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Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Titel: Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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sagte Bertrand und zog sich seinen abgetragenen Mantel über.
    »Gerade eben noch konntest du kaum abwarten, deine Kleider loszuwerden.«
    »Ah, aber da gab es ja auch etwas, um mich warmzuhalten«, sagte er. »Jetzt ist mir kalt.«
    Wir traten auf den Bahnsteig; im Schatten herrschte noch Frost, und der Kies knirschte unter unseren Schuhen. Ich schlenderte in Richtung der Soldaten, vier stramme Burschen, die mit ihren Stiefeln stampften und sich in die hohlen Hände bliesen. Ich wusste aus Erfahrung, dass schottische Soldaten in der Regel freundlich waren – einige unserer nächtlichen Gäste in Edinburgh hatten das deutlich unter Beweis gestellt –, und so freute ich mich auf ein kleines anzügliches Geplänkel mit diesen großen, stämmigen Kerlen in langen Wollsocken, die ihre haarigen Knie frei ließen.
    Bertrand trottete hinter mir her, und als wir die Soldaten passierten, machte einer von ihnen einen Knutschlaut, dem leises, kehliges Gelächter folgte.
    Ich blieb stehen und drehte mich um. »Guten Morgen, die Herren.« Bertrand ging weiter.
    »Morgen, Sir.« Der Anführer war ein grobschlächtiger, aber hübscher Kerl mit ausgeprägter Kieferpartie und gebrochener Nase. Die Mütze trug er tief in die Stirn gezogen; das Haar an seinem Hinterkopf war beinahe abrasiert. Den Streifen an seiner Jacke zufolge war er ein Sergeant.
    »Schön, sich die Beine vertreten zu können«, sagte ich. »Möchte jemand eine Zigarette?« Ich hielt mein Etui hin, das Bewunderung erregte.
    »Sieht aus wie Silber.«
    »Ist es auch.«
    »Sie sind Amerikaner.«
    »Und Sie sind Schotte.«
    »Und Ihr kleiner Freund?«
    »Der ist Belgier.«
    »Ich habe in Belgien gekämpft«, sagte der Anführer, »und ich habe noch ein Andenken aus dem Krieg.« Er hob seinen Kilt und zeigte mir eine tiefe Narbe an seinem linken Oberschenkel. Ich beugte mich hinab, um sie zu betrachten.
    »Sie haben Glück, dass Sie Ihr Bein noch haben.«
    »Ich weiß. Viele andere hatten dieses Glück nicht.«
    »Tut es noch weh?«
    »Sind Sie Arzt?«, fragte er.
    »Oder genießen Sie bloß den Anblick?«, warf ein anderer Soldat ein und stieß seinem Kameraden in die Seite.
    »Beides.«
    »Dann und wann sticht es«, sagte er und ließ den Rock wieder fallen. Ich stand widerwillig auf. Unter seinem Kilt war es offenbar schön warm, und ich hatte Lust, mir die Hände zu wärmen.
    »Und ansonsten geht es Ihnen gut?«
    »Ja, Sir.« Er ließ sich von mir Feuer geben. »Ich strotze nur so vor Gesundheit.«
    »Das höre ich gern.«
    »Vielleicht möchten Sie mich mal untersuchen, Doktor?« Das kam von einem der jüngeren Soldaten, einem Rotschopf mit Stupsnase.
    »Warum, Soldat, was fehlt Ihnen denn?«
    »Nun«, sagte er mit kindisch-alberner Stimme, »ich hab da unten dauernd so eine komische Schwellung.«
    Der Sergeant gab ihm eine leichte Ohrfeige. »Sei nicht immer so verdammt vorlaut, Kleiner. Tut mir leid, Sir.«
    »Kein Problem. Ich habe nichts gegen ein wenig Ausgelassenheit.«
    »Ach ja? Die Jungs sind ziemlich ausgelassen – stimmt doch, oder, Jungs?«
    Es gab ein allgemeines, zustimmendes Gemurmel.
    »Und was machen Sie in London?«, fragte ich ihn. »Pflicht oder Vergnügen?«
    »Ein wenig von beidem, Sir. Wir haben Wachdienst am Buckingham-Palast.«
    »Wirklich? Dann komme ich vielleicht vorbei, um einen Blick auf Sie zu werfen.«
    Der Sergeant neigte sich vor zu mir; sein Atem roch nach Whiskey. »Oder Sie kommen später in unseren Waggon und werfen dort einen Blick auf uns.«
    Er nahm noch einen Zug an seiner Zigarette und schnippte den Stummel mit Daumen und Zeigefinger weg. Der Stummel landete funkensprühend auf dem Bahnsteig und hauchte zischend im Frost sein Leben aus.
    Bertrand winkte mir vom anderen Ende des Bahnsteigs heftig zu.
    »Auf Wiedersehen, Jungs. Ich hoffe, euch noch näher kennenzulernen.«
    Sie lachten, winkten und zogen weiter. In der Gruppe wären sie vielleicht nicht bereit, mehr als schmutzige Reden zu schwingen, aber wenn ich einen von ihnen herausgreifen könnte – den stillen Dunkelhaarigen vielleicht, oder den grobschlächtigen Sergeant …
    Bertrand hüpfte von einem Fuß auf den andern. » Vas-y! Pour l’amour de dieu , Mitch …«
    »Was ist denn? Ich habe nur mit diesen –«
    »Hör zu.«
    »Was?«
    » Écoute! Da drin!« Er wies mit dem Daumen auf den Verschlag am Ende des Bahnsteigs.
    »Was ist denn?«
    »Geh hin und hör!«
    Er packte mich am Arm und schleppte mich zu dem Verschlag. Es stimmte, da war etwas zu hören –

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