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Der geheime Garten

Der geheime Garten

Titel: Der geheime Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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sind, richtet er sich auf. Er und Mary haben viel Spaß zusammen. Wenn er jammert, sagt sie: Armer Colin! Tut es dir so weh? Bist du denn so schwach? Manchmal platzen sie fast heraus vor Lachen.«
    »Je mehr sie lachen, desto besser für sie«, sagte Mrs. Sowerby und lachte selbst. »Lachen ist besser für Kinder als alle Pillen der Welt. Die beiden werden bestimmt bald dicker werden.«
    »Das sind sie schon«, sagte Dickon. »Sie sind so hungrig, daß sie sich besorgt fragen, wie sie genug Eßbares erhalten, ohne aufzufallen. Colin sagt, wenn er noch mehr zu essen bestellt, glauben sie nicht mehr, daß er krank ist. Mary möchte ihm ja gern ihre Portion überlassen, aber Colin meint, dann würde sie wieder dünn, und sie möchten doch beide zugleich stark werden.«
    Mrs. Sowerby lachte herzlich, während ihr diese Schwierigkeit klargemacht wurde. Und Dickon lachte mit ihr.
    »Ich will dir was sagen, mein Junge«, meinte Mrs. Sowerby, als sie wieder zu Atem kam. »Ich denke gerade darüber nach, wie man euch helfen könnte. Wenn die beiden morgens in den Garten kommen, sollte für jeden von ihnen ein großer Krug voll frischer Milch bereitstehen. Ich backe ihnen ein knuspriges Landbrot oder Hafersemmeln mit Korinthen, wie ihr Kinder sie gern mögt. Nichts ist so gut wie frische Milch mit Roggen- oder Haferbrot. Damit können die beiden in der Zwischenzeit ihren Hunger stillen, bis sie zu Hause ihre gewohnten feinen Mahlzeiten bekommen.«
    »Ach, Mutter«, rief Dickon, »du bist wirklich großartig! Du verstehst alles und findest immer einen Ausweg. Gestern waren die beiden ganz niedergeschlagen. Sie wußten nicht, wie sie mit ihrem Hunger fertig werden sollten.«

    »Sie sind jung und wachsen schnell; außerdem erfordert das Gesundwerden Kraft und zusätzliche Nahrung. Sie sind wie junge Wölfe.«
    Colin und Mary hatten sich in ihrem ganzen Leben noch nie so gut unterhalten. Der Gedanke, daß sie keinen Verdacht erregen durften, war ihnen eines Tages gekommen, als sie bemerkten, wie verwundert die Krankenschwester und Doktor Craven dreinblickten.
    »Dein Appetit bessert sich gewaltig, Colin«, hatte die Schwester gesagt. »Früher wolltest du überhaupt nichts essen, und es gab so vieles, was du nicht mochtest.«
    »Es gibt jetzt nichts mehr, was ich nicht mag«, hatte Colin geantwortete. Und als er dann sah, daß die Schwester ihn verwundert und neugierig ansah, hatte er sich gefragt, ob er nicht vielleicht zu gesund wirkte. »Auf alle Fälle mißfällt mir nicht mehr so viel«, hatte er einschränkend gesagt. »Das macht die frische Luft.«
    »Vielleicht«, hatte sie geantwortete. »Trotzdem muß ich es Doktor Craven berichten.«
    »Wie sie dich angestarrt hat«, sagte Mary, als die Schwester gegangen war. »Als ob sie etwas ahne.«
    »Sie darf nichts entdecken. Keiner darf etwas ahnen«, flüsterte Colin.
    Als Doktor Craven an jenem Vormittag gekommen war, hatte auch er erstaunt ausgesehen und allerlei Fragen gestellt, die Colin höchst unbequem und unnötig fand.
    »Du bist oft im Garten?« hatte er gefragt. »Wo hälst du dich da eigentlich auf?«
    Colin hatte es vorgezogen, sein uninteressiertes, hochmütiges Gesicht aufzusetzen.
    »Niemand braucht zu wissen, wo ich mich aufhalte«, hatte er erwidert. »Ich bleibe dort, wo es mir gefällt. Jeder hat den Befehl, sich fernzuhalten. Ich möchte nicht beobachtet werden. Das wissen sie doch!«
    »Du scheinst den ganzen Tag draußen zu sein. Aber ich habe nicht den Eindruck, daß es dir schadet. Die Schwester sagt, du ißt jetzt viel mehr als früher.«
    »Vielleicht —«, hatte Colin gestammelt, »vielleicht ist es ein unnatürlicher Appetit.«
    »Das glaube ich nicht. Es scheint dir gut zu bekommen. Du nimmst dabei zu und deine Farbe ist besser.«
    »Vielleicht bin ich bloß aufgebläht und fiebrig.« Colin hatte versucht, eine düstere Miene aufzusetzen. »Menschen, die nicht lange leben, sind manchmal unberechenbar.«
    Doktor Craven hatte den Kopf geschüttelt und Colins Ärmel zurückgestreift, um sein Handgelenk und seinen Arm zu fühlen.
    »Du hast kein Fieber, und das Fleisch an deinem Arm ist fest. Wenn wir so bleiben, mein Junge, brauchen wir nicht vom Sterben zu reden. Dein Vater wird sehr glücklich sein, wenn er von dieser unerwarteten Besserung erfährt.«
    »Ich will aber nicht, daß er davon erfährt«, hatte Colin wild gerufen. »Er wäre zu sehr enttäuscht, wenn er dann erfahren müßte, daß es wieder schlechter steht mit mir. Ich könnte ja

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