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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gotteslästerlichen Reden brachte er die Enthauptung oder gar die noch viel qualvollere Strafe der Steinigung 63 über sich!
    Jona verlor nicht einen Gedanken daran, Jesus und seinen Jüngern folgen zu wollen, um mit Timon reden zu können. Dieses Wagnis würde er um keinen Preis der Welt eingehen. Ihm saß die Angst auch so schon heftig genug im Nacken. Ihm setzte vielmehr die Ratlosigkeit und Frage zu, wie er nun bloß seinen Bericht beenden und wann er sich beim Hohenpriester einfinden sollte. Ihm war, als wäre er in eine tiefe Grube gestürzt, aus der es kein Entkommen mehr gab.

7
    Ziellos lief Jona durch die belebten Gassen und Bazare der labyrinthischen Unterstadt, in denen sich die Menschen drängten, als gäbe es schon morgen nichts mehr zu kaufen. Hier fühlte er sich einigermaßen sicher vor den vielen römischen Soldaten der beiden Kohorten, die Pontius Pilatus zur Abschreckung aus Caesarea nach Jerusalem mitgebracht hatte, sowie vor Männern wie Meschillemot und anderen, die Kaiphas möglicherweise damit beauftragt hatte, nach ihm Ausschau zu halten.
    Seine angstbeladenen Gedanken irrten wie er in wirren Kreisen, ohne jedoch einen Ausweg zu finden, was er denn jetzt bloß tun sollte. Früher oder später musste er sich Kaiphas stellen und ihm vorlegen, was er über den Nazoräer zu berichten hatte. Aber womit sollte er seine Niederschrift beenden, ohne beim Hohenpriester durch allzu viele Lücken den Verdacht aufkommen zu lassen, er habe seinen Auftrag nicht erfüllt?
    »Jona?«
    Eine verdutzte Stimme und eine Hand, die sich ihm plötzlich von hinten auf die Schulter legte, ließen ihn erschrocken zusammenzucken und herumfahren. Vor ihm stand Elia ben Eljasaf!
    »Habe ich mich also doch nicht getäuscht, Jona! Du bist es wirklich!«
    »Herr!«, stieß Jona hervor und wusste nicht, ob er sich freuen oder noch mehr Angst haben sollte - und zwar um Elia und seiner geliebten Tamar willen.
    »Wo hast du bloß all die Wochen gesteckt?«, fragte Elia, jedoch ohne jede Verärgerung. »Ich habe am Tag deines Wegbleibens einen sehr merkwürdigen Besuch von einem Priester bekommen, der mir recht hochtrabend mitgeteilt hat, dass ich vorerst mit deiner Rückkehr nicht zu rechnen bräuchte und dass du irgendwelche wichtigen Aufgaben zu erledigen hättest. Und er hat mir dann unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass mich die Natur dieser Aufgaben nichts angehe und ich mir deshalb auch jegliche Fragen dazu ersparen könne. Ein überaus unangenehmer Mann.«
    »Es ist gut für dich und Tamar, dass du keine Fragen gestellt hast, Herr«, beeilte sich Jona nun zu sagen. »Und du tust besser daran, auch mich nicht danach zu fragen, sondern schnell weiterzugehen und nicht mit mir gesehen zu werden. Glaube mir, es ist zu euer aller Besten!«
    Auf der Stirn des Geschäftsmannes bildete sich eine tiefe Falte des Unmuts. »Was kann es denn so Geheimnisvolles geben, dass du mir aus dem Weg gehen willst, Jona? Haben wir einander nicht immer vertraut? Auch damals schon bei deinem ersten Besuch, als ich dich in den Garten zu gehen bat, weil ich noch etwas mit meinen anderen Gästen zu besprechen hatte. Glaubst du denn, ich hätte nicht gewusst, dass auch Tamar sich dort für einige Minuten einfinden würde?«
    Jona errötete. »Dein Vertrauen ehrt mich, Herr, und ich habe es auch nie missbraucht!«, beteuerte er. »Aber gerade deshalb wäre es besser, wenn du nicht weiter in mich dringst und mich meiner Wege gehen lässt, Herr. Sag Tamar nur, dass...«
    »Tamar weiß, dass du nicht einfach so von heute auf morgen aus ihrem Leben verschwunden bist, weil du ihrer überdrüssig geworden wärest«, fiel Elia ihm beruhigend ins Wort, um dann entschlossen fortzufahren: »Und jetzt höre auf, mich davon abhalten zu wollen, mit dir zu reden und dieser Sache auf den Grund zu gehen. Komm, wir setzen uns drüben in die Taverne. Ich kenne deren Besitzer. Er ist vertrauensvoll. Es gibt da ein Hinterzimmer, wo uns niemand zusammen sieht und wir ungestört reden können. Nein, keine Widerrede! Wir machen das so, wie ich es gesagt habe!«
    Wenig später saßen sie in dem kleinen fensterlosen Hinterzimmer der Taverne, zwei Steinbecher und einen Krug mit verwässertem Wein vor sich. Das Licht kam von einer bauchigen Öllampe.
    »Und nun erzähl, Jona!«, forderte ihn Elia auf, nachdem sie beide einen kräftigen Schluck Wein genommen hatten. »Und immer schön der Reihe nach!«
    Mit stockender Stimme begann Jona zu berichten, wie er an jenem

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