Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
Baronet.«
Sie schüttelten sich die Hände.
»Und wenn ich das so sagen darf, Frankie, du scheinst auch nicht viel Zeit zu verlieren. Ich dachte, du wärst bei Miss Athenasy beschäftigt.«
»Das war ich auch, aber ich hatte genug von ihr. Und da sie außerdem in Untersuchungshaft sitzt, gibt es für mich nicht viel zu tun.«
»Was?«
»Hast du denn nichts davon gehört? Na, offenbar nicht. Man wird die Sache totschweigen wollen. Sie wurde in King’s Cross erwischt, und das wahrscheinlich nicht zum ersten Mal, mit Taschen voller Diebesgut, wie es heißt.«
»Was, keine Drogen?« Dickinson hatte mir von Koffern voller Heroin erzählt, aber das konnte auch gelogen sein.
»Nein, Juwelen.«
»Großer Gott. Also war der Diamantring …«
»Kein Kommentar.« Er legte sich den Finger auf die Lippen. »Hier können wir nicht reden. Kommt mit ins Konversationszimmer.«
Dort warf Frankie sich auf ein ramponiertes altes Ledersofa – die Szene, wie ich mir ausmalte, von so manchen amourösen Verwicklungen hinter der Bühne. Das Konversationszimmer wirkte recht schäbig, wenn man bedachte, welche Leute hier verkehrten – allerdings wirkten Theater immer irgendwie schäbig auf mich.
»Oh, ich glaubte schon, sie würden mir Arme und Beine ausreißen, Mitch! Ein armes, schutzloses Wesen wie ich. Wo warst du, als ich dich« – er klimperte mit den Wimpern und machte einen Schmollmund à la Daisy Athenasy – »als ich dich brauchte?«
»Komm schon, Frankie. Raus mit der Sprache.«
»Nun, Liebes, Tatsache ist, dass man den Ring in ihrem Gepäck gefunden hat.«
»Den Ring? Rhys’ Ring?«
»Eben jenen. Den man ihm von der Hand hackte.«
»Aber doch nicht … mit dem Finger?«
»Mein Gott, nein. Bitte. Wie abstoßend. Nein – vom Finger gibt es keine Spur. Soweit ich weiß, suchen sie die Gleise ab.«
»Aber wie um alles in der Welt landete der Ring dann in Daisys Gepäck?«
»Die Frage stellt sie sich ebenfalls.«
»Du glaubst also nicht, dass sie etwas damit zu tun hat?«
»Daisy? Ach was! Sie hat gar nicht genug Grips, um sich als Meisterverbrecherin zu versuchen. Irgendjemand will ihr die Schuld in die Schuhe schieben.«
»Dickinson.«
»Es hat ganz den Anschein«, seufzte Frankie. »Ach, wenn ich an all die Male denke, da ich mich ihm dienstbar machen wollte … Nun, man lernt nie aus. Oder in meinem Fall: Man lernt es nie.«
»Für wen arbeitest du denn jetzt, Frankie?«
»Offiziell für Hugo Taylor. Er hat mich gern um sich. ›Du scheinst die faszinierendsten Leute zu kennen, Francis.‹« Er ahmte Taylor perfekt nach. »Er hält mich für so eine Art adlige Kupplerin, die ihm Scharen an hübschen jungen Männern und reichen alten Witwen in die Garderobe führt. Er ist wirklich ganz ekelhaft selbstbezogen.«
»Und inoffiziell?«
Frankies Hand flatterte an seinem Kragen herum. »Miss Bankhead. Tallulah.«
»Natürlich.«
»Ist sie nicht göttlich?«
»Wenn du meinst.«
»Oh, aber sie ist so theatralisch! Letzte Nacht blieben wir bis um vier auf, tanzten den Black Bottom und tranken Whiskey Sour.«
»Dafür siehst du aber sehr gut aus.«
»Nun, ich traf Vorkehrungen und nahm mir ein wenig aus Daisys Vorrat. Sie wird mir dafür danken, jetzt, wo sie in Untersuchungshaft sitzt. Das Ergebnis ist, dass ich mich ganz wunderbar fühle.«
Morgan saß die ganze Zeit mit griesgrämigem Gesicht da; er mochte Männer von Frankies Schlag nicht, und er konnte diese Abneigung auch nicht gut verbergen.
»Wie ich sehe, verunsichere ich deinen bezaubernden Freund«, sagte Frankie. »Du bist sicher aus einem bestimmten Grund hier, Mitch, und dabei handelt es sich sicher nicht um eine Einladung zum Abendessen.«
»Ich will ganz ehrlich sein: Wir hatten gehofft, ein paar Karten für die Aufführung heute Abend zu bekommen.«
»Ich sehe schon«, seufzte Frankie. »Es geht nie um mich … Nun gut. Wie viele möchtest du? Zwei? Vier? Eine ganze Loge?«
»Soll das ein Scherz sein?«
»Ich besorge dir eine Loge, wenn du eine möchtest. Die grässliche alte Lady Crawley kann ich auch zum Premierminister stecken. Sie schläft ohnehin das ganze Stück über, und er wird sich wie ein Kleinkind darüber freuen, eine so reiche Sitznachbarin zu haben, dieser alberne Kerl.«
»Nun, wenn du wirklich meinst …«
»Das wäre unglaublich nett«, sagte Morgan im angestrengten Versuch, höflich zu sein.
»Ich helfe doch gern einer Schwester … Hoppla, jetzt fange ich schon wieder damit an. Und ich gehe davon aus, dass
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