Der geheime Stern
legte es zurück in sein Bettchen. “Und schon bald wirst du stark und gesund sein und nach Hause dürfen. Du wirst dich nicht daran erinnern, dass ich dich in den Schlaf gewiegt habe. Aber ich werde mich daran erinnern.” Sie lächelte der Schwester zu, die ins Zimmer kam. “Es scheint ihr viel besser zu gehen.”
“Sie ist eine kleine Kämpferin. Sie können fantastisch mit Kindern umgehen, Ms. Fontaine.” Die Krankenschwester machte sich ein paar Notizen.
“Ich werde versuchen, in ein paar Tagen wieder vorbeizukommen. Und Sie können mich zu Hause erreichen, falls Sie mich brauchen.”
“Wirklich?” Die Schwester sah erstaunt auf. Der Mord in Graces Haus war Topthema auf der Kinderstation. “Sind Sie sicher, dass Sie sich zu Hause … wohlfühlen werden?”
“Dafür sorge ich schon.”
Grace warf Carrie einen letzten Blick zu, dann trat sie auf den Flur. Sie hatte noch Zeit, kurz die älteren Kinder zu besuchen. Danach wollte sie Seth im Büro anrufen und fragen, ob er Lust hätte, abends zu ihr zum Essen zu kommen.
Sie drehte sich um und wäre beinahe mit DeVane zusammengeprallt.
“Gregor?” Ihr Herz pochte heftig, eilig setzte sie ein Lächeln auf, um sich nichts anmerken zu lassen. “Was für eine Überraschung. Ist jemand krank?”
Er starrte sie reglos an. “Krank?”
Was war mit seinen Augen? Sie wirkten so durchscheinend und verwirrt. “Wir sind in einem Krankenhaus, Gregor.” Sie behielt das Lächeln bei und legte eine Hand auf seinen Arm. “Geht es Ihnen gut?”
Erschrocken zuckte er zurück. Für einen Moment hatte sich sein Hirn einfach abgeschaltet. Er hatte nur sie gesehen, nur sie gerochen. “Sehr gut”, versicherte er. “Ich war nur ein wenig abgelenkt. Und ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu treffen.”
Natürlich war das eine Lüge, er hatte dieses Treffen akribisch genau geplant. Er beugte sich über ihre Hand, um ihre Finger zu küssen. “Es ist selbstverständlich ein Vergnügen, Sie zu treffen, egal, unter welchen Umständen. Ich bin vorbeigekommen, weil Freunde mich darauf aufmerksam gemacht haben, wie gut sich hier um Kinder gekümmert wird. Kinder und ihr Wohlergehen liegen mir sehr am Herzen.”
“Tatsächlich?” Ihr Lächeln wurde umgehend wärmer. “Mir auch. Soll ich Sie kurz herumführen?”
“Wie könnte ich da Nein sagen?” Er drehte sich um und gab zwei Männern, die steif ein paar Meter entfernt standen, ein Handzeichen. “Bodyguards”, erklärte er Grace, während er sie unterhakte. “Bedauerlicherweise notwendig heutzutage. Verraten Sie mir, wieso ich das Glück habe, Sie hier anzutreffen?”
Wie üblich verschwieg sie die Wahrheit. “Meine Familie hat eine erhebliche Summe für diese Station gespendet, deswegen schaue ich ab und zu nach dem Rechten.” Sie zwinkerte ihm zu. “Und man weiß ja nie, ob man nicht zufällig auf einen attraktiven Arzt trifft – oder auf einen Botschafter.”
Sie führte ihn durch die Station, erklärte ihm die verschiedenen Abteilungen und fragte sich, wie viel Geld sie ihm wohl aus den Rippen leiern könnte. “Die allgemeinmedizinische Kinderstation ist eine Etage höher. Weil hier unten auch die Geburtsstation ist, will man verhindern, dass die Kinder allzu wild über den Flur toben.”
“Ja, Kinder können recht ungestüm sein.” Er hasste Kinder. “Ich bedaure es zutiefst, dass ich selbst keine habe. Aber nachdem ich nie die richtige Frau fand …” Er machte eine Bewegung mit der freien Hand. “In meinem Alter habe ich mich inzwischen damit abgefunden, dass niemand meinen Namen tragen wird.”
“Gregor, Sie sind im besten Alter. Ein starker, vitaler Mann, der in den nächsten Jahren so viele Kinder haben kann, wie er will.”
“Ah.” Er sah ihr tief in die Augen. “Aber zuerst muss ich noch die richtige Frau finden.”
Ihr war es unangenehm, dass er sie so durchdringend anstarrte. “Ich bin sicher, dass Sie sie finden werden. Hier haben wir einige Frühchen.” Sie trat näher an die Glasscheibe. “So winzig”, sagte sie sanft. “So hilflos.”
“Es ist schade, dass sie so minderwertig sind.”
Angesichts seiner Worte runzelte sie die Stirn. “Manche von ihnen brauchen vielleicht etwas mehr medizinische Betreuung als andere. Aber deswegen würde ich sie nicht als minderwertig bezeichnen.”
Wieder ein Fehler, dachte er verärgert. Er konnte in ihrer Nähe nicht klar denken. “Ach, mein Englisch ist manchmal etwas holprig. Bitte verzeihen Sie.”
Sie lächelte wieder, um
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