenn du einen Unterschlupf brauchst. Ich werde noch heute von meinem vertrauensvollen Diener alles hinschaffen lassen, was du brauchst, um dich dort notfalls einige Zeit versteckt zu halten.« Er zwinkerte ihm aufmunternd zu. »Es wird wohl auch eine Nachricht von Tamar für dich darunter sein, denn sie ist ganz krank vor Sorge um dich.«
»Ich weiß nicht, wie ich dir für all deine Güte jemals danken soll, Herr!«, sagte Jona bewegt. Die Aussicht, nicht wieder das Stadttor passieren und sich dabei den forschenden Blicken der Wachleute aussetzen zu müssen, hob seine niedergedrückte Stimmung ein wenig.
»Ach was, ich würde mich schämen und mich vor unserem Gott mit Schuld beladen, wenn ich es nicht täte. Und jetzt hör zu, wo das Lagerhaus liegt und wo du den Schlüssel für das Schloss finden wirst«, sagte Elia und gab ihm eine genaue Beschreibung der Lage und wo sein Diener den Schlüssel für ihn verstecken würde. »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun, fürchte aber, dass du mit allem anderen allein fertig werden musst - auf die eine oder andere Art. Ich werde jedoch regelmäßig meinen Diener zum Lagerhaus schicken, um zu erfahren, ob du dich hast verstecken müssen, ob du etwas brauchst und ob es Neuigkeiten zu berichten gibt. Du bist also nicht ganz allein auf dich gestellt, falls dich dieser Gedanke etwas beruhigt.«
»Sehr sogar, Herr!«, versicherte Jona. »Gut, dann verlasse ich dich jetzt, um alles Nötige in die Wege zu leiten«, sagte Elia und erhob sich. »Du bleibst besser noch eine gute Stunde hier, damit mir und meinem Diener Samuel genügend Zeit bleibt, um für alles Nötige unauffällig Vorsorge zu treffen. Ich werde dem Wirt sagen, dass er dir eine ordentliche Mahlzeit bringen soll. Und mach dir um die Bezahlung keine Gedanken, das erledige ich gleich.«
Jona bedankte sich noch einmal.
Der Kaufmann ergriff Jonas Hand und drückte sie mit beiden Händen. »Gott sei mit dir, Jona!«
»Seinen Beistand kann ich jetzt wirklich brauchen!«, erwiderte Jona und brachte ein verunglücktes Lächeln zustande.
Von dem reichhaltigen Essen, das der Wirt ihm wenig später ins Hinterzimmer trug, brachte er nur wenige Bissen hinunter. Er schob jedoch einige Streifen Fleisch in die Hälfte eines Fladenbrotes und steckte sie ein. Denn irgendwann würde sich sein Magen sicherlich melden, und dann war es gut, etwas zur Hand zu haben.
Nachdem er gute anderthalb Stunden im Hinterzimmer ausgeharrt hatte, kehrte er wieder auf die Gassen zurück, begab sich aber noch nicht zum Lagerhaus, sondern hielt sich noch einige Zeit in den Bazaren auf. Es war später Nachmittag und die Dämmerung nicht mehr fern, als er seine Schritte in das Töpferviertel lenkte und die Herberge Zum goldenen Krug aufsuchte.
Seine Hoffnung, eine Nachricht von Timon vorzufinden, erfüllte sich auch. Der Wirt grinste schon in froher Erwartung des Denars, für den er nichts Besonderes hatte leisten müssen. »Da war vor ein paar Stunden ein junger Bursche hier, der nach dir gefragt hat, so etwa in deinem Alter. Ich soll dir ausrichten, dass er dich morgen bei Einbruch der Dunkelheit am Schiloach-Teich erwartet. Das war es auch schon.« Dabei streckte er die Hand aus, damit Jona auch nicht vergaß, was er ihm versprochen hatte.
Jona gab ihm den Denar.
»Verschwörung oder Liebeshändel?«, scherzte der Wirt mit breitem Grinsen, während er die Münze rasch in seinem Gewand verschwinden ließ.
Jona zwang sich, das Grinsen zu
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