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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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die Straße. Das Clubhaus des Delphic war verlassen und verschlossen, während verkleidete Studenten unter seiner dunklen Fassade vorübergingen …
    Ich öffnete die Augen und schaute auf die Uhr. Es war zehn. Das hieß, die Widener-Bibliothek schloss gerade ihre Pforten, und Dalton war auf dem Weg zurück nach Eliott House, hoffentlich mit einer Kopie dieses Artikels aus einer Bostoner Zeitung.
    Ich durchsuchte weiter die Novemberausgaben, doch Abbott wurde nicht mehr erwähnt. Ich kontrollierte noch einmal, ob ich nichts übersehen hatte, doch es blieb dabei. Es gab kein einziges Wort darüber, wie die Geschichte weiterging. Wie konnte es sein, dass die Universität nicht ständig über die aktuelle Entwicklung beim Verschwinden eines ihrer Studenten informiert hatte? Insbesondere, da er zu einer so reichen und mächtigen Familie gehörte? Ich nahm den Wälzer und ging die zwei Büros weiter zum Fotokopierer. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Apparat warmgelaufen war; dann legte ich die Seiten vorsichtig aufs Glas, ohne den Buchrücken zu zerbrechen. Als ich fertig war, ging ich zu Stromberger, die an einem Schreibtisch saß, der groß genug war, dass die gesamte Belegschaft des Crimson gleichzeitig daran arbeiten konnte. Ihr Gesicht war vielleicht einen Zentimeter vom Bildschirm entfernt, und um sie herum standen fünf oder sechs Styroporbechern, die mit unterschiedlichen Mengen kalten Kaffees gefüllt waren. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie mich nicht kommen hörte.
    »Ich brauche noch einmal deine Hilfe, Gertrude«, sagte ich.
    Sie zuckte zusammen, als sie meine Stimme hörte. »Ich habe dich gar nicht kommen gehört«, sagte sie und presste eine Hand gegen ihr Herz. »Wie geht’s voran?«
    »Ich habe einen Teil von dem gefunden, was ich wollte, aber ich glaube, ich muss noch ein paar Monate mehr durchsehen. Kannst du mir vielleicht den Dezember 1927 geben und die ersten drei Monate von 1928?«
    »Dann wirst du die ganze Nacht hier sein«, sagte sie. »Das sind mehr als hundert Ausgaben. Hast du ein spezielles Datum im Kopf?«
    »Zuerst schon, aber ich glaube, es gibt noch mehr Artikel, die ich benötige. Also hab ich mir überlegt, die nächsten Monate auch noch zu durchsuchen.«
    »Wonach suchst du denn?«
    »Artikel über einen Studenten, der 1927 verschwand.«
    »Weißt du seinen Namen?«
    »Erasmus Abbott, Abschlussjahrgang 28.«
    »Ich kann dir wahrscheinlich helfen, die Artikel zu finden. Wir haben unsere Archive unlängst indexiert. Einen Augenblick.«
    Sie stand auf, ging zu einem anderen Computer im hinteren Bereich und tippte in die Tasten. In weniger als einer Minute hatte sie ein Ergebnis. »Drei Artikel«, sagte sie. »Zweiter und achter November 1927 und 27. März 1928. Die ersten beiden hast du schon, also werde ich dir den Band für den März bringen.«
    Stromberger verschwand in einem dunklen Flur, um Sekunden später mit einem großen Band zurückzukommen, der genauso aussah wie der, den ich gerade durchsucht hatte, allerdings mit unterschiedlichen Daten auf dem Einband. »Viel Glück«, sagte sie und gab ihn mir.
    Ich kehrte in mein provisorisches Büro zurück und stürzte mich auf den Band. Es dauerte nicht lange, bis ich den Artikel gefunden hatte. Der Chefredakteur hatte den Fall schließlich doch als wichtig genug erachtet, um ihn auf die erste Seite zu setzen.
     
     
    Abbott vermutlich tot
     
    In einer gemeinsamen Presseerklärung gaben das Büro des Präsidenten und die Polizei von Cambridge bekannt, dass der vermisste Erasmus Abbott aus Newport, Rhode Island, offiziell als verschollen gilt. Die fünf Monate währende Suche habe keine Erkenntnisse über das Verbleiben des Harvardstudenten erbracht oder klären können, ob er noch am Leben ist.
    Für Aufsehen hatten die Erklärungen von Kelton Dunhill gesorgt, einem Biologiestudenten vom Jahrgang 70 aus dem Quincy House, dem Abbott erzählt haben soll, dass er ins Haus des Delphic Clubs in der Linden Street eindringen wolle, um ihnen einen Halloweenstreich zu spielen. Gerüchte über einen geheimen Raum in diesem Club sind schon seit Jahren in Umlauf, obgleich von Angehörigen der Universitätsverwaltung stets kategorisch widersprochen wird.
    Abbott war einer der führenden Debattierer der Universität und nahm regen Anteil an den Aktivitäten seines Hauses. Das Büro für akademische Angelegenheiten hat entschieden, ihm gemeinsam mit dem Rest seines Jahrgangs im Juni das Diplom auszustellen. Die Abbotts haben der

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