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Der geheime Auftrag des Jona von Judaea

Titel: Der geheime Auftrag des Jona von Judaea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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diesen Steinen Kinder Abrahams machen! Seid also gewarnt, ihr, die ihr euch so fromm und von Gott gesegnet wähnt! Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen!«
    Die Sadduzäer und Pharisäer waren es gewohnt, wegen ihres hohen Standes stets Vorzug und großen Respekt zu genießen. Dass Johannes der Täufer ihnen nun nicht nur die besondere Achtung verweigerte, auf die sie Anspruch zu haben glaubten, sondern dass er sie auch in aller Öffentlichkeit zurechtwies und sie gar als Schlangenbrut bezeichnete, versetzte sie in helle Empörung. Und die meisten von ihnen hielt es deshalb nicht länger an diesem Ort. Mit geröteten Gesichtern und Rufen der Entrüstung hasteten sie davon.
    Einige der Schriftgelehrten und Leviten blieben jedoch, wenn auch mit sehr verkniffenen, angespannten Gesichtern. Und einer von ihnen fragte mit strengem Tonfall, als wollte er ihn verhören: »Sag uns, wer du wirklich bist? Sprich, bist du der Messias?«
    Der asketische Mann schaute ihm kühl in die Augen. »Nein.«
    »Bist du dann der wiedergeborene Prophet Elia?«, bohrte der Schriftgelehrte nach.
    Erneut verneinte der Täufer kurz und knapp.
    »Aber du bist ein Prophet Gottes?«
    Wieder antwortete der Bußprediger mit einem klaren, einsilbigen Nein, als verdiente der Fragesteller nicht mehr Worte.
    Der Schriftgelehrte machte nun eine ärgerliche, ungeduldige Handbewegung. »Wer bist du dann? Gib uns endlich eine vernünftige Auskunft über dich! Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Bericht erstatten! Also, was sagst du über dich selbst, Prediger?«
    »Seid ihr taub? Habt ihr nicht gehört, was ich vor wenigen Minuten gesagt habe?«, fragte der Täufer kühl zurück. »Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!«
    »Und warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias, nicht der zurückgekehrte Elia und auch sonst kein Prophet bist?«, wollte ein anderer Pharisäer herausfordernd wissen.
    »Ich taufe euch nur mit Wasser! Es kommt aber einer, der mächtiger ist als ich!«, antwortete Johannes der Täufer mit großer Stimmgewalt, damit ihn auch alle anderen hörten, waren seine Worte doch nicht länger allein für die Schriftgelehrten und Leviten bestimmt. »Und ich bin es nicht würdig, ihm die Sandalen aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen. Die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen!« Und dabei wies seine mahnend ausgestreckte Hand auf die restlichen Schriftgelehrten und Leviten, die ihn soeben mit ihren barschen Fragen bedrängt hatten.
    Nicht weniger empört als ihre Standesgenossen, die schon vorher aufgebrochen und an das andere Ufer zurückgekehrt waren, rafften nun auch sie ihre Gewänder und konnten den Ort gar nicht schnell genug hinter sich lassen.
    Das einfache Volk rückte dagegen näher und wagte nun auch, dem Täufer Fragen zu stellen.
    »Was sollen wir Leute vom Land also tun?«, wollte einer aus der Menge zaghaft wissen.
    »Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keins hat. Und wer zu essen hat, handle ebenso«, gab der Täufer schlicht zur Antwort.
    »Und was sollen wir tun, Meister«, fragte ein anderer, der sich dazu bekannte, ein Zöllner zu sein, was einigen Mut verlangte. Denn seinesgleichen waren im Volk wegen ihrer Willkür und Korruption und wegen ihrer engen Zusammenarbeit mit den verhassten römischen Behörden allseits verachtet.
    »Verlangt nicht mehr, als was festgesetzt und rechtmäßig ist!«, erhielt der Zöllner zur Antwort. Damit setzte Johannes der Täufer die Menge in Erstaunen, hatten die Leute doch mit einer scharfen Verurteilung des Zöllnerstandes gerechnet.
    Nun wagten sich sogar drei Männer vor, die sich als Soldaten des Herodes Antipas zu erkennen gaben und ihrerseits eine Weisung erbaten. Um nicht aufzufallen, Misstrauen zu erregen und von den anderen gemieden zu werden, hatten sie ihre Ausrüstung und Bewaffnung zurückgelassen und sich nur mit einem gewöhnlichen Gewand bekleidet an diesen Ort begeben.
    »Misshandelt niemanden, erpresst niemanden und begnügt euch mit eurem Sold!«, gab der Bußprediger ihnen mit auf den Weg der Umkehr. Und dann bereitete er allen Fragen ein vorläufiges Ende, weil nun viele Zuhörer ihre Sünden bekennen und sich von ihm im Jordan taufen lassen

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