Der geheime Basar
und Freiheit prägt unseren Leib und unsere Seele.
O Märtyrer! Eure Schreie schellen in das Ohr der Zeit:
Bleib ewig beständig, Islamische Republik Iran.»
Zahra und die alte Dame ermüdeten, und ich ging zu dem roten Peykan hinunter. Seit den Achtzigern parkte er exakt an der gleichen Stelle unter der kahlen Pappel und dem mattblauen Laternenmast. Ich umrundete den Wagen ehrfürchtig, klopfte auf das rostige Blech, drückte auch kräftig gegen das dünne Metall, sandte kleine Wellen aus, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Das Skelett war intakt, nur eine leichte Delle am vorderen Kotflügel links. Und die Fahrertür ließ sich nicht öffnen – ich versuchte es, das Blech erzitterte, das Schloss widersetzte sich. Ich packte einen rostigen Griff und öffnete die knarrende hintere Türe, sandte mit der Taschenlampe einen starken Lichtstrahl aus, der den Innenraum erleuchtete und glitzernde Staubkörnchen in der Luft tanzen ließ. Ich wischte den weißen Plastiksitz mit einem feuchten Lappen ab und setzte mich darauf, klebte kurz fest und kletterte dann auf den Vordersitz. Das Lenkrad war lose. Der Anlasser war tot. Ein dünner Sprung lief schräg über das gesamte Tachometer.
Babak tauchte auf, wollte helfen. Er brachte Häppchen und eine Flasche Grapefruitsaft. Legte sich der Länge nach auf den Rücksitz, in seinem weißen T-Shirt und seiner Kinderturnhose, und schloss die Augen.
Ich stieg wieder aus, hob die Motorhaube. Beugte mich in die nachtschwarze Finsternis, versuchte herauszufinden, wo ich anfangen sollte. Das Licht der Taschenlampe wärmte verkohlte Flecken von Fäulnis auf den alten, erkalteten Organen. Ich tauschte die Batterie aus, wechselte Flüssigkeiten, öffnete Schrauben, pustete, schmierte, schlug auf rostiges Metall, übersät mit Blasen der Verwitterung und des Verfalls, versiegelte undefinierbare Löcher. Mir schien, als seien die Federn alle an Ort und Stelle, sogar die Wasserpumpe funktionierte, und die Reifen waren kaum abgefahren – eine Spur schlaff, aber nichts, was man nicht beheben konnte. Es gab keinen Grund, weshalb ich Zahra nicht das Glück bescheren können sollte, mit mir herumzufahren, wir zwei gemeinsam, so hoffte ich. Die Benzinpumpe löste sich, und ich war über und über mit schwarzem, klebrigem Schmierfett eingeölt. Ich drückte das unbrauchbare Gaspedal durch, wollte nicht aufgeben, betete darum, ein Brummen des Motors zu hören. Kein Ton, auch die Gangschaltung war erledigt. Ich verzweifelte.
Der gelangweilte Babak forderte mich auf, mich zu ihm auf den geräumigen Rücksitz zu gesellen. Ich setzte mich neben ihn, wir aßen Schokolade und schwiegen. Es würde Spaß machen, ihm zu erzählen, dass ich der Freund von Nilufar Chalidian war, dachte ich, er würde sich am meisten von allen aufregen. Er würde mir sogar bei der internationalen Petition helfen. Und auch von Amir könnte ich ihm erzählen, wie der Idiot die Tür hinter unserer Freundschaft ins Schloss geworfen hatte. «Sag mal, Babak, als Angestellter im Bauministerium, kannst du mir da vielleicht ein Telefonbuch und Faxnummern von den Regierungsämtern beschaffen?»
«Sicher kann ich das», antwortete er erfreut.
«Besteht irgendeine Chance, dass du mir ein Verzeichnis mit den Nummern der leitenden Angestellten heimlich kopieren kannst?»
«Klar kann ich das», freute er sich wieder, ohne zu fragen, zu welchem Zweck. Ich fand es merkwürdig. Und dann schwiegen wir wieder.
«Die Sache ist, ich habe eine neue Freundin …»
«Viel Glück, das freut mich für dich», antwortete er, doch es schien, als ob die Freude in seinen Augen gerade erlosch.
«Es ist Nilufar Chalidian, die Rennfahrerin. Wir haben uns in der Fakultät kennengelernt», erzählte ich weiter.
«Sie ist hübsch», nickte er und betrachtete mich düster.
Ich war enttäuscht. Wenn ich enttäuscht bin, bin ich leicht zu durchschauen, das wusste ich, doch es gelang mir nicht, es zu unterdrücken. Es war auch ein bisschen erniedrigend, diese steife Reaktion, ohne jegliche Begeisterung. Babak blickte mir direkt in die Augen und sagte: «Ich bin froh, dass du mir vertraust und es mir erzählt hast, du bist ein guter Freund, Kami, danke.» Und er legte eine Hand auf meinen Arm. Als er sagte, du bist ein guter Freund, wusste ich, es kam von Herzen, doch ich wusste auch, dass er bedauernswert war. Und plötzlich wollte ich ihn umarmen, ich fühlte mich bereit, sein Geheimnis zu erfahren. Es wird uns beiden helfen, wenn er sich mir
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