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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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an. Es … er muss noch etwas holen.« Mit vorsichtigen Bewegungen kletterte er zurück in die Höhle.
    Fina betrachtete ihre getrockneten Sachen. Sie legte die Honigbrote auf den großen Stein und fing an, die Lederkleidung gegen Unterwäsche, Jeans und T-Shirt einzutauschen. Sie musste diesen Ort tatsächlich verlassen, musste so schnell wie möglich zurück zu ihrer Großmutter, bevor Oma Klara auf die Idee kam, vor Sorge ihre Mutter zu verständigen. Gestern hatte Fina den Gedanken verdrängt, weil sie nicht gehen wollte, weil sie nicht wusste, wie sie zurückkehren konnte.
    Doch jetzt, da Mora sie fortschickte, erinnerte sie sich daran, wie vernünftig es war.
    Und dennoch – warum wollte er, dass sie ging? Würde sie ihn wiedersehen, wenn sie diesen Ort verließ?
    Finas Zähne schlugen aufeinander. Schnell streifte sie ihren Wollpulli über den Kopf.
    Mora tauchte im Einstieg der Höhle auf. Er hielt ein Säckchen in den Händen.
    Finas Herz klopfte so laut, dass sie es hören konnte. Es war ihre letzte Gelegenheit, ihm zu sagen, was sie befürchtete, was sie sich wünschte. »Wenn ich jetzt gehe …« Sie vergaß für einen Moment, so zu reden, dass er sie verstand, flüsterte den Satz noch einmal in seiner Ausdrucksweise: »Also, wenn sie jetzt geht, darf sie dann zurückkommen?«
    Ein Kräuseln huschte über seine Stirn. Für einen winzigen Moment sah er enttäuscht aus. Dann nickte er. »Mora wird ihr zeigen, wie sie fortgehen kann.« Er senkte den Blick. »Und wie sie zurückkehren kann, wenn sie es wünscht.«
    Fina atmete auf. Er schickte sie nicht für immer weg. Sie hatte nichts Falsches gesagt. Es musste einen anderen Grund geben, warum sie jetzt gehen sollte.
    Er hatte eine Gefahr wahrgenommen.
    Fina fröstelte. Unwillkürlich sah sie sich im Wald um. Die Kiefern waren groß und knorrig, dazwischen standen kleinere Birken, und überall lagen umgestürzte Bäume und ausgerissenes Wurzelwerk, von Gras und Moos überwachsen. Auch Moras Erdhöhle war zum Teil von einer herausgerissenen Kiefernwurzel überdacht.
    Dieser Wald war ganz anders als die Wälder, die sie kannte. Fina suchte nach einem Pfad, der von hier aus vielleicht ins Moor führen würde – irgendwo in dieser Wildnis musste es sich schließlich verbergen.
    Tatsächlich fand sie eine Spur, die so aussah, als würde sie häufiger benutzt. Aber wohin sie führte, war nicht zu erkennen.
    Fina räusperte sich. »Muss sie immer durch das Moor, um ihn zu erreichen? Sie fürchtet sich davor, noch einmal hineinzuspringen.«
    Mora sah erschrocken auf. »Sie soll nicht wieder ins Moor springen! Es ist gefährlich. Er kann sie erst in den Tarnkreis holen, wenn der Moment gekommen ist, in dem sie sterben würde.«
    Fina hielt den Atem an. Sie sah die Angst in seinen Augen, erkannte erst jetzt, wie ernst die Gefahr gewesen war, in die sie sich gebracht hatte.
    »Gestern gab es keinen anderen Weg.« Mora wurde leise. »Aber heute und in Zukunft gibt es wieder einen.«
    Finas Blick fiel auf das Fladenbrot, das noch immer auf dem Findling lag. Es hatte wirklich gut geschmeckt. Welche Gefahr hatte ihn so aufgewühlt, dass sie nicht einmal zu Ende essen konnten?
    Fina reichte Mora seine Hälfte von dem Brot und biss noch einmal in ihre. Es war inzwischen kalt geworden, aber es schmeckte noch immer.
    »Es zeigt ihr den Weg.« Mora wandte sich von ihr ab, fing zögernd an zu essen und führte sie zwischen Birken und Kiefern durch den Wald. Sie nahmen nicht den Pfad, den Fina entdeckt hatte, doch auf den zweiten Blick erkannte sie auch hier eine Spur, an der das Gras kürzer und der Boden fester war. Nach einer Weile lichteten sich die Bäume, und der Boden um sie herum wurde morastig. Die meisten Baumstämme waren abgestorben und staken tot und kahl aus den Moorlöchern.
    Schließlich erschien der provisorische Bohlenweg vor ihnen, den Fina beim ersten Mal gegangen war. Mora balancierte ihn entlang und sprang fast so leichtfüßig vor ihr her wie sein Eichhörnchen.
    Er musste schon lange hier leben, wenn er so sicher durch das Moor lief. Vielleicht war er doch nicht vor seinen Eltern geflohen.
    Aber von wessen Schlägen stammten seine Narben?
    Während Fina hinter ihm herlief, sah sie die Striemen allzu deutlich auf seinem Rücken. Er hatte sie sich wohl kaum selbst zugefügt.
    Oder doch?
    Vollkommen unvermittelt blieb Mora stehen. »Hier ist es.«
    Fina sah sich zwischen den Moortümpeln um. Sie erkannte nichts Besonderes an diesem Ort, keine

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