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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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historische Ereignisse wie die Landung der Puritaner am Plymouth Rock wiederaufführten.
    Ich ging zu einem der Computer und suchte nach Informationen über den Kolonialverein von Massachusetts. Es dauerte nicht lange, bis ich etwas gefunden hatte: Der Verein war 1892 als gemeinnützige Organisation gegründet worden, die sich der Aufgabe verschrieben hatte, das Studium der Geschichte von Massachusetts von den ersten Siedlern bis zu den ersten Jahrzehnten des achtzehnten Jahrhunderts zu fördern. Die Mitgliedschaft stand ursprünglich nur Nachfahren der Kolonisten der Massachusetts Bay Company und von Plymouth offen, und die Anzahl der aktuellen Mitglieder war auf zweihundert begrenzt worden. Ihr erklärtes Hauptaufgabenfeld war die Edition von Dokumenten, die im Zusammenhang mit der frühen Geschichte von Massachusetts standen. Der Großteil ihrer Aktivitäten fand in ihrem Hauptquartier in der Mount Vernon Street 87 statt. Es war eines der wenigen erhaltenen Privathäuser, die von dem legendären Architekten Charles Bulfinch entworfen worden waren.
    Je mehr ich las, desto besser konnte ich mir ausmalen, wie Collander Abbott und die anderen Mitglieder des Vereins sich in stickigen Zimmern trafen, um ihre angelsächsische Geschichte zu pflegen und sich ihrer genealogischen Überlegenheit zu versichern. Dann dachte ich an die Worte, die in Erasmus Abbotts Urne eingraviert waren, und an das Glaubensbekenntnis der Altehrwürdigen Neun. War es nur ein Zufall, dass diese Passagen aus einem seltenen alten Buch stammten, das sich im Besitz eines Vereinskameraden von Collander Abbott namens Lawrence Jenkins befand? Das war nach den Textausschnitten selbst die zweite Verbindungslinie zwischen den Altehrwürdigen Neun und dem Christlichen Feldzug. Die Teile dieses komplizierten Puzzles fügten sich allmählich zusammen.
    Peggy kehrte zurück und setzte sich neben mich. »Während Sie gelesen haben, ist mir etwas eingefallen«, sagte sie. »Manchmal sind die großen Schenkungen der Alumni auf ihren Jubiläumstreffen verkündet worden. Also habe ich jemanden nach unten geschickt, um die Jahrbücher für 1901 und 1906 zu holen.«
    Sie gab mir einen dünnen, in Leinen gebundenen Band, auf dessen Buchdeckel die Zahl 1901 geprägt war. Ich blätterte bis zu den Seiten vor, die den Abschlussjahrgang von 1896 dokumentierten, aber dort wurde weder Jenkins noch eine Schenkung erwähnt.
    »Bingo«, sagte sie. Sie hatte den Band für 1906 durchgesehen. »Hier steht: ›Mr. Lawrence Jenkins übergab zur Feier seines zehnjährigen Abschlussjubiläums als großzügige Spende ein vollständig erhaltenes Exemplar der ersten Ausgabe des Christlichen Feldzugs von 1604.‹«
    »Das ist perfekt«, sagte ich. Damit konnte ich mein Zeitfenster um zehn Jahre verkleinern. Die beiden Seiten waren definitiv zwischen 1906 und 1936 entfernt worden. Aber die beiden entscheidenden Fragen waren immer noch unbeantwortet: wer und warum?
     
    Nach dem Training setzte ich mich mit Dalton zusammen, und wir besprachen alles, was ich entdeckt hatte. Er wollte am folgenden Nachmittag nach New York fliegen, um sich noch einmal auf Wild Winds umzuschauen. Nachdem wir unser Gespräch beendet hatten, studierte ich ein paar Stunden lang in meinem Zimmer, wobei ich Kant im Stehen las, um nicht einzuschlafen. Ich war gut in Fahrt, als Percy nach Hause kam und ganz mitteilungsbedürftig davon erzählte, dass er in den Lampoon aufgenommen worden sei, und wie viel besser er sich nach seiner Abweisung durch den Spee Club mittlerweile wieder fühle. Ich vermutete, dass er die Dosis seiner Antidepressiva verdoppelt hatte. So sehr er auch versuchte, das Debakel mit dem Spee herunterzuspielen – ein paar Abende zuvor hatte ich gehört, wie er mit seinem Vater telefonierte. Er war sehr kreativ mit den Details gewesen, hatte behauptet, dass er seinen Namen von der Bewerberliste habe streichen lassen, da er ohnehin schon genug um die Ohren habe und nicht noch mehr von seinem Studium abgelenkt werden wolle. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich war heilfroh, verhindert zu haben, dass er vom Glockenturm des Lowell House sprang, doch als er an diesem Abend zum fünften Mal an meine Tür klopfte und reden wollte, beschloss ich, meine Studien in der Lamont-Bibliothek fortzusetzen.
    In zehn Tagen standen die Zwischenprüfungen dieses Semesters an, sodass die Bibliotheken brechend voll waren. Ich fand noch eine kleine Butze im ersten Zwischengeschoss und richtete mich ein wie alle anderen.

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