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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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ihren Fingern. »Keine Angst. Das ist nur der Mistral.«
    * * *
    Ganz leise schlich Fina sich ins Haus. Eigentlich wollte sie nicht schleichen, zumindest hatte sie es nicht geplant. Es passierte von ganz allein.
    Irgendetwas in ihrem Leben war faul. An irgendeiner Stelle lauerte eine große Lüge. Vielleicht musste sie nur leise und aufmerksam sein, um die Wahrheit herauszufinden.
    Fina zog die Schuhe aus, blieb in der Eingangsdiele stehen und horchte.
    Schließlich hörte sie ein Lachen aus dem Büro. Ganz so, als würde ihre Mutter telefonieren.
    Vom Büro aus regelte sie ihre Geschäfte, kaufte Häuser, die sie teuer vermieten konnte, oder verkaufte sie, wenn sie dafür mehr bekam. Dabei ließ sie die Arbeit vor Ort von ihren Angestellten erledigen, während sie aus der Ferne die Entscheidungen traf und den Gewinn kassierte.
    Fina hatte sich niemals besonders für die Immobilienfirma ihrer Mutter interessiert. Etwas daran gefiel ihr nicht. Das Verhältnis aus Arbeit und Gewinn erschien ihr unpassend. Ihre Mutter arbeitete wenig und verdiente Unmengen an Geld. Mehr als genug, um einen Privatlehrer zu bezahlen, dauerhaft mit einem Mietwagen zu fahren und Langstreckenflüge zu buchen, die nur wenige Stunden später abhoben. Sie waren auf der Flucht, und dennoch führten sie ein Luxusleben – während anderswo Menschen unter unwürdigen Bedingungen lebten.
    Vielleicht war das der größte Widerspruch von allen. Dass ihre Mutter immer über arme Menschen sprach, dass sie Fina an die schlimmsten Orte der Welt geführt hatte, um ihr das Elend des Lebens zu zeigen: Straßenkinder in Bombay, Menschen, die in Guatemala auf Müllhalden lebten. Fast so, als müsste sie ihr beweisen, wie gut sie es trotz ihrer Flucht hatten.
    Etwas stimmte hier nicht, und Fina musste endlich den Kopf aus dem Sand ziehen. Auch wenn es furchtbar war, betrogen zu werden – wenn sie wie eine Erwachsene behandelt werden wollte, musste sie wenigstens den Mut aufbringen, auch die unangenehmen Fragen zu stellen.
    Ganz leise ging sie der Telefonstimme ihrer Mutter entgegen. Ihr Puls raste, während sie sich bis zur Bürotür pirschte.
    Wieder lachte ihre Mutter, ein warmer, herzlicher Klang, der Fina einen Schauer über den Rücken jagte. Es war kein gewöhnliches Lachen, keines, das zu einem geschäftlichen Telefonat passte. Es war ein zärtliches, intimes Lachen, das Fina noch nie von ihrer Mutter gehört hatte.
    »Dann treffen wir uns also morgen.« Auch ihre Stimme säuselte. »Ja, du hast recht. Eine viel zu lange Zeit.«
    Finas Herz hämmerte so laut, dass es die Worte fast übertönte.
    Eine Weile schwieg ihre Mutter, während offensichtlich der andere sprach.
    Oder hatte sie aufgelegt?
    Fina wollte gerade zurückweichen, als ihre Mutter weitersprach. »Ja, das Abizeugnis haben sie uns geschickt. Abgesehen von der 2+ in Mathe hat sie nur Einsen. Bei den Sprachen sogar jeweils eine 1+.«
    Fina hielt den Atem an. Ihre Mutter sprach über sie, über ihr Abitur!
    »Ja, ich weiß, das war abzusehen. Sie hat ja ihr Leben lang nur gelernt und gelernt und gelernt. Aber stell dir vor, sie ist in acht Fächern geprüft worden und hat mit keiner Wimper gezuckt. Solche Nerven möchte ich haben.« Wieder klang das Lachen ihrer Mutter durch die Bürotür. »Ich bin ja schon halb wahnsinnig geworden, weil wir für die Externenprüfung nach Bayern mussten. Ich dachte die ganze Zeit: ›O mein Gott. Gleich klopft er ans Fenster.‹«
    Fina wurde schwindelig. Mit wem zum Teufel telefonierte sie? Wen ging es etwas an, wie gut ihr Abitur war oder wie viel sie dafür gelernt hatte? Wer kannte die Geschichte mit ihrem Vater?
    »Jetzt ist sie draußen und reitet das Pferd des Weinbauern. Davon hab ich dir doch erzählt, oder? … Ja, ich weiß. Ich mache mir auch Sorgen. Was, wenn er da draußen plötzlich vor ihr steht? Aber ich kann sie ja nicht im Haus einsperren. Und wenn sie auf einem Pferd sitzt, kann sie wenigstens schneller fliehen.«
    Fina schloss die Augen, das Blut rauschte in ihren Ohren. Wer war der Fremde am Telefon? Warum machte er sich auch Sorgen um sie?
    »Ich weiß. Wir müssen uns jetzt Gedanken um die Zukunft machen. Ich denke, sie wird ein Fernstudium anfangen. Etwas anderes kommt eigentlich nicht in Frage.« Ihre Mutter machte eine Pause, während offenbar der andere etwas sagte. »Nein, über das Fach haben wir noch nicht geredet. Sie ist sehr schweigsam, was ihre Zukunftswünsche angeht. Ich denke, sie sollte etwas aus ihren

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