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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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ebenfalls etwas von ihr.
    Fina erinnerte sich an das Reh auf dem Foto. Moras Schatten hatte bei ihm gestanden und seinen Kopf gestreichelt. Von der Größe und der Statur könnte es das gleiche Tier sein. Es lief ein paar aufgeregte Schritte zum Wald, schlug mit dem Kopf und drehte sich erwartungsvoll zu Fina um. Auch das Eichhörnchen sprang wieder auf den Fenstersims und schaute sie ungeduldig an.
    »Was wollt ihr von mir?« Fina sah zwischen den Tieren hin und her. Plötzlich ahnte sie, warum sie gekommen waren. »Was ist mit ihm? Ist Mora etwas passiert?«
    Das Eichhörnchen keckerte.
    Fina wusste nicht, ob der Laut etwas bedeutete, ob das Tier sie womöglich verstehen konnte und ihr eine Antwort geben wollte. Aber plötzlich wusste sie, dass sie zu lange hiergeblieben war.
    Sie musste zu ihm!
    Fina riss den Pulli vom Sofa, sprang die Treppe hinauf, steckte ihn in ihren Rucksack und lief mit dem Gepäck wieder nach unten. So schnell sie konnte, kritzelte sie eine Nachricht für ihre Großmutter, holte sich eine neue Packung Salz aus dem Küchenschrank und rannte hinaus in den Regen.
    * * *
    In der Höhle war es dunkel. Das Feuer war erloschen und hatte die eisige Kälte von draußen hereingelassen.
    Fina konnte in der Finsternis nichts erkennen. Für einen Moment glaubte sie, dass Mora nicht mehr da war. Nur das Eichhörnchen sprang vor ihr her und keckerte. Etwa dort, wo sein Schlaflager sein musste, schien es innezuhalten.
    Plötzlich hörte Fina rasselnden Atem aus dieser Richtung, gefolgt von einem bellenden Husten.
    Sie warf ihren Rucksack auf den Boden und rannte zu ihm. »Mora!« Sie fiel neben ihm auf die Knie, tastete im Dunkeln nach ihm und fand seinen kalten, nassgeschwitzten Körper. Er war nicht zugedeckt! Nur das Lederhemd bedeckte seine Haut.
    Ihre Hände suchten nach seinen Fellen, fanden sie und zogen sie über ihn.
    Sie brauchte Licht! Nur durch den Abzug des Feuers in der Decke drang ein schwacher Schimmer in die Höhle. Aber draußen ging die Sonne bereits unter.
    Sie hatte eine Taschenlampe dabei.
    Fina sprang auf und lief zu ihrem Rucksack, suchte nach der kleinen Kopflampe. Eins der Dinge, die sie Mora zeigen wollte.
    Sie fand die Lampe, setzte sie auf ihren Kopf und knipste sie an. Trotz seiner dunklen Hautfarbe erschien Moras Gesicht bleich. Das Eichhörnchen hockte daneben und sah sie hilfesuchend an.
    Fina holte die warme Decke aus ihrem Rucksack und breitete sie zusätzlich zu den Fellen über Moras Körper.
    Der Lichtstrahl ihrer Kopflampe streifte die Höhlenwand, fuhr mit ihrem Blick nach oben und umrundete die ganze Höhle. Sie hatte sich verändert. Mora hatte eine Holzdecke eingezogen, gestützt von einer Art Fachwerk an den Seiten der Höhle. Am hinteren Ende hatte er so etwas wie ein zweites Zimmer geschaffen, eine Nische mit einem weiteren Schlaflager aus Stroh und Fellen.
    Wie lange war sie fort gewesen? Wie lange hatte er gebaut, und seit wann war er krank?
    Fina rechnete nach: gut zwei Wochen, alles in allem.
    Er musste wie ein Wahnsinniger geschuftet haben. Und jetzt war er halbtot. Seine Zähne schlugen hörbar aufeinander, sein Körper schlotterte unter den Fellen.
    Er musste wieder warm werden!
    Sie musste ein Feuer machen! Hastig sah sie sich um. Das Eichhörnchen sprang in der Ecke der Höhle über einen Stapel mit getrocknetem Holz.
    Fina holte welches davon und schichtete es auf der Feuerstelle übereinander. Selbst die letzte Glut war in der Asche erloschen.
    Wie machte er Feuer? Drehte er ein Stöckchen im Holz? Besaß er einen Feuerstein?
    Sie hatte ein Feuerzeug dabei! Wieder eines der Dinge, die sie ihm zeigen wollte, die sein Leben leichter machen würden.
    Jetzt würde es sein Leben retten – hoffentlich!
    Fina brauchte eine Weile, bis sie das Feuer zum Brennen brachte. Die Feuerstelle war nicht so gut belüftet wie der Kamin ihrer Großmutter. Immer wieder erstickten die ersten Flämmchen, anstatt größer zu wachsen.
    Doch schließlich gelang es ihr, und das Feuer fing an, sich in das Holz zu fressen.
    Sie lief wieder zu Mora, beugte sich über ihn und berührte seine Stirn. Sie war noch immer kühl und nass. »Mora! Hört er mich?«
    Er rührte sich nicht. Fina streichelte durch seine Haare, sie fühlten sich rauh und feucht an.
    Was sollte sie mit ihm tun? Er war todkrank.
    Eigentlich müsste sie einen Krankenwagen rufen. Doch was sollte sie denen sagen? Dass sie sich im Moor ein Salztor streuen sollten, um in eine unsichtbare Welt vorzudringen? Oder

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