Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
Vom Netzwerk:
Befestigung, keine Erhebung oder Mulde, nicht einmal eine auffällige Pflanze.
    Mora drehte sich zu ihr um. »Sie muss über ein Salztor treten, um den Tarnkreis zu verlassen.« Er öffnete das Säckchen, das er noch immer mit sich herumtrug, und schöpfte eine Handvoll weißer Krümel heraus.
    Salz. Fina starrte darauf, während er es zu einer Linie auf den provisorischen Weg streute.
    Was sollte sie tun? Wovon hatte er geredet?
    Mora sah wieder zu ihr. »Die Körner lösen sich in der Feuchtigkeit auf. Wenn sie zurückkommen möchte, muss sie Salz mitbringen und hierherstreuen. Dann kann sie über das Salztor treten und den versteckten Wald erreichen.«
    Fina starrte ihn an. Sie verstand noch immer nicht, was er meinte. Salztor, versteckter Wald …
    Moras Blick wurde unsicher. Er hob das Säckchen an und zeigte es ihr. »Besitzt sie Salz?«
    Fina fühlte eine seltsame Erleichterung. Was für eine Frage … Sie musste lächeln. »Wenn wir keins mehr haben, kaufe ich eben welches.«
    Irritiert sah Mora sie an.
    Sie hatte vergessen, in seiner Sprache zu sprechen. Fina winkte ab. »Ja, sie hat Salz. Mehr als genug Salz.«
    Mora senkte den Kopf. Auf einmal erschien er wieder so demütig wie am Anfang. »Wenn sie über das Tor tritt, wird sie erkennen, wo sie ist.«
    Fina betrachtete die Salzlinie. War das das Salztor, von dem er sprach? Vorsichtig setzte sie ihren Fuß darüber, hob den zweiten hinterher …
    … und erkannte den Wanderweg hinter den letzten Torfstichen, den Grundlosen See, der sich in der Mitte des Moores erstreckte.
    Fina lachte erleichtert auf. »Mora!« Sie wandte sich in seine Richtung, wollte ihm sagen, dass sie es geschafft hatten. Doch er war verschwunden!
    Fina drehte sich im Kreis, ließ ihren Blick über das Moor schweifen.
    Es war menschenleer! Panik stieg in ihr auf. Er konnte sich doch nicht in Luft auflösen?
    »Mora!« Sie schrie so laut, dass der Hall von den entfernten Bäumen zurückprallte.
    »Es ist hier.« Seine Stimme war direkt vor ihr. Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrer. Er zog sie zu sich.
    Fina stolperte, der Pfad unter ihr schwankte. Jemand fing sie auf.
    Mora stand bei ihr und hielt sie fest. Sie konnte ihn sehen.
    Er war unsichtbar gewesen! Wie am Anfang.
    Wovon hatte er gesprochen? Sie trat über das Salztor, und dann?
    Dann verließ sie seinen Tarnkreis. Plötzlich erinnerte sie sich an seine Worte, an das, was sie nicht so genau verstanden hatte.
    Bedeutete das, dass er unter seinem Tarnkreis unsichtbar war? Dass sie ihn von außerhalb des Kreises nicht sehen konnte? Es sei denn, sie fotografierte seinen Schatten.
    »Wer bist du?« Die Frage drängte aus ihr heraus.
    Mora löste sich von ihr, hielt sie an den Schultern und schob sie von sich.
    Fina bemerkte erst jetzt, dass sie sich an ihn klammerte. Sie ließ ihn los und blickte beschämt nach unten. Sie stand noch immer auf dem schwankenden Pfad. Das Salztor schimmerte in einer weißlichen Linie.
    Wer zum Teufel war er? Und an was für einem Ort war sie gelandet? Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie wiederkommen wollte. »Ich muss jetzt gehen«, murmelte sie hastig, korrigierte sich und sprach langsamer weiter. »Sie muss gehen, ihre Großmutter wartet schon auf sie.«
    Mora schnappte hörbar nach Luft. »Hat sie auch einen Herrn?«
    Fina sah auf. Besorgnis stand in seinen Augen, so, als würde er um sie fürchten.
    Wovon sprach er? Von ihrer Großmutter? »Was für einen Herrn?«
    Mora zuckte zusammen. Er wich ihrem Blick aus und schüttelte den Kopf.
    Fina starrte ihn an. Er hatte etwas Verbotenes gesagt, etwas, das ihm herausgerutscht war.
    Also hatte er selbst einen Herrn! Fina fröstelte. Einen Herrn, den er nicht verraten durfte, der ihn schlug und unterdrückte, einen furchtbaren Herrn, der ihm beigebracht hatte, sich selbst als »es« zu bezeichnen.
    Plötzlich wurde ihr kalt, so eisig kalt, dass sie sich ein warmes Feuer wünschte, den Kamin in der Mühle, den Trost ihrer Großmutter, fern von seinem unsichtbaren Moorland.
    »Ich gehe jetzt.« Sie starrte Mora an. Etwas lag in seinem Blick, das sie festhalten wollte. So, als flehte er sie an zu bleiben, als wollte er in dieser unheimlichen Welt nicht länger allein sein.
    Fina wich seinem Blick aus. Sie konnte ihm nichts versprechen. Stattdessen sprang sie über das Salztor und balancierte über den Pfad zwischen den Torfstichen. Sobald sie den Wanderweg erreichte, fing sie an zu rennen.

11. Kapitel
    M ora arbeitete hart, um das

Weitere Kostenlose Bücher