Der geheime Auftrag des Jona von Judaea
wenige Gefahren bestanden haben und uns auch unserer Haut zu wehren wissen, wenn es darauf ankommt. Aber das befähigt mich noch lange nicht, für euren Schutz garantieren zu können. Das ist eine zu große Verantwortung!«
»Unsinn!«, sagte der Fischhändler und winkte ab. »Ich erwarte nicht von dir, dass du bis an die Zähne bewaffnet mit uns reist und unseren Schutz vor Räubern und Zeloten garantierst. Ich weiß, dass du kein Söldner bist, der sein Leben verkauft. Und ich weiß auch, dass ich damit rechnen muss, hier und da einige Denare an erpresserischem Wegzoll zahlen zu müssen. So unerfreulich diese Dinge auch sind, so weiß ich mich damit zu arrangieren. Es geht mir nur darum, dass noch ein Mann mit uns reist, und zwar ein unerschrockener, der derartige Gefahren schon durchgestanden hat und weiß, wie man in einer brenzligen Situation am besten handelt. Mein Gehilfe Edom wird uns zwar noch begleiten, aber der taugt nur für unbedeutende Aufgaben, die weder einen allzu wachen Geist noch Erfahrung und Voraussicht erfordern.« Er senkte seine Stimme, als er fortfuhr: »Deine Gegenwart soll vor allem meiner Frau, die von leicht ängstlicher Natur ist und jetzt schon vor Sorge um die Gefahren der langen Reise nachts kaum schlafen kann, ein Gefühl der Sicherheit geben.«
»Ich weiß nicht...«, sagte Jona unsicher.
»Es wird dein Schaden auch nicht sein!«, fügte Esra nun hastig hinzu. »Ich zahle dir für jeden Tag unserer Reise das Doppelte des üblichen Tageslohns. Zwei Denare, Jona! Und du musst weder irgendeine schwere Arbeit verrichten noch für deine Übernachtungen in den Herbergen aufkommen. Ich übernehme all diese Kosten. Und wenn wir in Jerusalem eintreffen, zahle ich dir noch einmal drei Schekel. Alles, was du dafür tun musst, ist, uns begleiten und uns mit deinem Rat zur Seite stehen, falls es denn mal zu unerfreulichen Situationen kommen sollte.« Er hob die Hand, als fürchtete er eine sofortige Ablehnung seines Angebotes und sagte eindringlich: »Bitte überstürze deine Entscheidung nicht! Lass es dir durch den Kopf gehen. Und bei reiflicher Überlegung wirst du sicher zu dem Schluss kommen, dass ich nichts von dir verlange, was nicht in deinen Kräften steht. Wie gesagt, ich erwarte nicht, dass du die Rolle eines Söldners übernimmst. Deine Begleitung und dein Rat sind alles, was wir von dir wünschen! Und wenn du länger in Jerusalem bleiben möchtest, werden mein Schwiegersohn und ich dafür sorgen, dass du eine Unterkunft und Arbeit findest, darauf gebe ich dir mein Wort!«
Jona nahm erst einmal Zuflucht zu seinem Becher Wein. Täglich zwei Denare und in Jerusalem noch einmal eine Sonderzahlung von drei Schekel, das war für jemanden wie ihn eine verlockend große Summe. Nie hatte er mehr als zwei, drei Denare sein Eigen genannt und auch die hatten ihm nie zur freien Verfügung gestanden. Und jetzt konnte er fast zwei Dutzend Denare verdienen, denn die Reise nach Jerusalem würde bestimmt fünf Tage in Anspruch nehmen, je nach Route, die sie nahmen, sogar noch mehr, zumal mit einem schwer beladenen Fuhrwerk. Hinzu kam, dass ihm die Gelegenheit willkommen war, auf diese bequeme Weise für eine Weile möglichst weit weg von dem Nazorärer zu sein, der nach Timons Worten doch schon bald wieder in Kapernaum eintreffen würde.
Er wünschte, er könnte sich jetzt mit seinem Freund besprechen. Aber dann sagte er sich, dass ihm das auch nicht viel weiterhelfen würde. Timon stand zweifellos in unverbrüchlicher Freundschaft zu ihm, aber derart wichtige Entscheidungen musste er schon selber für sich treffen.
»Wann wollt ihr denn zu eurer Reise aufbrechen?«, fragte Jona schließlich.
»Schon übermorgen, denn die Zeit drängt«, antwortete Esra. »Manche Frauen kommen ja schon vor ihrer regulären Zeit nieder. Und wenn das geschieht und meine Frau ist nicht bei unserer Tochter, dann ist der Jammer bei ihr groß, und ich habe ihn für Monate in den Ohren, weil ich mir mit dem Aufbruch zu viel Zeit gelassen habe!« Er warf Jakob einen gequälten, vielsagenden Blick zu, als wüsste dieser als Ehemann nur zu gut, wovon er sprach.
Jakob nickte schmunzelnd. »Ja, dann ist das Leben so unerfreulich wie ein Haus voller Stechmücken!«, pflichtete er ihm bei.
Jona überlegte nicht länger und sagte entschlossen: »Also gut, ich nehme dein Angebot an, Esra ben Haschum, und werde euch nach Jerusalem begleiten!« Doch er fügte sogleich hinzu: »Aber nur unter einer Bedingung!«
Der
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