Der Geheime Orden
Fakultät, die neue Verfahren testeten, um Erzlagerstätten zu orten. Atemberaubend. Ich widmete mich dem nächsten Artikel, der ebenso spannend war. Drei englische Debattierer, die unlängst gegen das Debattierteam angetreten waren, waren Lunchgäste des liberalen Clubs. Der letzte Artikel beschäftigte sich mit dem Ticketmanager der Harvard Athletic Association, C. F. Getchell, der bekanntgab, in welcher Reihenfolge die höheren Jahrgänge die begehrten Tribünensitze für das jährliche Footballduell zwischen Harvard und Yale zugeteilt bekämen.
Erst als ich zum 2. November weiterblätterte, wurde ich fündig. Unter den Hauptartikeln befand sich eine Ankündigung von W. A. Purrington, Abschlussjahrgang 1873, Anwalt aus New York, der der medizinischen Fakultät 150000 Dollar für Forschungen auf dem Gebiet der Zahnmedizin gestiftet hatte. Die wichtigste Sportmeldung war die Ankündigung, dass sich die Ruderachter von Harvard, Princeton und Yale im kommenden Frühjahr bei einem Dreierrennen messen wollten. Doch auf der dritten Seite, neben der rechten Spalte mit Reklame, stieß ich auf Gold.
Abbott möglicherweise verschollen
Erasmus D. Abbott, Resident des Eliot House im letzten Studienjahr, war zuletzt beim Abendessen vor Halloween gesehen worden. Seine Zimmergenossen haben seitdem nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Seine Professoren haben sein wiederholtes Fernbleiben bemerkt.
Das Dekanat hatte zunächst wenig zu Abbotts rätselhaftem Verschwinden zu sagen und mutmaßte, dass er übers Wochenende nach Hause gefahren sei und seinen Aufenthalt dort verlängerte. Doch je mehr Zeit verging, desto unwahrscheinlicher wurde dieses Szenario, und andere haben bereits ihre Besorgnis geäußert, dass ein Unglück geschehen sein könnte.
Anrufe bei Abbotts Eltern in Newport ergaben keine neuen Erkenntnisse über seinen Verbleib. Sie berichteten, dass er seit Beginn des Herbstsemesters nicht mehr zu Hause gewesen sei. Und das einzig Ungewöhnliche war seine Bitte gewesen, ihm seine monatliche Zuwendung früher als sonst zukommen zu lassen. Die Eltern trösten sich mit dem Gedanken, dass ihr Sohn vermutlich einen seiner spontanen Urlaube eingelegt hat, um Freunde zu besuchen, und dass er länger blieb als geplant. So etwas habe er auch früher schon getan.
Alle Betroffenen sind überzeugt, dass er bald zurückkehren wird.
Ich ging jeden darauffolgenden Artikel durch in der Erwartung, eine Fortsetzung über Abbotts Verschwinden zu finden, aber es gab nichts. Ich steckte ein Lesezeichen in die Ausgabe vom 2. November, damit ich sie später fotokopieren konnte, und machte mich an die Ausgaben der folgenden Woche. Montag, 8. November 1927. Der Aufmacher bestand in einem Aufruf an die Studenten, sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen. Er war vom Generalsekretär des Phillips Brooks House verfasst worden, der ältesten von Studenten betriebenen Wohlfahrtsorganisation in Harvard.
Dann fand ich, wonach ich gesucht hatte, versteckt auf der vierten Seite:
Suche nach Abbott fortgesetzt
Einer Meldung der Polizei von Cambridge zufolge ist Erasmus Abbott, Physikstudent aus dem Quincy House, offiziell vermisst gemeldet worden. Seit dem Abendessen am Abend des Halloween ist nichts mehr über seinen Aufenthalt bekannt.
Eine landesweite Suche wurde veranlasst, doch bislang hat kein Hinweis zu Ergebnissen geführt. Seine Eltern, Collander und Elizabeth Abbott aus Newport, Rhode Island, haben eine Belohnung von fünfundzwanzigtausend Dollar für jeden Hinweis ausgesetzt, der den Behörden hilft, ihren Sohn unbeschadet heimzubringen.
Experten haben eine Entführung nicht ausgeschlossen, da Abbott der alleinige Erbe des berühmten Abbott-Vermögens ist. Bislang sind allerdings keine Lösegeldforderungen bekannt geworden.
Das Büro des Universitätspräsidenten richtet gemeinsam mit der Polizei von Cambridge die dringende Bitte an jeden, der im Besitz von Informationen über Abbotts Aktivitäten in der Halloweennacht ist, sich zu melden.
Meine Nase hing praktisch auf dem Papier, als ich den Artikel zu Ende gelesen hatte. Eine landesweite Suche, Vermögen, ein Verschwinden in der Halloweennacht – es war wie in einem Film. Ich schloss die Augen und überlegte, wie der Abend des 31. Oktober 1927 gewesen sein mochte. Ich spürte den gnadenlosen Wind durch die dunklen, engen Straßen von Cambridge fegen. Halloweenkerzen flackerten in den Fenstern, und Schatten warfen gespenstische Bilder auf
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