Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
über seinen Sporran noch eine sonstige Tasche verfügte, reichte er mir die Waffe.
»Was jetzt, Chef?«
Unter anderen Umständen wäre meine Antwort auf diese Frage eines nackten Soldaten mit drei ebenfalls nackten Untergebenen, die gerade einen weiteren Nackten fesselten, eine nonverbale gewesen. Aber diese Umstände verlangten nach anderen Maßnahmen.
»Ich glaube, wir sollten nach oben gehen. Es ist Zeit, dass wir bei Kommissar Dickinson und seinen Kumpanen mal den Spieß umdrehen.«
»Hast du die Nuss geknackt, altes Haus?«, fragte Morgan, dessen Gesicht noch immer feucht war, weil er Josephs Schwanz vollgesabbert hatte – und zwar ziemlich enthusiastisch, wie ich meinte. »Wirst du die Schurken zur Rechenschaft ziehen?«
Ich wünschte, ich hätte mehr Vertrauen in meine verstiegenen Mutmaßungen gehabt, um darauf mit einem überzeugten »Ja« zu antworten. In Wirklichkeit jedoch improvisierte ich auf Schritt und Tritt und hoffte, dass meine aus Vermutung und Verdacht gesponnenen Fäden ein Netz ergaben, mit dem ich den Mörder einfangen könnte. Ja, meine Metaphern waren ebenso weit hergeholt wie meine Gedankengänge.
»Folgt mir«, sagte ich und winkte den anderen mit der Pistole. »Langland, Morgan, ihr kommt mit nach oben. Ihr drei greift alle auf, die noch auf freiem Fuß sind, und sperrt sie zu den anderen. Wir rufen alle auf, wenn wir sie brauchen.«
McDonald, Ken und der Rotschopf verschwanden lautlos, sobald wir im Erdgeschoss waren. Ich führte die anderen nach oben: Langland, der Joseph an den Handfesseln führte, und Morgan als Schlusslicht. Der Moment war gekommen, Dickinson zur Rede zu stellen – sofern er noch am Leben war.
Er befand sich noch in derselben Lage, in der wir ihn verlassen hatten: die kräftigen Beine ans Sofa gefesselt, die Arme nach oben gebunden. Ich suchte nach Lebenszeichen: Er war am Leben, ganz schwach bei Bewusstsein und ziemlich kalt. Ich prüfte seinen Puls – der war langsam, aber stetig. Was auch immer in dieser Spritze gewesen sein mochte, es war nicht tödlich, dem Himmel sei Dank. Ich wollte keinen Mord auf dem Gewissen haben.
»Nun«, brachte er mit leiser, gebrochener Stimme hervor, »wie schnell sich die Lage doch ändern kann.«
»Sie haben uns ein paar Fragen zu beantworten, Dickinson«, sagte ich.
Er lachte. »Können Sie sich ausmalen, in welchen Schwierigkeiten Sie stecken? Einen Polizeibeamten anzugreifen ist ein schwerwiegendes Vergehen …«
»Halten Sie den Mund und hören Sie zu, Dickinson. Wir wissen alles über Sie.«
Morgan hob die Augenbrauen und machte Anstalten, etwas zu sagen, aber ich brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
»Ach, wirklich. Ich fürchte mich«, sagte Dickinson in einem Tonfall, der das genaue Gegenteil besagte. »Und wen haben wir denn hier? Sergeant Langland, wenn ich mich nicht täusche. Hat er die Seiten gewechselt, Mitch? Das muss teuer gewesen sein.«
Langland wollte ihm ins Gesicht schlagen, aber ich trat dazwischen.
»Mein Held«, sagte Dickinson, doch der Sarkasmus in seiner Stimme wurde von einem heftigen Hustenanfall unterlaufen. Sein Atem rasselte; irgendetwas war ihm auf die Lungen geschlagen. Ich hatte mich beim Erwachen ganz ähnlich gefühlt. Ich vermutete, dass in der Spritze eine Art Chloroform gewesen war – selbst in kundigen Händen ein gefährliches Narkotikum. Frankie, der Dickinson die Spritze in den Hals gerammt hatte, war nicht nur unkundig, sondern auch noch fuchsteufelswild gewesen. Und niemand will einen fuchsteufelswilden Anästhesisten.
»Jetzt haben Sie mich da, wo Sie mich wollten, Mitchell«, sagte Dickinson, als er sich einigermaßen erholt hatte. »Was wollen Sie zuerst tun? Meinen Schwanz lutschen, meinen Arsch lecken oder mich ficken?« Er hob seine Hüfte an, und das war in der Tat eine appetitanregende Vorstellung. Aber dieses Mal musste ich an anderen Stellen nachbohren.
»Ich würde Sie selbst dann nicht ficken, wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären, Dickinson«, log ich. »Ich will nur ein paar Antworten.«
»Fick dich.«
»Warum haben Sie David Rhys ermordet?«
Dickinson lachte. »Ich? Um Himmels willen, das wollen Sie doch nicht wirklich mir unterschieben. Was soll das? Wollen Sie Andrews schützen? Diese Schlampe hat es doch schon lange darauf angelegt.«
»Halt dein verfluchtes Maul!«, brüllte Langland und schlug ihm mitten ins Gesicht. »Antworte ihm!«
»Ich sehe schon, das alte Spiel mit dem freundlichen und dem bösen Polizisten. Ich bin selbst
Weitere Kostenlose Bücher