Der Geheime Orden
für einen solchen Beruf?«, fragte ich.
»Hochzeitsplanerin ist ein Beruf wie jeder andere«, sagte sie. »Ich kann ein Praktikum machen oder als Assistentin anfangen und von da aus weitermachen.«
Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, und mir war klar, dass sie jetzt ein paar Worte von mir erwartete.
»Ich hab keine Ahnung von der Hochzeitsplanerei, aber ich finde es toll, dass du etwas gefunden hast, was du tun möchtest, und diesem Traum folgst, egal was die anderen darüber denken. Dazu gehört viel Mut.«
Sie sah zu mir herauf und sagte: »Möchtest du Arzt werden, weil dir der Titel und das Geld gefallen oder weil du den Menschen wirklich helfen möchtest?«
Diese Frage wurde mir schon tausendmal gestellt. Zum Glück hatte meine Antwort sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. »Jeder, der Arzt werden möchte, will anderen helfen«, sagte ich. »Aber es ist nichts Verwerfliches daran, dass ein Arzt auch gut verdienen und gut leben will.«
»Solange er das Herz am rechten Fleck hat«, sagte sie.
Ich weiß nicht, was dann plötzlich über mich kam, aber ich blieb einfach stehen und sagte: »Da wir schon mal über Herzen sprechen … wann wirst du deines an den rechten Fleck rücken und meine Freundin sein?«
Jeglicher Ausdruck wich aus ihrem Gesicht, und sie sagte: »Aber wir sind ja noch nicht einmal miteinander ausgegangen.«
»Jetzt ist es aber gut, Ashley. Wir sind zusammen essen gegangen und ins Kino und jetzt in ein Konzert. Ich weiß nicht, in was für einer Welt du lebst, aber im normalen Sprachgebrauch nennt man das ›miteinander ausgehen‹«
»Ich kann nicht mit dir ausgehen, Spencer.«
»Du hast Angst, mir dein Herz zu schenken?«
»Ich habe Angst, dass es gebrochen wird.«
»Gib mir eine Chance.«
»Ich kann nicht.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte ich. »Wir wissen beide, dass du es genauso willst wie ich.«
»Wir sind zu unterschiedlich«, sagte sie und wandte das Gesicht ab.
»Das ist Quatsch, und das weißt du. Das sagst du bloß, um irgendeinen Grund vorzuschieben, aus dem wir nicht zusammen sein können.«
»Das stimmt nicht. Meine Welt ist ganz anders als deine. Wir sind uns begegnet, weil ich dir Essen serviert habe. Erinnerst du dich? Du studierst in Harvard und ich an einem kleinen staatlichen College.«
»Es ist alles nur wegen Harvard, oder?«, sagte ich. »Hör mal, ich definiere mich nicht über irgendeine Uni. Ich komme aus einer Familie, die hart für ihr Auskommen arbeiten muss und dieselben Probleme hat wie alle anderen Leute.«
Sie schaute mich wieder an. »Du hast nicht den blassesten Schimmer, was wirkliche Probleme sind«, sagte sie. »Glaub mir.«
Ich packte sie an den Schultern und zog sie an mich, und bevor sie ausweichen konnte, küsste ich sie unter den Straßenlaternen der Commonwealth Avenue, während über uns das Citgo-Zeichen leuchtete. Zuerst wehrte sie sich, doch dann öffnete sie den Mund und schlang die Arme um meinen Hals, und so standen wir da, während der Wind uns in die Gesichter wehte und die Autos vorbeirasten. Die Zeit war für uns stehen geblieben.
Nachdem wir uns voneinander gelöst und sie ihren Mantel glatt gestrichen hatte, sagte sie: »Hab ich dir erlaubt, mich zu küssen?«
»Das musstest du nicht«, sagte ich. »Dein Körper hat für sich gesprochen.«
Wir gingen Händchen haltend zurück zur Pizzeria Uno und bestellten eine dicke Pfannenpizza. Nach dem ersten Kuss konnten wir jetzt ungeniert über Dinge plaudern, um die wir vorher einen Bogen gemacht hatten. Wir verließen das Restaurant mit vollem Magen und ebenso vollen Herzen, und ich spürte, wie ich mich immer mehr verliebte.
»Heute Abend lasse ich dich nicht allein nach Hause gehen«, sagte ich, als wir zur überlaufenen U-Bahn-Haltestelle gelangten.
»Du musst mich nicht lassen«, sagte sie. »Ich tue, was ich will, und du wirst mich nicht herumkommandieren wie ein Schulmädchen.«
»Es wäre falsch von mir, dich so spät alleine nach Hause gehen zu lassen«, sagte ich. »Was, wenn dir etwas zustößt?«
»Ich habe die letzten neunzehn Jahre überlebt. Ich denke, einen weiteren Abend kann ich auch noch schaffen.«
»Du bist verdammt stur.«
»Das ist das Problem mit euch Harvard-Jungs«, sagte sie. »Ihr seid es gewohnt, dass alle Mädchen tun, was ihr wollt. Ihr solltet mehr Zeit mit Mädels verbringen, die euch nicht immer nur nachgeben.«
»Du bist gar nicht so taff«, sagte ich. »Heute Abend habe ich dich geküsst, und du hattest
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