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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mich machen.”
    “Ich brauche nur etwas Schlaf.”
    “Mhm.” Sie drückte ihn zurück, kletterte aufs Bett und kniete sich neben ihn. “Leg dich auf den Bauch.”
    “Dieser Ausblick ist mir lieber.” Es gelang ihm, schwach zu lächeln, während er mit ihrem Haar spielte. “Warum legst du dich nicht zu mir? Ich bin viel zu müde, um mich zu wehren.”
    “Das merke ich mir.” Sie versetzte ihm einen Stoß. “Und jetzt auf den Bauch, großer Junge.”
    Mit einem Murren rollte er sich herum, dann murrte er erneut, als sie sich auf ihn setzte und ihn zu streicheln und zu massieren begann.
    “Du denkst wahrscheinlich, eine Massage sei überflüssiger Luxus. Aber du irrst dich.” Sie presste die Handballen auf seinen Rücken. “Wenn du deinem Körper Erleichterung verschaffst, dann arbeitet er besser für dich. Ich lasse mich jede Woche im Club massieren. Stefan könnte bei dir wahre Wunder bewirken.”
    “Stefan.” Er versuchte sich nicht vorzustellen, wie ein fremder Mann sie überall berührte. “Typisch.”
    “Er ist Profi”, erwiderte sie trocken. “Und seine Frau ist Kindertherapeutin. Sie kümmert sich fantastisch um die Kinder im Krankenhaus.”
    Als er an die Kinder dachte, wurde er schwach. Sonnenlicht fiel rötlich und warm auf seine Augenlider. Und doch konnte er es noch immer sehen.
    “Die Kinder lagen im Bett.”
    Ihre Hände verharrten einen Moment. Dann bewegte sie sie wieder, strich seine Wirbelsäule entlang, über die Schulterblätter, den Nacken. Und wartete.
    “Das jüngste Mädchen hatte eine Puppe – eine Stoffpuppe mit rotem Haar. Aus Wolle. Eine alte Puppe. Sie hielt sie noch im Arm. Überall an den Wänden hingen Disney-Poster. All diese Geschichten mit Happy End, an die man glaubt, wenn man ein Kind ist. Das ältere Mädchen hatte Teenie-Zeitschriften neben dem Bett liegen, du weißt schon, die, die Zehnjährige lesen, weil sie es nicht abwarten können, sechzehn zu werden. Sie sind nicht aufgewacht. Sie wussten nicht, dass keine von ihnen sechzehn werden würde.”
    Grace schwieg. Es gab nichts zu sagen. Doch sie beugte sich vor, drückte die Lippen an seinen Rücken und spürte, wie er tief den Atem ausstieß.
    “Es macht einen fertig, wenn es Kinder sind. Ich kenne keinen Cop, der so was sieht, ohne dass es ihn fertigmacht. Die Mutter lag auf der Treppe. Anscheinend hat sie die Schüsse gehört und wollte zu ihren Kindern. Danach ging er zurück ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und erschoss sich selbst.”
    Sie schmiegte sich an ihn und hielt ihn fest. “Versuch zu schlafen”, murmelte sie.
    “Bleib bei mir. Bitte.”
    “Das werde ich.” Sie schloss die Augen, hörte, wie sein Atem tiefer wurde. “Ich bleibe bei dir.”
    Doch als er aufwachte, war er allein. Er fragte sich, ob er die Unterhaltung nur geträumt hatte, aber er konnte sie noch riechen – in der Luft, auf seiner Haut. Er lag quer auf seinem Bett ausgestreckt und hob einen Arm, um auf die Uhr zu sehen.
    Was auch immer geschehen war, seine innere Uhr jedenfalls funktionierte nach wie vor.
    Er gönnte sich zwei Minuten unter der Dusche und schwor sich beim Rasieren, an seinem nächsten freien Tag einfach nur dahinzuvegetieren. Mit einem Mal fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, die Zeitschaltuhr der Kaffeemaschine zu stellen. Das war nicht nur ärgerlich, sondern brachte vor allem seinen strengen Zeitplan durcheinander.
    Der Ärger darüber beherrschte seine Gedanken so sehr, dass er glaubte, einer Illusion zu erliegen, als er auf der Treppe frischen Kaffeeduft roch. Doch als er in die Küche trat, erwartete ihn nicht nur eine volle Kaffeekanne. Grace saß am Küchentisch, war in die Morgenzeitung versunken und knabberte an einem Bagel. Das Haar hatte sie zurückgebunden, und offenbar trug sie nicht mehr als eins seiner Hemden.
    “Guten Morgen.” Sie sah auf und lächelte ihn an, dann schüttelte sie den Kopf. “Bist du wirklich ein Mensch? Wie kannst du so autoritär und einschüchternd nach nur drei Stunden Schlaf wirken?”
    “Alles Übung. Ich dachte, du wärst gegangen.”
    “Ich habe dir doch gesagt, dass ich bleibe. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mich einfach bedient habe.”
    “Nein.” Er blieb stehen, wo er war. “Es stört mich nicht.”
    “Wenn es für dich in Ordnung ist, dann trinke ich erst noch meinen Kaffee aus, bevor ich mich anziehe. Danach fahre ich zu Cade, später ins Krankenhaus und anschließend nach Hause. Die Reinigungsleute sollten am Nachmittag mit der

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