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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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rascheln hörte. Sie ging zu dem Motorrad und kletterte auf den kleinen Notsitz hinter dem Sattel. »Bitte«, sagte sie, »fahren Sie. Bitte. «
    Und der Postbote fuhr. Bald sogar in einem beachtlichen Tempo, als wolle er das dubiose Abenteuer so rasch wie möglich hinter sich bringen. Der Wind pfiff Sheila in den Ohren. Mit aller Macht klammerte sie sich fest. Plötzlich ein Hupen, kreischende Bremsen, und sie prallte recht unsanft auf den Rücken des Postboten auf. Ein großer offener Wagen war aus einer Ausfahrt gekommen, und nun standen beide Fahrzeuge still.
    »Da werden Sie ganz schön Ärger bekommen, Morrison«, rief eine amüsierte Stimme aus dem Wagen, »wenn Sie einen Unfall bauen und eine Freundin hinten drauf haben. Nehmen Sie sich doch Zeit, Mann. Es hätte nicht viel gefehlt, und Sie hätten im Graben gelegen.«
    »Es ist keine Freundin, Sir.« Die Stimme des Postboten klang gekränkt. »Es ist eine junge Dame, die sagt, sie hat einen Mann erschossen, und will, daß ich sie zur Polizei fahre. Ich bringe sie zum Sergeant in Craigard.«
    »Erschossen!« Der Fahrer des Wagens sah Sheila überrascht an. Er war jung und sah gut aus. Außerordentlich blaue Augen. »Wie kann sie …« Er stutzte. »Kann ich behilflich sein?«
    Es war der Postbote, der antwortete. »Nun, Sir, wenn Sie zufällig nach Craigard fahren …«
    »Aber gewiß.« Der Mann im Wagen lehnte sich auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür. »Mit dem Auto geht es schneller. Aber wenn Sie etwas über die Sache wissen, Morrison, dann kommen Sie am besten nach und melden sich auf der Wache.«
    Sheila war benommen, verwirrt. Sie stieg ein, und binnen Sekunden ging es wieder in rasender Fahrt über die Landstraße. Eine ganze Weile sagte der Mann am Steuer nichts, und Sheila schloß daraus, daß er wohl der Ansicht war, die Sache gehe ihn nichts an. Aber dann kam ihm offenbar ein Gedanke. »Dieser Vorfall – es ist doch niemand verletzt worden, oder?«
    Wieder holte Sheila die Pistole hervor. »Ich habe auf einen Mann geschossen«, erklärte sie müde. »Er stürzte in einen Graben. Ich weiß es nicht.«
    Er nahm ihr die Waffe aus der Hand. »Sie haben damit ge schossen ?« Er fragte es ungläubig; dann hielt er sich vorsichtig, mit einem gewissen Abstand, die Mündung vor die Nase und schnüffelte. »Lieber Himmel!« Er legte die Pistole in das Handschuhfach vor ihr und gab noch ein wenig mehr Gas. »Ja dann«, seine Stimme war nun energisch, »dann sollten wir sehen, daß wir zur Polizeiwache kommen.«
    Sie schwiegen beide. »Es war ein Spion«, sagte Sheila dann.
    »Wie bitte?«
    »Es war ein Spion – ein deutscher Agent. Ich hatte etwas erfahren, was ich nicht wissen durfte. Er war hinter mir her. Eine ganze Reihe von ihnen. Da habe ich auf ihn geschossen.«
    Der Wagen wurde langsamer. Der junge Mann wandte immer wieder den Blick von der Straße ab und betrachtete sie ernst und aufmerksam. »Sind Sie eine Frau von Bildung?« fragte er.
    Es war eine seltsame Frage, und seltsam formuliert. Aber Sheila antwortete automatisch. »Ja – ich denke schon.«
    »Dann haben Sie gewiß schon von Leuten gehört – Frauen insbesondere –, die versuchen, sich mit den unglaublichsten Abenteuergeschichten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das weiß auch ein Dorfpolizist. Hören Sie« – Sheila sah, daß sie vor einer Kreuzung gehalten hatten –, »wie wäre es, wenn ich Sie gleich zu meinem Onkel führe? Wie der Zufall es will, ist er Lord Lieutenant in dieser Grafschaft, und er wird dafür sorgen, daß Ihre Sache direkt an den Polizeichef geht. Damit sparen Sie sich eine Menge Ärger auf der unteren Ebene.«
    »Ja, bitte tun Sie das.« Sheila lehnte sich ermattet zurück. Dann fragte sie aber doch noch: »Wie heißen Sie?«
    Sie fuhren gerade um eine Kurve, und der junge Mann drückte die Hupe. »Alaster Mackintosh«, sagte er. Er sah sie noch einmal an, und seine blauen Augen blitzten. »Ich heiße Alaster Mackintosh.«

Kapitel 16
    Castle Troy
    Es war eine lange Fahrt, wieder zurück in wildere Landstriche. Aber die Straße war gut ausgebaut, und der Wagen glitt durch den Spätnachmittag – so schnell und sanft, daß Sheila ein- oder zweimal beinahe eingeschlafen wäre. Der Mann im Graben, das wurde ihr jetzt klar, konnte ihr nichts anhaben; ob verwundet, ob tot, das war erledigt, das hatte sie hinter sich. Über diese psychologische Beobachtung dachte sie noch nach, als der Wagen zwischen schweren Torflügeln hindurch in eine buchengesäumte

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