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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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es von einem Mitglied handelt. Und wie sollte jemand wie Moss Sampson nach Neufundland kommen, und warum?«
    Da hatte er durchaus ein Argument, und ich war wieder aufgeschmissen. Aber Swigert erschien mir zu bequem, und ich fragte mich, ob wir ihn nicht deswegen so gern als Lösung akzeptierten, weil wir es langsam müde waren, nach jemand anderem zu suchen und dabei dauernd in Sackgassen zu rennen.
    »Nicht alles muss immer so einfach sein«, sagte ich. »Du musst daran denken, dass dies ein Code ist, der von sehr intelligenten Männern geschaffen wurde. Sie würden nichts in ein Buch drucken, was jedermann in null Komma nichts entschlüsseln könnte. Es braucht sehr viel Mühe und Glück, um es zu lösen.«
    »Ich höre deine Worte, aber bei der Frage Swigert oder Sampson halte ich weiterhin mit Swigert«, sagte Dalton. »Es muss einer ihrer Brüder aus dem Delphic sein, damit alle Zeilen passen.«
    Ich betrachtete die Fotografien. Sampson sah wie ein Raufbold aus. Er hatte einen rasierten Schädel, große schwarze Augen und einen energischen Unterkiefer, wie man ihn bei einem Boxer erwarten würde. Sein Hals war lang und muskulös, und obwohl er auf dem Bild einen Anzug trug, konnte man deutlich erkennen, dass seine Schultern harte Arbeit gewohnt waren.
    »Letzte Nacht habe ich mich in das Gebäude des Büros der Studienberatung geschlichen, wie wir es besprochen hatten«, sagte Dalton.
    »Und?«
    »Ich hab ein Fenster gefunden, von dem aus man einen guten Blick in den Hof des Delphic hat. Das Foto wurde definitiv hinter dem Clubhaus aufgenommen.«
    »Was so viel heißt, dass ihr Raum sich höchstwahrscheinlich in ihrem Clubhaus befindet«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Also, was machen wir als Nächstes?«, fragte ich.
    »Es bleibt uns nur eins übrig«, sagte Dalton mit spitzbübischem Gesichtsausdruck. »Wir müssen diesem alten Herrenhaus in der Linden Street einen besonderen Besuch abstatten.«

38
     
    Wumm! Wumm! Wumm! Es klang, als würde jemand meine Tür mit einem Rammbock bearbeiten. Ich sprang aus dem Bett und merkte, dass es kein Traum war, sondern dass tatsächlich jemand gegen unsere Tür hämmerte. Der Wecker zeigte Punkt drei Uhr. Ich knipste meine Lampe an und rannte zur Tür. Die Tür zu Percy Schlafzimmer war immer noch geschlossen. Dank dieser kleinen gelben Pillen könnte der verdammte Kerl einen Krieg verschlafen, ohne sich auch nur einmal umzudrehen.
    Ein kalter Luftzug wehte in unser gemeinsames Zimmer, als ich die Tür öffnete. Mehrere rote Gesichter schauten aus großen, dicken Skijacken hervor. »Was ist los?«, fragte ich. Ich erkannte Hutch, Duke und Pollack. Bevor ich mir die anderen Gesichter genauer ansehen konnte, drängten sie mich zum Sofa und stürzten sich auf mich. Graydon Brimmer bahnte sich seinen Weg durch die Menge und blickte grinsend auf mich hinunter.
    »Spencer, im Namen des Delphic Clubs habe ich die Ehre, deine Wahl in den 103. Aufnahmejahrgang des Gas zu verkünden.«
    Ein weiteres »Hurra«, erklang, und sie begruben mich erneut unter einem erdrückenden Haufen von Leibern. Nachdem wir ein paar Minuten über den Fußboden getollt waren, reichte Brimmer mir einen kleinen Umschlag. »Damit ist es offiziell«, sagt er.
    Ich öffnete den Umschlag und las den Brief.
     
    Präsident und Mitglieder des Delphic Club haben die Ehre, an diesem Tag, dem 23. November 1988, die offizielle Wahl des Spencer Collins zu verkünden.
    Wir würden uns über eine schriftliche Mitteilung freuen , mit der die Wahl angenommen wird.
    Diese Mitteilung kann in der Eingangshalle des
    Hasty Pudding Clubs in der Holyoke Street 12 heute zwischen 9 und 12 Uhr abgegeben werden.
     
    Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich fühlte, nachdem ich diesen Brief gelesen hatte, weil ich mich bloß an ein Gefühl der Lähmung erinnern kann. Ich versuchte eine Erklärung dafür zu finden, wie ein armer Schlucker wie ich es in einen der angesehensten Clubs von Harvard schaffen konnte – einen Club, der einst die Spielwiese einiger der reichsten Männer der Welt gewesen war.
    Dalton und ich hätten unser Leben darauf verwettet, dass ich von der Kandidatenliste gestrichen worden war, nachdem Brathwaite und Jacobs entdeckt hatten, dass wir Abbotts Urne ausgegraben und gestohlen hatten. Diese Wahl widersprach jeglicher Logik. Sie mussten doch wissen, dass ich nach meiner Wahl nicht nur viel leichter herausfinden konnte, was in jener Halloweennacht geschehen war, sondern auch ihren Geheimnissen sehr viel näher

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