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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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wieder auf der glattgeschmirgelten Fläche aufkam. Offenbar war es ein sehr heißer Stein.
    Als es anfing, nach geröstetem Brot zu riechen, strich er eine klebrige, gelbe Masse auf den Fladen.
    Mora. Fina erinnerte sich an seinen Namen. Sie richtete sich auf und versuchte, seinen Blick aufzufangen, während er den Fladen zusammenrollte. Doch er sah nicht zu ihr herüber.
    Fast kam es ihr vor, als spürte sie noch seine Wärme auf dem Lager neben sich. »Guten Morgen!« Sie lächelte ihm zu.
    Mora fuhr auf. Gleich darauf senkte er verschämt den Kopf, trug den Fladen auf einem Teller zu ihr herüber und duckte sich vor ihr auf den Boden. »Ihre Frühmahlzeit, Herrin.«
    Seine Worte schmerzten. Wie konnte er in der Nacht so nah bei ihr sein und sich am Tag so unterwürfig vor ihr verbeugen.
    »Mora.« Sie flüsterte ihm zu.
    Er zuckte zusammen.
    Fina spürte den Drang, über seine Haare zu streichen. Sie wollte ihn beruhigen. »Sieh in ihr Gesicht.«
    Er zuckte ein weiteres Mal, richtete sich langsam auf.
    Fina lächelte ihm zu. Sie wusste noch immer nicht genau, wie sie mit ihm reden sollte. Sie konnte ihn unmöglich als »es« bezeichnen, selbst wenn er es so gewohnt war.
    Vielleicht konnte sie einen Kompromiss finden. »Sie wird ihn mit ›er‹ anreden, in Ordnung?«
    Er atmete überrascht ein. »Das ist keine Anrede für einen Diener.«
    Fina spürte, wie ihr Lächeln zuversichtlicher wurde. Vielleicht würde er sie jetzt endlich verstehen. »Sie möchte ihn auch nicht als Diener anreden. Er soll nicht ihr Diener sein. Er ist gleichwertig mit ihr.«
    Mora schwieg, nur seine schwarzen Augen betrachteten sie. Mora wie das Moor, Mora wie das unterirdische Reich der Zwerge. Der Name passte zu der dunklen Tiefe in seinen Augen, zu dem Ort, an dem sie waren.
    Fina wich seinem Blick aus und griff nach dem Fladenbrot auf dem Goldteller. Es war noch warm in ihren Händen. »Hat er …« Sie zögerte, konnte sich nicht daran gewöhnen, in seiner Sprechweise zu reden: »Hat er sich auch schon eines gebacken?«
    Mora schüttelte den Kopf.
    Fina riss das zusammengerollte Brot in zwei Hälften und gab ihm eine. »Dann teilen wir.«
    Wir. Kannte er das Wort?
    Mora nahm das Brot und sah an die Höhlendecke.
    Fina folgte seinem Blick, konnte aber nichts Besonderes entdecken. Stattdessen biss sie in das weiche Brot. »Hhm!« Sie hielt inne. Der warme Fladen war mit Salz gebacken und mit Honig bestrichen. »Das ist lecker!«
    Mora starrte noch immer zur Decke, wandte sich nur langsam in ihre Richtung.
    Fina ahnte, dass etwas nicht in Ordnung war. »Was ist los?«
    Mora stand auf, hielt das Brot noch immer unangetastet in seinen Händen. »Sie muss seine Höhle verlassen.«
    Fina stockte der Atem. Wollte er sie fortschicken? Jetzt, da sie ihm gesagt hatte, dass er ihr nicht dienen sollte?
    Auf einmal kam er ihr alles andere als unterwürfig vor. Aufrecht und groß stand er vor ihr, so angespannt wie ein Kämpfer, der eine Gefahr witterte.
    Fina erhob sich, schon allein deshalb, um nicht so klein neben ihm zu sein.
    Doch sie war noch immer kleiner als er, klein genug, dass sie ihre Wange an seine Brust legen könnte.
    Hastig trat sie einen Schritt zurück. Er war ein Wilder, unberechenbar und verrückt.
    Mora löste sich aus seiner Starre. Er drückte ihr die zweite Hälfte des Brotes in die Hand, ging zu dem Holzgestell, auf dem ihre Kleidung getrocknet war, und raffte sie auf seine Arme. Mit dem Kopf bedeutete er ihr, zum Ausgang zu gehen.
    Fina gehorchte ihm. Sie nahm die Brote mit, obwohl ihr der Appetit vergangen war. Während sie nach draußen kletterte, hörte sie, wie er ihr folgte.
    Draußen blieb sie unschlüssig stehen. Der Wind wehte eisig um ihre nackten Beine, ließ das weite Lederhemd um ihre Haut flattern. Wie hielt er es aus, mit nacktem Oberkörper in dieser Kälte? War seine Haut schon so abgehärtet, dass er nicht mehr fror? Oder war sein Verstand so weit zerstört, dass er es nicht bemerkte?
    Mora beobachtete sie.
    Fina senkte hastig den Kopf. Er schickte sie weg! So plötzlich, als hätte sie etwas Falsches gesagt.
    Auf einmal spürte sie seine Hand unter ihrem Kinn. Er hob es hoch, bis sie ihn ansah. »Ist sie wirklich gleichwertig mit ihm?«
    Fina schauderte. Sie erkannte das wache Funkeln in seinen Augen. Es konnte nicht sein, dass er verrückt war. Niemand, der so klare Augen besaß, war verrückt. »Ja, sie ist gleichwertig mit ihm.«
    Mora legte die Klamotten neben ihr auf einen Findling. »Zieh sie sich

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