Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
»Das dürfte fürs Erste reichen. Oh, und Bertrand, besorg dir um Himmels willen neue Klamotten.«
Ich grübelte immer noch über das Geheimnis des Flying Scotsman nach, als ich King’s Cross verließ und ein Taxi suchen ging, um nach Chelsea zu fahren. Boy Morgan hatte mich schon vor Stunden erwartet und machte sich sicher Sorgen. Vielleicht hatte er am Bahnhof angerufen und war über die Verspätung informiert worden. Vielleicht hatte er auch gehört, dass in diesem Zug jemand umgekommen war und hatte Angst um mich. Ja, er war sicher ganz verrückt vor Sorge. Gewiss bedeutete unsere Nähe in Cambridge und danach ihm nach wie vor etwas, ganz so wie mir …
Das Taxi rollte gen Süden, aber ich achtete nicht auf die Stadt. Ich dachte nur an Morgan und an das Willkommen, das er mir hoffentlich bereiten würde. Gott vergib mir, ich dachte nicht mal mehr an David Rhys.
»Ich wollte dich schon vermisst melden.«
Boy Morgan stand in der Tür in einem weißen Hemd, den obersten Knopf geöffnet, die Ärmel zur Hälfte über den langen, muskulösen Armen hochgekrempelt. Das Licht aus dem Flur umgab ihn. Nun, eine Sorge hatte ich nun weniger: Die Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatten, hatte seinem Aussehen nichts angehabt.
»Wir hatten ein paar Probleme unterwegs«, sagte ich und wuchtete meine Koffer die Treppen hinauf. »Du wirst mir nicht glauben, was passiert ist. Wir blieben in einem Tunnel südlich von York stecken, und währenddessen –«
Weiter kam ich nicht. Morgan schloss mich fest in die Arme, drückte mich an sich, und ehe ich wieder zu Atem kam, küsste er mich auf den Mund. Ich konnte mich nicht wehren – in den Händen trug ich schließlich das schwere Gepäck –, also öffnete ich die Lippen und ließ seine Zunge gewähren.
Eine weitere Sorge war damit abgetan: Er war ebenso erpicht darauf wie ich, unsere Beziehung dort wieder aufzunehmen, wo sie unterbrochen worden war.
Seine Augen leuchteten, seine Wangen waren gerötet. »Vince konnte dieses Mal nicht mitkommen?«
»Nein, er ist –«
»Und Belinda ist bereits zu Bett gegangen. Das Baby macht sie ganz schön müde, weißt du –«
»Boy.«
»Ja, Mitch?«
»Dürfte ich wohl hereinkommen?«
»Oh! Du lieber Himmel, tut mir leid!« Ihm wurde schlagartig bewusst, dass wir uns zwischen Tür und Angel umarmten, dass ich noch mein Gepäck in den Händen hatte und müde von der Reise war. »Ja, selbstverständlich. Lass mich dir was abnehmen. Wir haben hier leider keinen Butler oder Diener. Du musst mit mir vorliebnehmen.« Er nahm mein Gepäck, und ich folgte ihm die Treppe hinauf.
»Das Kinderzimmer befindet sich im oberen Geschoss; Belinda schläft dort meistens, damit sie mich nicht stört, wenn sie aufstehen muss.«
»Ich verstehe. Und wo komme ich unter?«
»Hier unten.« Er führte mich den Flur entlang. »Es ist nicht allzu schlimm, hoffe ich. Du hast dein eigenes Bad und alles.«
»Klingt ideal.«
»Apropos, ich könnte wetten, dass du ein Bad gebrauchen könntest. Wir haben fließend heißes Wasser, weißt du.«
»Selbst in Edinburgh müssen wir nicht mehr die Wasserkessel erhitzen.«
»Ich könnte dir ein Bad einlassen, wenn du möchtest.«
»Das wäre – mmmphhh!« Sobald wir im Gästezimmer waren, ließ er die Koffer fallen und küsste mich wieder. Dieses Mal hatte ich freie Hände und konnte seine vertrauten Ruderermuskeln befühlen, die schmale Hüfte, die hohen, festen Hinterbacken – und die allgegenwärtige Beule in seiner Hose. Gott, er war sogar noch wilder als ich – allerdings, so dachte ich mir, hatte er heute wohl noch keine drei Ladungen verspritzt. Angesichts der Verpflichtungen seiner Frau im Kinderzimmer fragte ich mich, ob er mehr als ein oder zwei Mal die Woche Sex hatte. Nun, ich würde schon bald jegliches Defizit in dieser Richtung ausgleichen.
»Zieh dich aus.«
»Boy –«
»Bitte. Ich will dich endlich wieder sehen.« Er zupfte an meinem Hemd, um es aus der Hose zu ziehen.
»Na, komm. Bedien dich.« Ich blieb ruhig stehen und gestattete ihm, mich zu entkleiden. Ich erinnerte mich an Abende in Cambridge, wo wir uns gegenseitig beim Anziehen für den Maiball oder formelle Diners geholfen hatten – allerdings in umgekehrter Abfolge. Statt mir beim Anlegen von Kragenknöpfen und Fliege zu helfen, entfernte er alles so schnell wie möglich – und das nicht gerade mit der größten Finesse. Knöpfe kullerten über den Boden, und als er bei meinem Hosenlatz auf ein Hindernis stieß, zerrte er
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