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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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linken Hand sowie einen dicken Stoffbeutel und einen Wasserschlauch über der anderen Schulter.
    »Ich weiß, es hat lange gedauert und draußen ist schon heller Morgen, aber es ließ sich nicht anders machen«, entschuldigte sich Flavius und setzte Lampe sowie Beutel und Wasserschlauch ab. »Ich bringe Nachrichten - gute und schlechte.«
    »Erst die schlechten, dann habe ich es hinter mir«, sagte Jona und wappnete sich innerlich für das, was nun kommen würde.
    »Kaiphas hat den Nazoräer verhaften lassen, letzte Nacht drüben in einem Olivenhain am Ölberg«, teilte Flavius ihm mit.
    »Es hat so kommen müssen!«, sagte Jona betroffen, plötzlich wieder von Zweifeln befallen, was seine Vermutungen über Judas Iskariot und seine Beweggründe betraf. »Und er hat es selber gewusst.«
    »Einer seiner eigenen Leute hat ihn an Kaiphas verraten und dessen Männer zu ihm geführt.«
    »Judas... Judas Iskariot war der Verräter!«
    »Richtig! Woher weißt du das?«
    »Weil ich ihn im Haus des Hohenpriesters gesehen habe.«
    »Kaiphas hat trotz der vorgerückten nächtlichen Stunde sofort einige Mitglieder des Hohen Rates in seinem Palast versammelt und euren Prediger verhört«, berichtete Flavius weiter. »Und dieser Jesus soll dabei erstaunliche Dinge von sich gegeben haben. Die ganze Stadt spricht schon davon. Aber während ich erzähle, kannst du schon anfangen, deine dreckigen Sachen auszuziehen und dich gründlich zu waschen. Denn so kann ich dich nicht mitnehmen.«
    »Mitnehmen wohin?«, fragte Jona sofort.
    »Alles der Reihe nach«, erwiderte der Legionär leise, reichte ihm den Wasserschlauch und holte aus dem Beutel einen Schwamm hervor, den er in Wachstuch gewickelt hatte. »Er ist mit Essig getränkt, das säubert besser als nur mit Wasser. Also zurück zu Kaiphas und eurem Rabbi. Sie haben ihn wie gesagt verhört und ihm dann auch die Frage gestellt, ob er der Messias und Gottes Sohn sei. Und da hat Jesus doch glatt geantwortet: ›Du sagst es!‹, und dann auch noch hinzugefügt: ›Doch ich sage euch: Von nun an wird es geschehen, dass ihr des Menschen Sohn zur Rechten der Allmacht und in den Wolken des Himmels werdet kommen sehen.‹ 66 Das ist nach eurem Gesetz ja wohl glatte Gotteslästerung, nicht wahr? Jedenfalls soll Kaiphas auf diese Antwort hin ganz außer sich geraten sein, sich das Gewand aufgerissen und ihn sogar noch geschlagen haben. Und dann haben sie den Nazoräer heute in aller Frühe zu Pontius Pilatus gebracht, damit dieser kurzen Prozess mit ihm macht, vermutlich um ihm den Tod des Rabbi in die Schuhe schieben zu können. Kann aber auch sein, dass sie nicht befugt sind, selbst ein Todesurteil über ihn auszusprechen.«
    »Dieser feige Intrigant von Priester!«, stieß Jona leise hervor, der sich inzwischen völlig entkleidet und sich mit dem essiggetränkten Schwamm den Schmutz von Armen, Beinen und aus dem Gesicht gewaschen hatte. »Und was soll ich nun anziehen?«
    »Dies hier«, sagte Flavius und zog das typische kurze Gewand eines römischen Soldaten mit rotfarbenem Leibrock aus seinem Sack sowie einen Gürtel mit Legionärsdolch und feste Sandalen mit Lederriemen, die bis zu den Waden hoch gewickelt wurden. »Das sind alte Sachen von mir, sie müssten dir passen, denn uns unterscheidet nicht viel in Größe und Körperbau.«
    »Aber das sind eindeutig Soldatenkleider! Allein schon der Leibrock sowie der Gürtel und der Dolch!«, wandte Jona ein und dämpfte schnell seine Stimme wieder. »Ich kann doch unmöglich...«
    »Und ob du kannst, du musst sogar, denn ich mache dich zu einem römischen Soldaten!«, fiel ihm Flavius ins Wort. »Was du sonst noch brauchst, also Brustharnisch, Schwert, Helm, Schild und kurze Lanze, da suche ich dir hier schon das Passende für dich aus.«
    Jona sah ihn ungläubig an. »Du willst mich in der Verkleidung eines römischen Soldaten aus der Burg schmuggeln?«
    »Du hast es erfasst. Aber dazu gleich mehr. Also zieh schon die Sachen an und wickel dir die Waden, wenn du mit dem Leben davonkommen willst!«, forderte Flavius ihn auf, um dann auf das Verhör bei Pontius Pilatus zurückzukommen. »Unser Statthalter war erst gar nicht davon angetan, sich mit der Sache befassen zu müssen, wie man sich überall erzählt. Er wollte damit nichts zu tun haben, aber eure Priester haben darauf bestanden, dass er rasch ein Urteil fällt, denn sie wollen ihn wohl noch tot sehen, bevor euer Rüsttag vorbei ist und der Sabbat mit dem Passah-Fest beginnt. Kurz und gut,

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