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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Stufen des Blodgett Pools Schlange standen. Beim Anblick der Menschenmenge, die in die Sportanlage strömte, schoss mein Adrenalinspiegel in die Höhe. Als ich die Hintertür öffnete, die wir Spieler immer benutzten, schlug mir die feuchte Hitze ins Gesicht. Die Ränge waren bis unters Dach gefüllt, und die Band ließ es krachen, um die ungeduldige Menge bei Laune zu halten. Es war nur ein Freundschaftsspiel, doch die Boston University Terriers hatten seit dem letzten Jahr einen so überragenden 2,03-Meter-Flügelspieler, dass viele glaubten, er würde seine letzten beiden Studienjahre drangeben und ins Profilager wechseln, sobald die Saison vorüber war.
    Die Energie im Umkleideraum stand der Stimmung auf den Rängen in nichts nach. Die Musik wummerte, und die Jungs hämmerten mit den Fäusten gegen die Spindtüren. Schließlich kam der Trainer herein, und alle beruhigten sich. Er hatte beschlossen, seine übliche Routine zu verlassen, und statt noch einmal die offensiven und defensiven Taktiken mit uns durchzusprechen, setzte er sich zwanzig Minuten lang auf einen Stuhl in der Mitte eines Kreises, den wir gebildet hatten, und erzählte mit ruhiger Stimme, wie es gewesen war, als Sohn eines Müllwagenfahrers in einer Gemeinde mit lauter Ärzten, Rechtsanwälten und drei Country Clubs aufzuwachsen. Es ging darum, sich die Position des Außenseiters anzueignen und sie nicht zu fürchten. »Der Unterlegene spielt nicht, um Meister zu werden oder für ein paar kleine Pokale, die auf irgendwelchen Regalen Staub ansammeln und vergessen werden«, sagte er. »Sie spielen, um ihre Ehre zu verteidigen.«
    Ich schaute mich im Umkleideraum um, als er seine Ansprache beendet hatte – und ich schwöre, dass die Hälfte der Jungs entweder heulte oder sich auf die Lippe biss, um die Tränen zurückzuhalten. Ich befand mich irgendwo dazwischen.
    Wir gingen so motiviert aufs Feld wie nie zuvor. Sogar Morrison, der kleinste und selbstzufriedenste Bursche in unserer Mannschaft, war dermaßen geladen, dass er schon beim Warmwerfen dauernd zu den sehr viel größeren und kräftigeren Spielern der Boston University auf der anderen Seite des Platzes hinüberstarrte und dummes Zeug darüber faselte, was wir mit ihnen anstellen würden, wenn das Spiel erst begonnen hatte. Wir mussten ihn ein paar Mal an die Leine nehmen, damit er nicht schon ein Handgemenge anzettelte, bevor der erste Pfiff ertönt war. Unsere Fans, die sich normalerweise still und uninteressiert gaben, waren überraschend lautstark, als die Band ihnen mit unserem Kampflied Ten Thousand Men of Harvard einheizte – mit einem Schwung, den sie auch bei den stets begeisterten Eishockeyspielen zeigte. Ich muss gestehen, dass selbst ich mich von dieser Stimmung hinreißen ließ und allmählich daran glaubte, dass wir die Terriers tatsächlich schlagen konnten.
    Dieses Hirngespinst hielt sich etwa so lange wie ein Regenschauer in Miami. Die Demütigung begann bereits mit dem Anpfiff. Einer ihrer kleineren Spieler trat beim ersten Sprungball gegen unseren 2,15-Meter-Mann an, und er gewann nicht nur den Ball, sondern leitete auch direkt einen schnellen Gegenzug ein, der mit einem zweihändigen Rückhandkorbleger abgeschlossen wurde, den sogar unsere Fans bejubelten. Den Rest des Spiels ging es nur noch weiter bergab, wobei der Gegner uns in unserer eigenen Halle quälte und dezimierte, und dies vor den Augen eines Publikums, das aus der Hälfte der Bevölkerung Bostons zu bestehen schien. Zur Halbzeit hatten sie mehr als doppelt so viele Punkte wie wir, und wir saßen wie gelähmt und verlegen von dieser Abreibung im Umkleideraum. Es war das erste Mal, dass ich daran dachte, mein Trikot auszuziehen und mich zu ergeben.
    Die zweite Hälfte begann besser als die erste, aber nur, weil sie ihre zweite Garnitur spielen ließen, während wir unsere erste Mannschaft auf dem Feld behielten. Der Trainer tobte und schrie wie ein Irrer an der Seitenlinie, und unsere Fans bejubelten inzwischen alles, was uns überhaupt gelang, wie unerheblich es auch sein mochte. Mitch blockierte den Wurf eines Aufbauspielers, der nur halb so groß war wie er, eine Leistung, die er eigentlich mit verbundenen Augen schaffen sollte, aber nach dem wilden Applaus der Menge zu urteilen, hätte man denken können, er hätte rückwärts über den halben Platz hinweg einen Korb geworfen.
    Der Trainer nahm mich nach meinem vierten Foul aus dem Spiel, und während ich auf der Bank saß, schweiften meine Blicke über

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