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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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pausenlos.
    Gegen Mitternacht kühlte die Party allmählich ab. Mr. Jacobs stand in der Mitte des Raums, umgeben von den drei Funktionären, die mich an der Tür begrüßt hatten. Es wurde an Gläser geklopft, und als der Saal zur Ruhe gekommen war, verkündete Jacobs: »Es war ein unübertreffliches Vergnügen, heute Abend Ihr Gastgeber zu sein. Da ich nicht mehr im Besitz Ihres jugendlichen Stehvermögens bin, muss ich mich nun zurückziehen. Aber lassen Sie sich bitte nicht davon abhalten, ohne mich weiterzumachen. Mein Personal und meine Gastfreundschaft stehen Ihnen nach wie vor zur Verfügung. Viel Glück für die verbleibende Zeit, meine Herren. Und lang lebe das Gas.« Er neigte leicht den Kopf und hob dann die Hand, begleitet von donnerndem Applaus. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und hinkte in seinem unnatürlichen Gang aus dem Saal, dicht gefolgt von seinem treu ergebenen Butler. Es war ein Abgang, wie nicht einmal Hollywood ihn hätte inszenieren können.
    Als ich in jener Nacht zum Lowell zurückging, schwirrten mir die Bilder und Gespräche noch im Kopf herum. In einer einzigen Nacht hatte ich Dinge erfahren, die ich in vier Jahren Harvard niemals gelernt hätte. Aber was mich am meisten beschäftigte, als ich durch die kalten und leeren Straßen von Cambridge zog, war das Gespräch mit Jacobs. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er mir diese Fragen nicht gestellt hatte, weil er die Antworten noch nicht wusste, sondern nur, weil es da vielleicht etwas Bestimmtes gab, das ich hätte wissen müssen – und er hatte mich dahingehend geprüft, ob ich es tatsächlich wusste.

5
     
    Ich rief Dalton an, sobald ich zurück in meinem Zimmer war.
    »Wie war’s?«, fragte er.
    »Auf jeden Fall war es das größte Haus, in dem ich je gewesen bin«, sagte ich. »Als ob man durch ein Museum gehen würde. Überall Gemälde und Skulpturen.«
    »Die Jacobs haben richtig Schotter«, sagte Dalton. »Eine Zeit lang besaßen sie in Boston mehr Grundbesitz als die Regierung.«
    »Aber der alte Jacobs ist seltsam«, sagte ich. »Er hat mir alle möglichen persönlichen Fragen über meine Familie gestellt.«
    »Das müssen sie auch tun, Spence. Es ist wie ein Vorsprechen, also versuchen sie so viele Informationen wie möglich über euch Kandidaten zu sammeln. Deine Antworten können den Ausschlag geben, wenn sie darüber entscheiden, wer in der nächsten Runde nicht mehr dabei sein soll.«
    »Genau da liegt das Problem«, sagte ich. »Er war eigentlich gar nicht auf meine Antworten aus. Ich hatte eher das Gefühl, dass er bereits alle Informationen hatte und nur herauszufinden versuchte, wie viel ich davon wusste.«
    »Du musst immer daran denken, mit wem du es zu tun hast«, sagte Dalton. »Der Delphic ist nicht nur der exklusivste Club auf dem Campus, er hat auch die mächtigste Mitgliederliste. Für diese Leute ist es eine sehr wichtige Frage, wen sie aufnehmen und wen nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn sie den Hintergrund eines jeden Kandidaten überprüfen ließen.«
    »Ich habe nur kein gutes Gefühl«, sagte ich. »Sicher, Jacobs war nett, aber es war mir richtig unheimlich, dass er den Namen meiner Mutter wusste oder die Tatsache, dass mein Vater in meinem Leben nie eine Rolle gespielt hatte. Er wusste sogar, dass ich mich auch am Hobart College im Staat New York beworben hatte. Dabei gibt es nur einen einzigen Menschen, der davon weiß – Caitlyn Jefferson, meine Freundin aus der Highschool. Wie also konnten sie davon erfahren? Ich habe es nicht einmal meiner Mutter erzählt.«
    »Sie engagieren Leute, die solche Dinge für sie herausfinden«, erwiderte Dalton. »Für diese Leute geht es dabei um sehr viel. Hat er dich über Basketball ausgefragt? Seiner Familie hat mal die Hälfte der Celtics gehört.«
    »Nein, wir haben uns erst über seine Kunstsammlung unterhalten, und dann hat er mich mit seinen Fragen bombardiert. Er wollte unbedingt wissen, ob ich etwas über die Familie meines Vaters weiß und schon mal einem Angehörigen dieser Familie begegnet bin.«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    »Die Wahrheit. Dass ich mal einen Vetter getroffen hätte, als ich noch in der Grundschule war. Dann hielt er mir einen Vortrag darüber, wie wichtig die Familie sei und wie sehr sie bestimme, wer wir sind und was aus uns wird. Es war seltsam.«
    »Du machst dir zu viele Gedanken«, sagte Dalton mit einem Lachen. »Der alte Mann wollte nur ein bisschen Konversation betreiben.«
    »Mein Gefühl sagt mir aber

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