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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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ganz etwas anderes«, erwiderte ich. »Ich glaube, dass Jacobs die ganze Zeit auf mich gewartet hat. Diese Geschichte, dass er mir seine Kunstwerke zeigen wollte, war nur ein Vorwand, um mir seine Fragen stellen zu können. Er wollte etwas Bestimmtes erfahren.« Dann erzählte ich Dalton, dass er mir seine Visitenkarte gegeben und seine Hilfe angeboten hatte.
    »Der Mann mag dich, Spence, und genau das wollten wir erreichen«, sagte Dalton. »Alles, was dir einen Vorteil gegenüber den anderen Kandidaten verschafft, wird dir helfen, die nächste Runde zu erreichen.«
    In jener Nacht ging ich mit Gedanken ins Bett, die ich nicht mehr gehabt hatte, seit ich ein kleiner Junge war – ich dachte an meinen Vater und fragte mich, ob mein Leben anders verlaufen wäre, wenn er uns nicht verlassen hätte.
     
    Seit der Cocktailparty war fast eine Woche vergangen, und ich hatte noch nichts vom Delphic gehört. Ich versuchte, nicht ständig daran zu denken, doch es erwies sich als unmöglich. Eines Abends saß ich in unserem gemeinsamen Zimmer und versuchte, organische Chemie zu pauken, ohne dass viel dabei herauskam. Percy saß in seinem Zimmer und quatschte mit einem seiner Kollegen vom Din and Tonics, einem vierzehnköpfigen A-cappella-Männerchor, der auf dem Campus herumrannte und Jazznummern zum Besten gab, die unsere Eltern im Autoradio hörten, während wir uns vom Rücksitz aus darüber beschwerten. Der Typ hieß Angstrom Hartman, und wenn Sie finden, dass schon der Name eine Katastrophe ist, sollten Sie den Burschen mal persönlich sehen. Er war genauso breit wie lang und besaß runde Bäckchen, die bei jeder Temperatur und Jahreszeit rot leuchteten. Er trug eine winzig kleine Benjamin-Franklin-Brille und schien sich niemals die Haare zu kämmen, als würde er aus der Dusche steigen und seinen Schopf im Laufe des Tages an der Luft trocknen lassen. Aber was mich an Hartman wirklich umhaute, war die Tatsache, dass der verdammte Junge richtig gut singen konnte. Kein Witz. Er besaß eine Sopranstimme, wie man sie nicht für möglich gehalten hätte. Wenn Sie hinter einem Vorhang säßen und den Din and Tonics lauschen würden, ohne ihre Gesichter sehen zu können, würden Sie Ihr Leben darauf verwetten, dass die hohe Stimme von einem zehnjährigen Mädchen stammt, doch sie gehörte Hartman, der sich das Herz aus dem Leib sang, als wäre das seine einzige Aufgabe auf dieser Welt.
    Wie dem auch sei, hier saß ich nun und versuchte mir etwas über organische Synthesereaktionen und Elektronenzahlen einzubläuen, während ich nebenher Percy und Hartman zuhörte, zwei hoffnungslosen Jungfrauen, die sich über einen dritten Chorsänger ereiferten, der gerade versuchte, ein Mädchen aus Wellesley aufzureißen. Da klingelte plötzlich mein Telefon. Es war Dalton.
    »Was machst du gerade?«, fragte er. Er war völlig außer Atem, als wäre er soeben den Boston Marathon gelaufen.
    »Ich versuche gerade ein bisschen zu studieren, allerdings ohne großen Erfolg«, sagte ich. »Warum, was ist los?«
    »Diese verdammten Treppen werden eines Tages noch mein Tod sein.«
    »Die Treppen oder die Zigaretten?«
    »Eine beschissene Moralpredigt ist wirklich das Letzte, was ich gerade brauche, Spence. Shauna hat mir das ganze verdammte Wochenende die Folgen des Rauchens an die Wand gemalt.«
    Shauna Marshall war Daltons feste Freundin. Sie lebte unten in New York und studierte Tanz an der Julliard School. Sie war in jedem Sinne des Wortes atemberaubend und besaß die größten Brüste, die ich je bei einer Frau mit einer so schmalen Taille gesehen hatte. Aber noch viel wichtiger, zumindest für Dalton: Sie war schwarz. Sie stammte aus Detroit und war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, bis sie sich aus eigener Kraft hochgearbeitet und ein Stipendium für die Julliard School erkämpft hatte. Sie war intelligent und attraktiv, und ich war davon überzeugt, dass sie ohne Probleme einen Studienplatz bekommen hätte, wenn sie lieber nach Harvard gegangen wäre, als eine Tanzkarriere zu verfolgen. Dalton hatte sie vor einem Jahr auf einem seiner Ausflüge nach New York kennen gelernt. Sie hatte ihn in einem seiner Lieblings-Burgerrestaurants in SoHo bedient. Man muss wohl nicht besonders betonen, dass Shauna ein weiterer wunder Punkt in der Beziehung zwischen ihm und dem Imperator war.
    »Wie schnell kannst du hier sein?«, fragte Dalton.
    »Kommt auf den Anreiz an«, sagte ich, knickte die Ecke der Seite um, die ich gerade las, und schlug

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