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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Diejenigen, die den peinlichen Vorfall beobachtet hatten, lachten und tuschelten, doch der König ermahnte sie und sagte: »Honi soit qui mal y pense« – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dies wurde zum Motto des Ordens, und seitdem waren die Worte in Diamanten auf das symbolische Hosenband gestickt, das jedes Mitglied überreicht bekam.
    Ich nahm das Band noch einmal auf und verglich es mit der Abbildung von Prinz Alberts Hosenband, die dem Artikel beigefügt war. Sie waren sich unheimlich ähnlich – abgesehen von der Beschriftung.
    »Und es gibt noch mehr«, sagte Dalton. Er griff in die Kiste, löste ein Schloss, nahm eine Bodenplatte heraus und zog ein silbernes Medaillon hervor, das an einem blauen und goldenen Band hing. Die drei Fackeln des Delphic, die auf der Vorderseite eingraviert waren, stimmten mit denen auf dem Deckel der Kiste überein. Die Initialen R. A. W. und das Datum 10. Dezember 1943 waren auf die Rückseite gestempelt.
    »Dies wird allen Mitgliedern während der Aufnahmezeremonie übergeben«, sagte Dalton. »Onkel Randolph hatte mir das Hosenband nie zuvor gezeigt, aber ich erinnere mich, einmal gesehen zu haben, wie er den Orden trug, als er und Tante Teddy ein großes Essen in ihrem Haus gaben. Ich war zehn oder elf. All diese alten Männer, die in ihren Limousinen vorfuhren, alle in Smokings und mit diesem Orden um den Hals. Ich fragte Onkel Randolph, warum alle diese komische Medaille trugen, und er antwortete, dass sämtliche Mitglieder des Gas sie zu wichtigen Anlässen trugen. Er sagte, dass ich eines Tages mehr darüber erfahren würde, wenn ich nach Harvard ginge.«
    »Bist du sicher, dass dein Onkel nicht danach suchen wird?«, fragte ich.
    »Onkel Randolph erinnert sich die meiste Zeit nicht mal an seinen Namen«, sagte Dalton. »Ich glaube nicht, dass er nach dieser Kiste fragen wird.«
    »Wenn er dem Tod so nahe ist, solltest du ihn vielleicht nach den Altehrwürdigen Neun fragen«, sagte ich. »Vielleicht ist er jetzt bereit, dir etwas zu erzählen.«
    »Ich habe ihn gefragt, aber er begann von Tante Teddy zu erzählen und wann sie sich kennen gelernt haben und wie sehr er sie geliebt hat. Es war deprimierend, ihn so zu sehen. Er war ein toller Bursche, als ich noch klein war, klug und witzig und stark wie ein Ochse. Er war mit Abstand mein Lieblingsonkel.«
    »Hat er dir irgendetwas über den verschwundenen Studenten erzählt?«
    »Nein, das habe ich hier gelesen.« Dalton griff in ein Geheimfach im Boden der Kiste und zog einen zerrissenen Zeitungsartikel hervor, der braun war vom Alter. Das Papier war dünn, die Schrift verblichen; es fühlte sich an, als könnte es jederzeit zu Staub zerfallen. Der Name der Zeitung und ein Teil des Datums waren abgerissen, aber das Wort »Boston« und die Zahl »1925« waren noch zu erkennen.
     
     
    In den Winterferien gaben der Präsident von Harvard und die Polizei von Cambridge eine gemeinsame Presseerklärung heraus, in der sie der Überzeugung Ausdruck verliehen, dass der verschwundene Erasmus Abbott, Abschlussjahrgang 28, tot sei. Die landesweite Suche nach dem Erben des Abbott-Vermögens sei eingestellt worden, und es gebe Pläne für eine Gedächtnisveranstaltung. Abbott war nicht mehr gesehen worden, seit er am Abend vor Halloween im Speisesaal des Quincy House gegessen habe.
    In den vergangenen drei Monaten hat die Polizei von Cambridge mehrfach anonyme Telefonanrufe erhalten, die sich auf Abbotts Verschwinden bezogen, sich aber in keinem der Fälle als nützlich für die Ermittlungen erwiesen. Der Anruf, der die höchsten Wellen schlug, war anonym. Der Anrufer behauptete, Abbott habe die Absicht kundgetan, als Halloweenstreich ins Haus des Delphic Clubs in der Linden Street einzubrechen und jenen geheimen Raum zu finden, von dem viele glauben, dass er verborgene Schätze beherberge.
    Schon seit einigen Jahren kursieren Gerüchte über die Macht und die bewegte Geschichte dieses exklusiven endgültigen Clubs sowie seine ausgeprägte Neigung zur Geheimniskrämerei. Die Mitglieder, sowohl die aktiven als auch die graduierten, haben die Existenz dieses Raums stets vehement geleugnet und ganz entgegen ihrem üblichen Gebaren ihr Haus für die Behörden geöffnet. Weder die Universitätspolizei noch die Polizei von Cambridge berichten von der Existenz eines solchen Raums oder von irgendwelchen Hinweisen darauf, dass es Erasmus Abbott gelungen sein könnte, das Haus zu betreten.
    Doch viele Studenten sind nach wie vor der Ansicht,

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