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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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dienen?«
    Ich wandte mich einem großen Informationsschalter zu.
    Wie alles andere in diesem Raum sah er teuer und erlesen aus. Der Mann hinter dem Schalter machte den Eindruck eines Bohemien, der sich so weit zusammengenommen hat, dass er in der gesetzten Bibliotheksatmosphäre nicht mehr auffiel. Er trug eine Brille mit kleinen, ovalen Gläsern und hatte schulterlanges, ergrauendes Haar, das ohne größeres Stilbewusstsein in der Mitte gescheitelt war. Seine verblichene Kordhose und das zerknitterte Hemd deuteten an, dass sich nur ein geringer Teil seines Morgenrituals vor einem Spiegel abspielte. Am auffälligsten allerdings war seine elegante Sprechweise, kühl und eine Spur exaltiert, in effizienten und wohlüberlegten Sätzen.
    »Ich forsche derzeit über den Christlichen Feldzug«, sagte ich und trat an den Schalter. »Ich hatte gehofft, dass ich vielleicht einen Blick in das Buch werfen könnte.«
    »Sind Sie zum ersten Mal in der Houghton-Bibliothek?«, wollte er wissen.
    Diese Frage schien immer beliebter zu werden. Sah ich so sehr wie ein Sportidiot aus?
    »Ja, in der Tat«, sagte ich. »Professor Davenport von der theologischen Fakultät hat mir gesagt, dass hier der Ort ist, an dem man dieses Buch tatsächlich lesen kann.«
    »Da hat er vollkommen Recht«, sagte Forde. »Professor Davenport ist kein Unbekannter für uns. Er hat sogar einen eigenen Stuhl hier, den wir wegen seines Rückenleidens für ihn bereithalten. Wir besitzen mehrere Ausgaben des Buches, das Sie genannt haben. Welche möchten Sie sehen?«
    »Ich würde gern mit der Ausgabe von 1634 beginnen.«
    »Das Exemplar aus der Sammlung von John Harvard.«
    »Genau.«
    »Das überrascht mich nicht. Es ist eines unserer am meisten nachgefragten Bücher. Normalerweise zeigen wir es nur nach Voranmeldung, aber da im Augenblick sonst niemand hier ist, kann ich es Ihnen ohne große Umstände holen. Obwohl es gleich hier draußen in der Vitrine steht, muss ich Sie trotzdem bitten, aus Gründen der Dokumentation einen Leihschein auszufüllen. Unsere Sammlung ist für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich, daher müssen wir genau Buch darüber führen, wer welche Bände gesehen hat.«
    »Selbstverständlich«, sagte ich und holte den Computerausdruck aus meiner Mappe, den ich vom elektronischen Katalog gemacht hatte. Ich nahm den Leihschein und trug alle erforderlichen Informationen ein, einschließlich meines Namens, der Adresse und der Telefonnummer. Es war das erste Mal, dass ich so detaillierte Angaben zu meiner Person machen musste, um ein Buch aus einer Bibliothek zu bekommen. Ich fragte mich, wie viel davon auf Joel Williams zurückzuführen war.
    »Und damit haben Sie zum letzten Mal einen Kugelschreiber benutzt«, sagte er mit einem geduldigen, aber bestimmten Lächeln. »In diesem Lesesaal sind nur Bleistifte erlaubt. Sie können Ihre Kugelschreiber hier wieder abholen, wenn Sie gehen.« Er streckte die Hand aus, und ich gab ihm meine beiden Schreiber. Im Gegenzug reichte er mir zwei Bleistifte. »Wenn ich jetzt bitte Ihre zwei Ausweispapiere sehen könnte? Ich muss sie in den Computer eingeben.«
    Ich reichte ihm meinen Führerschein und den Studentenausweis und fragte mich, ob als Nächstes ein Bluttest oder ein Iris-Scan folgen würde.
    »Wenn Sie bitte Platz nehmen würden, ich bin gleich wieder bei Ihnen«, sagte er.
    Er verschwand eilig durch eine Tür hinter dem Schalter, und ich richtete mich an einem Tisch in einer Ecke des Lesesaals ein. Kurze Zeit später kam ein anderer Mann durch die Tür hinein, in der Forde verschwunden war. Er war wesentlich jünger und größer, hatte dunkle Haare und einen gepflegten Bart, der mich an den jungen Abraham Lincoln erinnerte. Er setzte sich hinter den Schalter. Ich ertappte ihn dabei, wie er immer wieder verstohlene Blicke in meine Richtung warf. Ich war überzeugt, dass Forde ihm von meiner Anfrage berichtet hatte.
    Ich vermied Blickkontakt mit dem Ehrlichen Abe, aber da ich wusste, dass er jede meiner Bewegungen beobachtete, fiel es mir schwer, die Situation nicht als peinlich zu empfinden. Ich sah mich im Saal um und betrachtete die Ölgemälde an den pastellgrünen Wänden. Es waren Porträts von acht Männern und einer Frau; ich war erstaunt, dass mir ein paar der Gesichter tatsächlich bekannt waren. Teddy Roosevelt war am leichtesten wiederzuerkennen. Herausgehoben hing er an der zentralen Wand, wo man ihn direkt beim Eintritt in den Saal erblickte. Ich erkannte auch Charles Sumner,

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