Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
sollte mittlerweile Zeit gehabt haben, sich umzusehen, und er hat versprochen, sobald wie möglich ein Telegramm zu schicken. Es war noch nicht da, als wir gingen, aber mittlerweile haben wir fast halb zehn.«
»Gute Idee. Das Einzige, was wir im Moment tun können, ist Beweismaterial gegen Dickinson zusammenzutragen.«
»Glauben Sie wirklich, dass er hinter all dem steckt?«
»Ich muss es glauben, Simm…, Entschuldigung, Thomas. Es gibt keine andere Erklärung.«
»Aber Sie haben keinen Beweis.«
»Noch nicht, das stimmt. Nur jede Menge Mutmaßungen. Aber wir haben keine Zeit, gegen irgendwen sonst Beweismaterial zu sammeln. Wir müssen das Wagnis eingehen. Wenn die Mosaiksteinchen zusammenpassen, dann haben wir unseren Schuldigen. Wenn nicht … nun, dann tappen wir im Dunkeln.«
»Und Bertrand?«
»Wir werden ihn finden, Thomas. Das verspreche ich Ihnen.«
»Vielen Dank, Mitch.«
»Und wenn die Puzzleteile zusammenpassen und sich herausstellt, dass Dickinson hinter dem Mord an David Rhys steckt, dann … nun, dann …«
»Ja, gute Frage. Was genau tun wir dann? Die Polizei können wir ja nicht rufen. Er ist die Polizei.«
»Die können ja nicht alle korrupt sein.«
»Da fragen Sie den Falschen. Meine Erfahrungen mit der Grünen Minna sind nicht die besten.«
Ich hatte so etwas schon oft von Freunden gehört; ich hatte bislang wohl einfach Glück gehabt. Ich erinnerte mich an den lange verstrichenen Sommer in Norfolk, als Boy Morgan und ich unseren Geschmack am Detektivspielen entdeckt hatten – selbst dort, in dem winzigen Dorf Drekeham, war die Polizei von Korruption durchdrungen. Einen anständigen Polizisten gab es dort, meinen Freund Wachtmeister Shipton, der mit dem haarigen und willigen Arsch – aber außer ihm gab es auch den sadistischen Sergeanten und seinen brutalen Handlanger Piggott, dessen Verhör eines zu Unrecht Verdächtigten mir die Augen für die eher unorthodoxen Arbeitsmethoden der englischen Polizei geöffnet hatte. Wenn dergleichen im beschaulichen Norfolk vorkam, um wie vieles schlimmer musste es dann erst in London zugehen?
Und doch musste es für jeden Peter Dickinson mindestens einen Wachtmeister Shipton geben. Wir mussten einen Gleichgesinnten bei der Polizei finden, jemanden, der uns Zugang zu geheimen Informationen verschaffte. Und um diesen Freund zu finden, war ich bereit, alle Tiefen auszuloten.
Ein Plan formte sich in meinen Gedanken – aber erst mussten wir ins Regal Hotel und sehen, ob ein Telegramm von Arthur gekommen war.
Wir rannten auf Simmonds’ Zimmer – zum Erstaunen des Portiers, der Simmonds erst vor Kurzem mit einem Mann das Hotel verlassen gesehen hatte, nur damit er jetzt mit einem anderen wieder aufs Zimmer hastete. Mit zitternden Händen riss Simmonds das Telegramm auf.
TUNNEL GESCHLOSSEN STOP POLIZEI HÄLT WACHE STOP SPÄTER HOFFENTLICH MEHR STOP ARTHUR
Das Herz rutschte mir in die Hose. Ich hatte auf einen Beweis gehofft, um Dickinson beschuldigen, Bertrand befreien und William Andrews entlasten zu können.
»Dickinson verdeckt seine Fährten«, sagte ich. »Ich bin mir sicher, dass wir nur in den Tunnel gefahren sind, damit er die Beweismittel beseitigen konnte.«
»Aber wer hat die Weichen gestellt?«, fragte Simmonds. »Und wieso fiel mir nichts auf? Ich mache diese Fahrt sechsmal die Woche.«
»Wenn ich das so sagen darf: Sie waren gerade mit etwas anderem beschäftigt. Blut lief unter der Toilettentür heraus. Mehrere Leute waren verletzt worden. Und ich vermute mal, dass Sie die ganze Zeit an Bertrand dachten –«
»Sie haben recht. Aber man kann die Weichen nicht einfach so umlegen, ohne dass jemand das mitbekommt. Jemand muss gewusst haben, was er tut. Jemand im Zug …«
»An wen denken Sie?«
»An Eltham, den Lokführer.«
»Ah, der Mann im Verschlag. Aber warum sollte er so etwas tun?«
»Vielleicht hat ihn jemand erpresst. Er und Rowson waren nicht sonderlich diskret.«
»Rowson ist der Heizer, vermute ich. Also hat Bertrand sie tatsächlich in dem Verschlag in York gesehen.«
»Es war nicht einfach für sie, sich zu treffen.«
»Sie arbeiten doch zusammen, um Himmels willen!«
»Mitch, haben Sie schon mal versucht, es zu treiben, während sie einen Dampfkessel befeuern und eine Lok steuern?«
»Also war der unplanmäßige Halt in York –«
»Ich fürchte ja. Das ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Ich habe die beiden gewarnt, aber sie wollten nicht hören.«
»So viel also zum Thema Schnellzug
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