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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Soldatenhandwerk nichts verstehst. Meine Abteilung hat einzig und allein den Auftrag, dafür zu sorgen, dass der letzte Gang des Nazoräers durch die Stadt und nach Golgatha 67 geordnet verläuft. Das Einzige, was du unter Umständen tun musst, ist, die Leute mit deinem Schild zurückzudrängen oder auch mal deine Lanze zur Abschreckung auf sie zu richten, wenn sie Ärger machen und dem Nazoräer zu nahe kommen. Das ist der Preis für dein Überleben, und ich denke, er ist nicht zu hoch! Und jetzt wird es allmählich Zeit, dass wir uns nach oben begeben.«
    Der Legionär hängte ihm noch ein Kurzschwert links an den Gürtel, suchte einen leichten Schild mit einer dünnen Metallverkleidung aus, wie ihn auch seine anderen Soldaten mit sich führten, und drückte ihm zum Schluss noch eine kurze Lanze in die Hand. Er musterte ihn kritisch und nickte dann zufrieden. »Nichts unterscheidet dich jetzt noch von meinen anderen Soldaten! Nimm jetzt die Lampe und warte im Gang hinter dem Vorhang. Ich muss deine Sachen sowie Wasserschlauch und Beutel noch verschwinden lassen, die Stofffetzen aus dem Schloss ziehen und den Schlüssel wieder hineinschieben. Da ist es besser, wenn es hier in der Waffenkammer so dunkel wie möglich ist! Lass die Tür nur einen kleinen Spalt offen. Aber pass auf, dass du mit den Waffen nirgendwo anstößt und Lärm machst. Das wäre das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können!«
    Jona folgte wortlos der Aufforderung, begab sich unter größter Umsicht hinter den Vorhang und wartete im Gang hinter der Tür, die er bis auf einen handbreiten Spalt zuschob.
    Wenig später gesellte sich Flavius zu ihm. »So, ich hoffe, ich habe alle Spuren verwischt«, sagte er. »Und bis in der Waffenkammer wieder jemand den Bestand kontrolliert, können Monate vergehen. Mein Vater wird dann schon wissen, wie er die Inventurlisten zu manipulieren hat, damit keiner merkt, dass ein paar Waffen und einiges andere verschwunden sind.« Er drückte die Tür behutsam zu, verriegelte sie und ließ den Schlüssel im Schloss stecken. »Und jetzt nichts wie den Gang hoch und hinaus auf den Hof, damit du dich in meine Abteilung einreihen kannst, Julius Sextus aus Samaria!«

4
    Die Eskorte, die Jesus auf seinem letzten Gang begleitete, bestand aus zwanzig Soldaten und war damit mehr als dreimal so stark wie bei jedem anderen Verbrecher, der zu seiner Hinrichtung vor den Mauern von Jerusalem geführt wurde. Zu der Abteilung gehörten zusätzlich noch vier römische Henkersgesellen, denen das blutige Handwerk der Kreuzigung auf Golgatha oblag und die Jesus, mit Geißeln bewehrt, flankierten.
    Flavius hatte Jona so in seine Abteilung eingereiht, dass er ganz am Ende von einer der beiden Reihen ging, die von den Soldaten gebildet worden waren, damit die zusammenlaufenden Leute auf den Straßen dem Verurteilten und den vier Henkersknechten in ihrer Mitte nicht zu nahe kamen.
    Jesus musste das schwere Querholz, an das man seine Hände nageln würde, selber tragen, so verlangte es der grausame Brauch der Römer. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet und blutüberströmt, schleppte er sich vorwärts. Man hatte ihn gleich nach der Verurteilung ausgepeitscht und ihm zur Verhöhnung eine Krone aus Dornenzweigen auf sein Haupt gepresst. Und als hätte Jesus nicht schon genug Schmerzen zu erleiden, machten die drei Henkersknechte reichlich Gebrauch von ihren Geißeln. Immer wieder ließen sie ihre Peitschen auf den Leib des Nazoräers niedersausen, während sie ihn vor sich hertrieben und ihn dabei als König der Juden verhöhnten, der sich beeilen solle, zu seinem Königreich auf Golgatha zu kommen.
    Wenn Jona auch am Ende der Soldatenkolonne ging, so war er dennoch nahe genug am Geschehen, um alles mit ansehen und mit anhören zu müssen. Bei jedem brutalen Peitschenschlag, der Jesus’ Körper traf, zuckte er innerlich zusammen. Und als er das viele Blut sah, hörte er in sich wieder die Stimme des Nazoräers, wie er im Obergemach des Hauses im Essener-Viertel zu seinen Jüngern sagte: »Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird!«
    Nicht die Spur eines Anzeichens, dass gleich ein spektakuläres Wunder geschehen würde! Irgendetwas musste in dem Plan des Judas Iskariot und des Nazoräers entsetzlich schief gegangen sein, wenn es diesen Plan denn überhaupt jemals gegeben hatte!
    Nur langsam rückte die zweireihige Kolonne vorwärts. Überall kamen die Menschen aus den Häusern gelaufen und verstopften die Straßen, sodass sich die

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