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Der geheime Garten

Der geheime Garten

Titel: Der geheime Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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täglich ein gutes Dutzend Menschen satt kriegen mußte und daß man ihr nicht zwei weitere Esser zumuten durfte, kamen sie auf den Gedanken, ihr einen Teil ihres Taschengeldes zu schicken, damit sie Lebensmittel kaufen konnte.
    Nahe bei der Stelle, an der Mary ihn zum erstenmal gesehen hatte, entdeckte Dickon ein Loch, das man zur Feuerstelle ausbauen konnte. Zwischen den Herdsteinen ließen sich großartig Kartoffeln rösten, und auf den Steinen konnte man sogar Eier backen. Im Feuer geröstete Kartoffeln waren für Mary und Colin etwas Neues. Mit ein bißchen Salz und Pfeffer und einem Stückchen Butter waren sie gerade die richtige Speise für einen Moorkönig. Außerdem waren sie billig und sättigten herrlich!

    Jeden Morgen frühstückten die Kinder entzückt unter dem großen Pflaumenbaum. Nach der Mahlzeit machte Colin seine täglichen Gehübungen. Mit jedem Tag wurde er stärker und konnte länger gehen. Er dachte sich immer wieder neue Übungen aus, um seine Kraft zu erproben. Dickon brachte ihm etwas bei, das ihm besonders gut half.
    »Gestern«, sagte er, nachdem er sich einen Tag lang nicht hatte blicken lassen, »bin ich für Mutter nach Thwaite gegangen. Und dort habe ich Bob Haworth getroffen. Er ist der beste Ringkämpfer weit und breit, außerdem kann er höher und weiter springen als alle anderen Jungen, und er ist auch der beste Hammerwerfer. Einmal ist er zu Fuß bis nach Schottland gewandert. Man nennt ihn hier in der Gegend einen Athleten, und als ich ihm einige Fragen stellte, dachte ich an Colin. Ich fragte: Wie bist du zu deinen starken Muskeln gekommen, Bob? Hast du irgend etwas besonderes getan, damit du so stark werden konntest? Er antwortete: Jawohl, Kleiner, das hab' ich. Ein starker Mann, der einmal in Thwaite in einem Zirkus auftrat, hat mir gezeigt, welche Übungen ich mit Armen und Beinen machen muß, um jeden Muskel des Körpers zu stärken. «
    Dickon erzählte weiter, wie er Bob gefragt hatte, ob auch ein zarter Junge etwas tun könne, um kräftiger zu werden. »Bob«, sagte Dickon, »lachte nur und fragte, ob ich mich für einen zarten Jungen halte. Ich erklärte ihm, daß ich an einen anderen dachte, der lange krank gewesen war. Für ihn würde ich gern die notwendigen Übungen kennenlernen , sagte ich. Natürlich habe ich keinen Namen genannt. Freundlich wie Bob ist, hat er mir gleich die Übungen vorgemacht, und ich habe sie mir gemerkt.«
    Colin hatte aufgeregt zugehört. »Würdest du sie mir zeigen?« fragte er. »Jetzt gleich?«
    »Klar«, antwortete Dickon und erhob sich. »Bob sagt aber, man müsse langsam anfangen und nicht übertreiben, und sich nicht ermüden. Zwischendurch müsse man tief atmen und ruhen.«
    »Ich werde vorsichtig sein«, versprach Colin. »Zeig mir, wie es geht! Dickon, du bist der größte Zauberer der Welt!«
    Dickon stellte sich auf den Rasen und führte langsam eine Reihe von einfachen Freiübungen vor. Colin beobachtete ihn mit weit geöffneten Augen. Einige Übungen konnte er sogar sitzend machen. Danach stellte er sich auf die Füße und tat es Dickon nach. Mary folgte seinem Beispiel. Die Krähe Ruß flog von ihrem Ast herunter und holperte aufgeregt zwischen den dreien umher.
    Von diesem Tag an gehörten Freiübungen mit zu den täglichen Pflichten. Colin und Mary konnten mit jedem neuen Tag ein bißchen besser turnen, und ihr Appetit wurde immer größer. Wäre der Korb von Dickon nicht gewesen, der jeden Morgen hinter dem Busch stand, sie wären ganz einfach verloren gewesen. Aber die kleine Feuerstelle und Mrs. Sowerbys Spenden gaben so viel her, daß Mrs. Medlock und die Krankenschwester und Doktor Craven erneut verwirrt wurden. Man kann natürlich sein Frühstück achtlos stehen lassen und so tun, als möge man sein Mittagessen nicht, wenn man vollgefüttert ist mit gebackenen Eiern, heißen Kartoffeln, frischer Milch, mit Haferkuchen und Roggenbrötchen, Heidehonig und geschlagener Sahne.
    »Jetzt essen sie fast nichts mehr«, stöhnte die Krankenschwester. »Sie werden an Unterernährung sterben, wenn wir sie nicht dazu bringen, mehr zu essen. Und dabei sehen sie gar nicht unterernährt aus.«
    »Das ist es ja«, rief Mrs. Medlock empört. »Die beiden machen mich noch ganz fertig. Ein Paar junge Teufel! An einem Tag essen sie, als wollten sie bersten, und am anderen Tag kann der Koch die beste Mahlzeit auf den Tisch bringen, sie rümpfen nur die Nase. Nicht einmal einen Mund voll von dem jungen Geflügel und der herrlichen Sauce

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